Mittwoch, 14. Juni 2023
Steigende Nachfrage
Immer mehr Menschen suchen die Schuldnerberatung auf
Immer mehr Menschen suchen die Schuldnerberatung von Caritas und Diakonie auf. Grund sei die hohe Inflation der vergangenen Monate, teilte die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände am 12. Juni in Berlin mit.
In der bisher vierten Erhebung seit Spätsommer 2021 hatten die Wohlfahrtsverbände in zwei von drei Beratungsstellen erneut eine gestiegene Nachfrage in diesem Jahr verzeichnet. Insbesondere Beratungen zu Energie- und Mietschulden seien gefragt. Es zeigten sich zunehmend komplexe Problemlagen mit mehrfacher Belastung, etwa auch durch psychische Erkrankungen und familiäre Probleme. Etwa die Hälfte der Ratsuchenden seien Erwerbstätige.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes informierten sich etwa 600 000 Ratsuchende im vergangenen Jahr in Schuldnerberatungsstellen. Die Arbeitsgemeinschaft vertritt nach eigenen Angaben 1 400 gemeinnützige Schuldnerberatungsstellen, zu denen auch die der Arbeiterwohlfahrt, des Deutschen Roten Kreuzes, der Parität, von Kommunen und Verbraucherzentralen gehören. 456 Beratungsstellen nahmen den Angaben zufolge an der aktuellen Erhebung teil.
„Gut, dass sich die Menschen Hilfe holen. Und schlecht, dass wir in den Schuldnerberatungsstellen spezielle Lotsenangebote hin zur Energieberatung kaum anbieten können“, erklärte die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, Eva Maria Welskop-Deffaa. Ein entsprechender Förderantrag werde in der Bundesregierung „seit Monaten von einem Ressort zum anderen geschoben, obwohl die Gas-Wärme-Kommission ausdrücklich für den Ausbau der Beratung votiert hatte“, so Welskop-Deffaa, die der Expertenkommission angehört hat.
Die Vorständin Sozialpolitik der Diakonie Deutschland, Maria Loheide, bemängelte, „dass viele Behörden für die Ratsuchenden schwer erreichbar sind. Bis zur Entscheidung über Anträge dauert es zudem oft sehr lang“. Besonders auffällig sei dies beim Wohngeld. „Leidtragende der Sorgen und Zukunftsängste ihrer Eltern sind letztlich die Kinder und Jugendlichen.“
Die Schuldnerberatungsstellen seien überlastet und hätten zum Teil lange Wartezeiten. Die Verbände forderten erneut von der Regierung einen gesetzlichen Rechtsanspruch auf Schuldnerberatung und eine entsprechende finanzielle Ausstattung von Beratungsstellen. Die Umfrage wurde zum Start der bundesweiten Aktionswoche Schuldnerberatung veröffentlicht.(kna)