Kommunalwahl 2019

“Nun sind mal andere dran”

Adolf Schuch war 15 Jahre lang Ortsbürgermeister der Gemeinde Schmißberg. Jetzt geht der 79-Jährige in Rente und blickt zufrieden auf seine lange Amtszeit zurück.

vom 9. Mai 2019

Adolf Schuch

Es ist ein bewölkter, kühler Mai-Nachmittag. Adolf Schuch hat seinen kurzen, täglichen Mittagsschlaf beendet. Der 79-jährige läuft in seinen Hof und schmeißt seinen roten McCormick Bulldog an. Wie so oft, steht auch an diesem Nachmittag Arbeit an. Wie so oft in den vergangenen Wochen, muss Adolf zur Baustelle an der Vogelvoliere. Doch heute muss das Großprojekt warten. Die Redaktion von schmissberg.de hat Schmißbergs Bürgermeister zum Interview geladen. Wir treffen Adolf Schuch dort, wo man einen sensationellen Weitblick auf den Hunsrück hat, auf Hattgenstein, Gollenberg und natürlich die Skyline von Schmißberg. Wir warten auf einem Bänkchen im Friedhofsweg, nur unweit von Adolfs Schafherde entfernt.

Sechs Rasenmäher für die Weide von Adolf Schuch

Die sechs Kamerun-Schafe mit dem kurzen, braunen Fell fangen laut an zu mähen, als sie das vertraute Geräusch des Traktors hören. “Wenn der Bulldog angeht, fangen die schon an zu kreischen”, ruft Adolf lachend, als er mit seinem Traktor in den Friedhofsweg einfährt. Kein Wunder, er kommt jeden zweiten Tag hier hoch, um sie zu füttern. Mal mit Heu, mal mit Äpfeln. Heute ist der weiße Futter-Eimer voll mit trockenem Brot. Gierig drängeln sich die Schafe an den Zaun des Geheges und stibitzen, eines nach dem anderen, die Brotstücke aus Adolfs Hand.

Die Kamerun-Schafe arbeiten als Adolfs persönliche Rasenmäher.

Adolf ist ein Kümmerer. So liebevoll, wie er sich um seine Schafe kümmert, hat er sich als Bürgermeister 15 Jahre lang um Schmißbergs Bürger gekümmert. Das Dorf und all seine Bewohner liegen ihm am Herzen. Das ist deutlich zu spüren.

„Ich wollte nirgendwo anders leben (…)“

Quelle: Adolf Schuch

“Ich wollte nirgendwo anders leben. Und wenn ich höre, was in anderen Gemeinden manchmal so los ist, denke ich immer: Ach was leben wir doch in Schmißberg so friedlich und schön”, sagt er mit leuchtenden Augen.

Ein Ur-Schmißberger geht seinen Weg

Es war der 3. Oktober 1939 als Adolf Schuch in seinem Elternhaus in Schmißberg geboren wurde. Als Bruder von drei Schwestern wuchs er neben seinem Vater, sozusagen als Hahn im Korb auf. 1960 lernte er seine Frau Leni kennen, zwei Jahre später heirateten die beiden. Bis heute sind sie noch ein eingespieltes Team.

Als sogenannter Ur-Schmißberger war Adolf im Dorf bekannt, bei der Gemeinderatswahl 1979 wurde er zum ersten Mal in den Gemeinderat gewählt. Bereits damals war der gelernte Schreiner im Dorf engagiert. Egal ob es darum ging Regale für das Gemeinschaftshaus zu bauen, bei der traditionellen Schmißberger Amboss Kirmes zu helfen oder das Dorf für den Verschönerungswettbewerb “Unser Dorf soll schöner werden” herausputzen.

Adolfs Showeinlagen bei der Schmißberger Kirmes waren beim Publikum immer beliebt und machten ihn natürlich auch bekannt.

Gerade dieser Wettbewerb ist Adolf heute noch gut in Erinnerung. “Damals gab es gerade mal 13 Häuser in Schmißberg und beim Wettbewerb wurde viel Wert auf das äußere Erscheinungsbild des Dorfes gelegt”, erzählt er. Deswegen seien auch überall Blumen gepflanzt und Häuser gestrichen worden. Ein Aufwand, der sich sogar zwei Mal gelohnt hat. Nach 1969, gewann Schmißberg 1981 erneut die Silbermedaille im Bundesentscheid bei “Unser Dorf soll schöner werden” 14 Schmißberger durften damals, während der Grünen Woche, ein paar Tage zur Siegerehrung nach Berlin fliegen. An den Moment, als der damalige Landwirtschaftsminister Josef Ertl der Delegation die Medaille überreichte, erinnert sich Adolf noch ganz genau: “Das war ein erhabenes Gefühl, dass die Arbeit die man für das Dorf geleistet hat, belohnt wurde. Außerdem wäre ich damals sonst nie nach Berlin gekommen. Das war schön.”

Adolf begleitet 1981 als Gemeinderatsmitglied die Kommission des Wettbewerbs „Unser Dorf soll schöner werden“ durch die Gemeinde.

2004 stieg Adolf vom Gemeinderatsmitglied zum Bürgermeister auf. Für ihn, wie er selbst sagt, keine große Umstellung. Schließlich hatte er bereits Jahre zuvor den damaligen Ortsbürgermeister Erwin Burger bei allen möglichen Arbeiten immer wieder unterstützt. Auch bei den darauffolgenden Wahlen 2009 und 2014, bei denen Adolf Schuch sogar Gegenkandidaten für das Amt des Bürgermeisters hatte, konnte er sich ohne Probleme durchsetzen. Angst zu verlieren hatte er dabei nie, sagt er: “Wer die meisten Stimmen bekommt der wird Bürgermeister, das ist eine demokratische Wahl, wenn es jemand anders geworden wäre, hätte ich damit kein Problem gehabt.”

Keine Arbeit ist Adolf Schuch zu viel

Bürgermeister in Schmißberg zu sein bedeutet für ihn weit mehr, als einen guten Draht zur Verbandsgemeindeverwaltung zu haben, die Post der Gemeinde abzuholen, Gemeinderatssitzungen zu leiten oder wie sein Vorgänger Erwin Burger, wöchentlich den Platz vor dem Gemeinschaftshaus zu kehren. Für Adolf Schuch war es immer wichtig, im Dorf aktiv zu sein. Egal ob es bei Arbeitseinsätzen darum ging das Dorf sauber zu halten, Hecken zu schneiden, Bänke rauszustellen oder gar etwas neuzubauen. Adolf war immer dabei, keine Arbeit war ihm zu viel.

Trotz seiner 79 Jahre steht er immer noch als Wirt im Schlacht- und Gemeinschaftshaus hinter der Theke, hilft bei Festen und trägt täglich früh morgens die Zeitung aus. Und egal wie kurz oder lang man in Schmißberg wohnt, zum Geburtstag findet man eine Karte von ihm im Briefkasten. “Ich glaube, dass die Leute sich darüber ein bisschen freuen, wenn sie von der Gemeinde eine Karte zum Geburtstag bekommen. Ich weiß gar nicht, ob es das woanders auf der Welt noch mal gibt”, sagt er lachend.

Adolf trägt jeden Morgen die Zeitung und auch alles andere aus. Wenn es mal ein bisschen mehr ist, so wie an diesem Sommermorgen, dann benutzt er einen Schubkarren.

Ein guter Kontakt zu seinen Mitbürgern, den Draht zu ihnen zuhalten, ist ihm das Wichtigste. “Man muss auf die Leute zu gehen. Was mich stört, ist, dass die letzten Jahren hier so viele Leute eingezogen sind und noch nicht einer von denen da war und sich bei mir angemeldet hat. Das war früher anders. Da sind die Leute eingezogen und haben sich beim Bürgermeister vorgestellt. Das ist schade, dass das heute nicht mehr so ist.”

“Ich sag ihnen (a.d.R. Neubürgern) dann, dass sie sich an mich wenden können, wenn sie Hilfe brauchen. Das find ich einfach wichtig”.

Quelle: Adolf Schuch

Heute läuft es eben andersherum. Wenn neue Leute nach Schmißberg ziehen, klopft Adolf in seiner Funktion als Ortsbürgermeister an ihre Tür und stellt sich vor. “Ich sag ihnen dann, dass sie sich an mich wenden können, wenn sie Hilfe brauchen. Das find ich einfach wichtig”.

Adolf begrüßt die Neubürger auf dem Neujahrsempfang der Gemeinde Anfang 2017.

Während einige der Schmißberger gar nicht wissen wer alles im Dorf wohnt, eins ist klar: Adolf weiß es ganz genau. Er weiß wann und wo in Schmißberg Kinder geboren wurden, er weiß wann, wo und wie lange, welche Arbeiten verrichtet wurden und er kennt sämtliche Verwandtschaftsverhältnisse in der Gemeinde. Er ist eine Dorfchronik auf zwei Beinen. Du willst etwas über Schmißberg wissen? Frag Adolf! Er kann die Fragen nicht nur beantworten, sondern hat meist auch noch eine interessante Anekdote dazu im Gepäck.

Jetzt sind andere dran

Adolf Schuch ist untrennbar mit Schmißberg verbunden. Er hat für den Ort nicht nur viel getan, sondern dort auch viel erlebt. Während seiner 15-jährigen Amtszeit als Bürgermeister hat er viele Leute kommen und gehen sehen. Er hat erlebt wie Schmißberg gewachsen ist und wie es sich verändert hat. Im Oktober wird er 80 Jahre alt. Zeit für ihn, das Zepter als Ortsbürgermeister weiterzugeben. “Ich will nicht mehr als erster Mann vorgehen, das können jetzt mal andere machen. Im besten Fall funktioniert alles gut weiter, auch wenn ich mal nicht dabei bin.”

Adolf begrüß Schmißbergs Senioren zum Seniorennachmittag im Schmißberger Gemeinschaftshaus.

Dennoch erinnert er sich gerne an seine Zeit als Bürgermeister. Auch wenn es nicht immer einfach war. “Natürlich muss man sich manchmal auch ärgern und hat Sachen, die einem gegen den Strich gehen, aber wir kommen ja hier alle untereinander gut aus. Bei uns im Dorf ist ja keine Zwietracht, da spricht jeder mit jedem, da ist Frieden. Wir haben diese besondere Gemeinschaft, in der jeder für jeden da ist und das ist das schöne bei uns im Dorf.”

Adolf ist stolz auf die Anerkennung

Wenn man Adolf Schuch nach seinem schönsten Erlebnis während seiner Amtszeit fragt, muss er etwas überlegen, denn da gab es einige. Eine Sache rührt ihn jedoch immer wieder: “Das Schönste war, wenn die Leute gesagt haben: Mensch was du alles machst! Da war man stolz über die Anerkennung für das, was man getan hat. Das ist mir im Herz geblieben.”

“Das war schon prima. Von dem was dort gemacht wurde, zehren wir heute noch.

Adolf Schuch über die Umgestaltung der Dorfmitte und den Umbau des ehemaligen Schlachthauses in eine Dorfwirtschaft.

Und auch noch an ein anderes Ereignis erinnert er sich gerne: Die Umgestaltung der Dorfmitte mit dem Schlachthaus und seiner Anlage. “Das war schon prima. Von dem was dort gemacht wurde, zehren wir heute noch. Während in anderen Dörfern tote Hose ist, haben wir mit Gemeinschafts-und Schlachthaus zwei Wirtschaften. Und das Schlachthaus ist einfach gemütlich. Da macht man Feuer und in einer viertel Stunde ist es warm und was da alles stattfindet an Festen, wie sich die Gemeinschaft dort trifft, das ist wirklich schön, wenn man das so sieht.”

Dass es einige Zeit so aussah, als ob Schmißberg nach ihm keinen Bürgermeister mehr hat, weil sich kein Kandidat für seine Nachfolge gefunden hat, war für ihn enttäuschend. Umso glücklicher ist er nun, dass sich Thomas Marx der Verantwortung stellen will und für das Bürgermeisteramt in Schmißberg kandidiert.

Ortsbürgermeister Adolf Schuch und sein Wunschnachfolger Thomas Marx, beim gemeinsamen Arbeiten an der Vogelvoliere.

“Wenn er nicht gewählt werden würde, dann wäre ich sehr enttäuscht und traurig. Ich weiß, dass vor allem die älteren Leute skeptisch sind, weil sie ihn noch nicht so kennen, aber ich kann nur sagen, dass er sich alle Mühe gibt und er der richtige Mann für den Posten ist. Auch wenn er erst kurz hier wohnt: Der hat sich so integriert und arbeitet so mit und ich werde ihm helfen so gut, wie es geht. Ich kann ihn nur loben und sagen hoffentlich kriegt er genug Stimmen, denn für uns ist er ein Gewinn.”

Adolf will für Schmißberg weiter im Einsatz sein

Auch wenn Adolf Schuch nun nach 15 Jahren seinen Posten als Bürgermeister aufgibt, bleibt er Schmißberg natürlich erhalten. Für die Zukunft hat er nur zwei kleine Wünsche: “Für Schmißberg wünsche ich mir, dass es so weitergeht wie bisher und für mich wünsche ich mir, dass ich noch ein paar Jahre bei bester Gesundheit hier leben kann.”


“Zwar fällt es mir immer schwerer auf meinen Bulldog zu klettern, aber wenn ich einmal oben bin, dann geht es.

Quelle: Adolf Schuch

Und eins steht für Adolf fest. Solange er noch kann, wird er für Schmißberg und seine Bürger im Einsatz sein. “Zwar fällt es mir immer schwerer auf meinen Bulldog zu klettern, aber wenn ich einmal oben bin, dann geht es. Und solange ich helfen kann und mein Typ verlangt wird und solange ich noch auf meinen Bulldog klettern kann, stehe ich noch für alles zur Verfügung”, sagt er mit einem Augenzwinkern.

Und dann klettert Adolf Schuch auf seinen roten Bulldog und fährt winkend davon.

Denn, es steht ja noch Arbeit an.


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