ErlebnisführungErlebnisführung mit schaurig–schönen KriminalgeschichtenBei Dunkelheit auf
den Stufen des Domes den Geschichten von Gaunern, Mördern und Dirnen zu
lauschen, hat in Speyer einen ganz eigenen Reiz. Wer den Gang durch die
mittelalterliche Kriminalgeschichte der Domstadt nicht scheut, der kann sich
jeden 3. Freitag im Monat bei der Erlebnisführung „Gauner, Richter, Blutgericht“
ein wenig gruseln lassen. Mittelalterlich gewandete Ratsherren und ein
Kirchen–Bruder werden die Erlebnishungrigen durch die engen Altstadtgassen
führen und von der dunklen Seite der ehemals freien Reichsstadt
berichten, von blutrünstigen Taten, Dieben und Kindsmörderinnen.
Im Domgarten knistert´sMit spärlichen aber gezielt eingesetzten dramatur-gischen Mitteln, Sprachwitz und schaurig–schönen Geschichten unterhalten Moritz vom Eck, Werner von der Lau und Bruder Remigius ihr Publikum. Schon der kurze Weg durch den dunklen Domgarten schafft das notwendige Knistern und die richtige Atmosphäre für eine Erlebnisführung. Im flackernden Licht einiger mit Wachskerzen bestückter Laternen wird die romanische Kathedrale schnell zur bedrohlichen Steilwand aus Türmen, Bögen und Gesimsen. Vor dieser imposanten Kulisse lassen sich prächtige Schauergeschichten erzählen. Am Heidentürmchen angekommen wird die Mär von der fahrenden Dirne Sybilla aus Nürnberg zum Besten gegeben. Wegen „liederlichem Verhalten“ wurde diese – eingenäht in einen Sack – am helllichten Tage in die Fluten des Rheins geworfen. Witzig dabei auch die pseudo–lateinischen Kommentare von Bruder Remigius: „Judicata est ad Rhenum zu sacke.“ Weiter geht´s über die Sonnenbrücke und durch die „Unterstadt“, den Hasenpfuhl, mit den Geschichten von Kindsmörderinnen und Betrügern im Gepäck, zum Fischmarkt und in das Gassengewirr des alten Speyer. Besonderes Interesse beim geneigten Publikum weckt die
Geschichte von den „Lästersteinen“, mit denen laut mittelalterlicher Ratsordnung
Frauen behängt wurden, die aus der Rolle fielen, fluchten, oder ausschweifige
Reden hielten. Sie mussten die Steine mit der Kette um den Hals vom Domnapf bis
zum Altpörtel schleppen, unverschleiert und ohne Mantel, zum Gespött der
Passanten. Wegen der vielen geschwätzigen Weiber in der Stadt soll
zeitweise Mangel an Lästersteinen geherrscht haben. Besuch im
KerkerHöhepunkt und Abschluss des schaurig–schönen Kriminaltangos ist ein Besuch im Kerker des Altpörtels, den man durch eine schwere Eichentür im Torbogen betritt. Im schönsten Torturm der alten Stadtbefestigung war auch das größte Gefängnis der Stadt untergebracht, das von allen Kerkern in Speyer am längsten in Betrieb war (bis1831). Süffisant werden in diesem düsteren Loch neben einem Zeremonial–Schwert und den bereits zitierten „Lästersteinen“ eine ganze Reihe von Hinrichtungs– und Folterinstrumenten präsentiert. Die erst 2006 wieder hergerichtete Arrestzelle zeigt zwar nur noch einen kleinen Teil des ursprünglichen Kerkers, aber man kann sich dort wohlig gruseln lassen bei der Vorstellung, wie vor fünfhundert Jahren die Gefangenen gequält wurden und bei Wasser und Brot auf einem Strohsack vor sich hinschmachteten. Da kommt mir nur noch Goethe´s Faust in den Sinn, der in der Kerker–Szene, mit Schlüsselbund und Lampe bewaffnet, vor einer eisernen Tür schaudernd folgende Sätze spricht: „Mich fasst ein längst entwohnter Schauer, Der Menschheit ganzer Jammer ... fasst mich an, Hier … hinter dieser feuchten Mauer.“ Matthias Nowack | Quickfinder Kultur Kulturbüro Bildende Kunst Musik Theater, Kleinkunst, Tanz Literatur Infos Die Erlebnisführung Gauner, Richter,
Blutgericht ist als Gruppenführung bei der Tourist–Information buchbar. Tel. +49 (0) 62 32 14 23 92 Kurzbewertung Schaurig–schöne Kriminalge-schichten. Wohliges Gruseln bei einem Besuch im Kerker
der Stadt Speyer. |