Gniezno zählt etwa 70.000 Einwohner und liegt in der reizvollen Seen- und
Hügellandschaft der Region Wielkopolska (Großpolen), rund 50 km östlich von der
Wojewodschaftshauptstadt Poznan entfernt. Als erste Hauptstadt Polens und mit
einer über 1000jährigen Geschichte ist Gniezno eng mit der Entstehung und
Entwicklung des polnischen Staatswesens verbunden. Hier residierte der erste
historische Fürst Mieszko I. aus der Dynastie der Piasten, der mit seiner Taufe
im Jahre 966 den Übergang Polens zum Christentum einleitete. Dieses Jahr wird
seither als offizielles Gründungsdatum des polnischen Staates
gefeiert.
In die Regierungszeit seines Sohnes, Boleslaw des Tapferen,
genauer gesagt in das Jahr 1000, fällt die Pilgerfahrt des
deutschen Kaisers Otto III. nach Gniezno zu den Reliquien des Heiligen
Adalbert. Im gleichen Jahr entstand das Erzbistum Gniezno und der
Erzbischof wurde nachfolgend zugleich Primas von Polen.
Die Bedeutung der Stadt verblasste infolge der Kriege, Stadtbrände
und Epidemien, die Gniezno in seiner wechselvollen Geschichte heimsuchten. Die
Verlagerung des staatlichen Zentrums nach Krakau beschleunigte diese Entwicklung
und verhalf dem nahegelegenen Poznan zu immer stärkerem Aufschwung.
Leder-, Textil-, Zucker- und Maschinenindustrie haben seit Jahrhunderten
ihren Standort in Gniezno. Der Zusammenbruch des kommunistischen Systems aber
ließ die Arbeitslosenzahlen enorm anwachsen. In der marktwirtschaftlichen
Neuorientierung beginnt sich die Stadt nun allmählich zu entwickeln. Ein
Beispiel für eine gelungene Umstellung auf die neuen wirtschaftlichen
Bedingungen ist das Textilwerk Polanex, das Hemden und Blusen auch für
den Export (u.a. nach Deutschland) herstellt.
Gniezno ist zugleich
kulturelles Zentrum der Region. Zum einen sorgen ein Theater und zwei
Kulturhäuser für ein abwechslungsreiches Programm, zum anderen ist Gniezno einer
der wichtigsten Orte an der „Piasten-Straße“ und zieht jährlich tausende von
Touristen aus allen Landesteilen und aus dem Ausland an. In der Fülle
geschichtsträchtiger Baudenkmäler steht die gotische Kathedrale an erster
Stelle, in der sich zwei einzigartige Kunstwerke befinden: das silberne
Reliquiar des Heiligen Adalbert und das Eingangsportal aus dem 12. Jahrhundert.
Auch das „Museum der Anfänge des polnischen Staates“ und „Erzdiözesanmuseum“
verdienen besondere Erwähnung.
Der klassizistische Baustil in der Innenstadt gibt einen Eindruck von der
einstigen Bedeutung Gnieznos. Doch auch heute noch erzeugt die beeindruckende
Architektur eine erhabene Atmosphäre. Über die prächtig gestaltete Fußgängerzone
mit ihren Straßencafés und Geschäften und über den alten Marktplatz führt der
Weg direkt auf die Kathedrale zu.
Die Städtepartnerschaft wurde anlässlich des 25-jährigen Jubiläums 2017 in Speyer erneuert. 1994 wurde der Freundeskreis Speyer-Gniezno gegründet, die erste offizielle Bürgerreise führte Speyerer Bürgerinnen und Bürger in die Partnerstadt und 1995 traten erstmals Sängerinnen und Sänger zum Weihnachtsmarkt der Partnerstädte in Speyer auf. Dies wird bis heute fortgeführt und erfreut sich großer Beliebtheit.
Das
Gemeinsame, die EU-Mitgliedschaft, die Bürgerschaft innerhalb eines 500
Millionen Menschen umfassenden Staatenbundes, gemeinsame Interessen, Themen und
Fragestellungen – dies sind die Anknüpfungspunkte für die Städtepartnerschaft
in dieser Zeit.