Klassikserenaden
Mit einem Bläserreigen des Ensembles Quinton gingen die Klassikserenaden auf der Festung Ehrenbreitstein in erlesenem Klang und bester Laune zu Ende. Barbara Harnischfeger berichtet.
Abschluss der Klassikserenaden auf der Festung Ehrenbreitstein
Bei Bläsermusik mit dem Ensemble Quinton wieder voll besetzte Festungskirche und viel Applaus. „Diese jungen Musiker spielen mit einer Begeisterung, das ist einfach wunderbar“, lautete ein Kommentar beim anschließenden Zusammensein auf ein Glas Wein, das der Vorsitzende des Festungsvereins, Hans-Ulrich Stelter, und die Vorsitzende des Villa Musica-Freundeskreises, Barbara Harnischfeger, ausschenkten. Einige Zuhörer gaben den jungen Musikern Rückmeldung, welches Stück am Besten ankam, und zur Verwunderung der Ausführenden war es etwas Zeitgenössisches: die Sonatine für Oboe und Fagott des erst 1974 gestorbenen Komponisten André Jolivet. Mit seiner Moderation hatte der Fagottist Tobias Reikow das Eis dafür gebrochen.
Zusätzlich sorgte Barbara Harnischfeger mal wieder für besondere Nähe zu den Villa Musica-Stipendiaten. Anknüpfend an das, was ihr der Sprecher des Ensembles Quinton vor dem Konzert erzählt hatte, animierte sie ihn, vor Publikum zu erzählen. Sein Fazit: „Ohne Villa Musica würde es uns nicht geben. Nirgends sonst könnten wir so konzentriert miteinander arbeiten. Wir leben über Deutschland zerstreut und wir haben nur kleine Wohnungen, in denen wir nicht gemeinsam proben können“. Noch studieren der Fagottist, der Oboist, der Flötist, die Klarinettistin und die Hornistin - die dieses Mal nicht dabei war -, aber einige helfen schon im Orchester aus. Und sie müssen sich um eine feste Orchester-Stelle bemühen. Denn entgegen einem Streichquartett könne ein Bläserensemble von Kammermusik nicht leben. „Dabei wollte ich das immer machen“, sagt Tobias Reikow. Und auf hohem Niveau sei es nur möglich, wenn man in einer festen Besetzung mit KollegInnen, die auf dem selben Stand sind, intensiv Werke einstudiert. Das sei ihnen voriges Jahr bei Villa Musica ermöglicht worden. Dazu hatten die Freunde der Villa Musica einen renommierten Professor als „Coach“ finanziert, und prompt gewann Quinton einen der begehrten Preise beim Deutschen Musikwettbewerb. Momentan sind die Bläser für ein Konzertprojekt in der Kammermusik-Akademie der Villa Musica im Schloss Engers. Sie spielen am Samstag eine Trifelsserenade auf der Kaiserburg Trifels in Annweiler und am Sonntag das gleiche Programm mit Werken von Danzi, Barbar, Zemlinsky, Ravel und Fazıl Say.
31.7. Bläserreigen
Vier virtuose Bläser*innen vom Ensemble Quinton luden das Publikum zu einem Spaziergang durch europäische Städte ein. Dresden machte den Anfang. Der böhmische Barockmeister Zelenka schrieb seine berühmten sechs Triosonaten 1720 am Dresdner Hof Augusts des Starken. 1794 komponierte Joseph Haydn seine „Londoner Trios“ für zwei blasierte englische Lords, die auf der Flöte dilettierten. Am kleinen Hof der Herzöge von Coburg wirkte der Flötenvirtuose Caspar Kummer im Biedermeier als Musikdirektor. Ziel der kleinen Europa-Tour ist natürlich Paris. Wo derzeit Athletinnen und Athleten um olympisches Gold kämpfen, ist schon seit Jahrhunderten die Weltelite der Bläser zuhause. Für sie komponierte André Jolivet 1963 sein sperrig-dissonantes und doch theatralisch verspieltes Duo für Oboe und Fagott. Im Divertissement von Jean Françaix wurde diese Duobesetzung durch die Klarinette zum Trio d’anches erweitert. Der damals noch junge Meister locker leichter Bläsermusik aus Le Mans schrieb sein Trio zwei Jahre nach Kriegsende im Stil des Post-Impressionismus: leicht melancholisch, farbig schillernd, mit der Nonchalance des „Savoir vivre“.
Ensemble Quinton: Jan Chɫap, Flöte | Fabian Sahm, Oboe | Lisa Wegmann, Klarinette | Tobias Reikow, Fagott
Jan Dismas Zelenka: Triosonate Nr. 1 F-Dur
Joseph Haydn: Londoner Trio Nr. 1 C-Dur
Caspar Kummer: Duo für Flöte und Klarinette, op. 46 Nr. 1
André Jolivet: Sonatine für Oboe und Fagott
Jean Françaix: Divertissement für Trio d‘anches