Ahnen/Messal: Landesmuseum Mainz erstrahlt in neuem Glanz

Über sieben Jahre hat es gedauert, von der ersten Planung bis zur Fertigstellung – nun erstrahlt das Landesmuseum Mainz in neuem Glanz. In einem zweiten Bauabschnitt wurden drei Gebäudetrakte des Museumskomplexes komplett saniert und neu eingerichtet. Bereits 2007 konnte der erste Bauabschnitt abgeschlossen werden. Kulturministerin Doris Ahnen, Finanzstaatssekretär Dr. Rüdiger Messal, die Museumsdirektorin Dr. Isabella Fehle und der ausführende Architekt Professor Jochem Jourdan stellten heute bei einer Pressekonferenz die neuen Räumlichkeiten und die fertig gestellte Dauerausstellung vor.

„Durch die umfangreichen Bau- und Sanierungsmaßnahmen gehört das Landesmuseum Mainz heute zu den Häusern, die internationalen Museumsstandards entsprechen. Es wurde nicht nur als Gebäude saniert und modernisiert, es hat sich auch programmatisch neu ausgerichtet: Die Besucherinnen und Besucher stehen bei allem, was das Museum bietet, im Mittelpunkt", erklärte Kulturministerin Doris Ahnen. Damit habe die rheinland-pfälzische Landesregierung durch die umfänglichen und kostenintensiven Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten ein wichtiges Ziel erreicht.

„Auch in der Vermittlung kultureller Bildung setzt das Landesmuseum neue Maßstäbe. Bildungsinhalte sollen zukünftig nicht nur noch besser, sondern auch noch unterhaltsamer vermittelt werden. Beides müssen Museen heute leisten, um für das Publikum interessant zu sein", sagte Kulturministerin Ahnen. Wichtig seien auch eine freundliche und serviceorientierte Eingangssituation ebenso wie ein sinnfälliger Museumsrundgang, die Erschließung der Ausstellungsflächen für Menschen mit Handicaps und kindgerechte Angebote.

32,4 Millionen Euro seien bislang in die Sanierung und die Neueinrichtung des Landesmuseums Mainz investiert worden, erläuterte Finanzstaatssekretär Rüdiger Messal. Nach Fertigstellung der Steinhalle würden die Gesamtinvestitionen 44 Millionen Euro betragen. Eine ausgereifte kulturelle Infrastruktur sei ein bedeutender Wirtschafts- und damit Standortfaktor. „Vom kulturellen Niveau profitiert auch die wirtschaftliche Attraktivität. Investitionen in die kulturelle Infrastruktur kommen deshalb der ganzen Region zu Gute", bekräftigte Messal.

Insgesamt umfasst die Präsentation des Landesmuseums Mainz nun 14 Abteilungen. Die neu eingerichteten Abteilungen überraschen mit attraktiven Themenbereichen und ganzheitlichen Darstellungen der Epochen. Das Ausstellungskonzept ist modern und bedient sich neuer Medien wie Touchscreen-Terminals, Zeitbilder, Audioguides mit Führungen in verschiedenen Sprachen. Die Objekte sind nach neuesten didaktischen Erkenntnissen zusammengestellt und stehen miteinander im Dialog: Epochen werden erlebbar.

 

So präsentieren sich die sechs neuen Abteilungen:

Der Museumsrundgang beginnt mit dem Auftaktraum. Seine Themenbereiche streifen alle Genres der Kunst und greifen auf die Abteilungen vor. Liebe und Glück, Zeit und Glaube, Tod und Gewalt beschäftigten die Menschheit seit ihren Anfängen, was sich in ihren Alltagsdingen und nicht zuletzt der Kunst spiegelt. Der Besucher kann sich hier auf einen erlebnisreichen Museumsbesuch einstimmen.

Die Abteilung Frühes und Spätes Mittelalter beginnt mit der Inszenierung des Fürstengrabes von Planig. In weiteren Präsentationen folgen Funde aus der Zeit des fränkischen Reiches und Schätze der Zeit bis zur Jahrtausendwende. Die prächtigen spätmittelalterlichen Skulpturen und Tafelgemälde sind eng mit der Geschichte des Hauses verknüpft und stammen fast ausschließlich aus Mainz und der näheren Umgebung.

Die Judaica-Sammlung verfügt neben bedeutenden Grabsteinen ab dem 11. Jahrhundert vor allem über Kultgegenstände aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Sie bezeugen die Zeit seit dem Mittelalter, in der Mainz eines der bedeutendsten Zentren der Schum-Gemeinden war.

In der Abteilung Romantik und Historismus werden neben Werken der bedeutenden Akademien in Düsseldorf und München u. a. Möbel der Mainzer Manufaktur Bembé ausgestellt.

Werke großer deutscher Impressionisten sowie der berühmte kubistische „Frauenkopf" von Pablo Picasso bilden den Auftakt zur Sammlung der Kunstwerke des 20. und 21. Jahrhunderts, die einen Querschnitt verschiedener aufeinander folgender Kunstströmungen bis hin zu Arbeiten zeitgenössischer Künstler bietet.

Die umfangreiche Graphische Sammlung bildet den Abschluss des Museumsrundgangs. Mit ca. 45.000 Blättern ist sie die größte des Landes Rheinland-Pfalz und umfasst Zeichnungen und Druckgraphiken von der Dürerzeit bis zur Gegenwart. Der Schwerpunkt der Sammlung liegt auf der Zeichnung des 19. Jahrhunderts, und hier besonders auf der deutschen Romantik. Die bedeutende Sammlung hat nun einen eigenen Ausstellungsbereich, in dem zur Eröffnung des Hauses Meisterzeichnungen gezeigt werden. In Zukunft werden die Bestände in immer wieder wechselnden Ausstellungen den Besuchern zugänglich gemacht.

Auf dem Audioguide gibt es nun neben der Erweiterung der Führung zu den Highlights des Hauses eine Führung zur Stadtgeschichte und eine eigene Führung für Kinder, in der Goldi, das neue Maskottchen des Hauses, durch die Ausstellung führt.

Mit seinem generationenübergreifenden Angebot bietet das Landesmuseum Mainz ein Programm für Menschen jeden Alters.

Das Landesmuseum Mainz ist für sein Konzept der Barrierefreiheit bereits mehrfach prämiert worden und wird deutschlandweit als Vorbild wahrgenommen. Das vielfältige Angebot für sinneseingeschränkte Menschen ist um die neuen Abteilungen erweitert worden. Mit der Neueröffnung wird darüber hinaus ein Folienbuch für blinde und sehbehinderte Besucher vorliegen, das neben Relieffolien beschreibende Texte in Blinden- und Großschrift enthält.