Kartierschwelle und Bewertung
Für eine selektive Kartierung ist die Definition einer Kartierschwelle erforderlich. Hierbei ist der Biotoptyp Ausgangspunkt für die Betrachtung.
Hinsichtlich der Entstehung der Biotoptypen unterscheiden wir folgende Gruppen:
Naturbedingte Biotoptypen
sind ohne menschliches Zutun entstanden und bedürfen auch keiner Nutzung zu ihrem Erhalt. Dazu zählen beispielsweise Moore, Felsen oder Schluchtwälder. Neben den Schlussgesellschaften gehören auch die ungelenkten Sukzessionsstadien zu dieser Kategorie. Vielfach werden diese Bestände nur unbedeutend durch anthropogene Nutzung geprägt. In solch naturnahem oder gar natürlichem Zustand sind sie in der Biotopkartierung enthalten.
Kulturbedingte Biotope
dagegen sind durch eine regelmäßige, zumeist extensive Bewirtschaftung erst entstanden. Sie bedürfen demnach auch weiterer Nutzung. Beispiele hierfür sind durch traditionelle Nutzungsformen geprägte Borstgras- und Halbtrockenrasen oder Nieder- und Mittelwälder. Sie sind kartiert, wenn die spezifische Bewirtschaftung weiterhin für ihren Erhalt sorgt. Sie sind aber auch dann kartierwürdig, wenn sie nicht mehr genutzt werden und sich in der natürlichen Sukzession befinden.
Sekundärbiotope
sind vom Menschen vor unterschiedlich langer Zeit völlig neu geschaffene Standorte und Lebensräume. Können sich beispielsweise Stauseen oder Abgrabungen ungelenkt weiterentwickeln, so gleichen sie nach einiger Zeit den naturbedingten Biotoptypen und werden wie sie behandelt.
Weiterhin sind Flächen kartierwürdig, wenn sie wichtige Lebensräume für seltene und gefährdete Arten und Lebensgemeinschaften darstellen. Hier sind vor allem Biotopstrukturen, auf die viele Tiere angewiesen sind, von Bedeutung. Beispiele sind Bäume mit Bruthöhlen für Vögel oder Hochstaudensäume mit Futterpflanzen für Schmetterlinge in unterschiedlichen Biotoptypen. Auch manche Ersatzlebensräume, wie Sandwände in Abbauflächen als Ersatz von Prallufern der Fließgewässer, können trotz starker Beeinträchtigungen kartierwürdig sein, weil die natürlichen Biotoptypen oder Strukturen nicht mehr in ausreichendem Maße vorhanden sind.
Unabhängig davon sind alle Flächen der besonders geschützten Biotoptypen (zunächst entsprechend § 24 LPflG geschützt, dann vollinhaltlich in § 28 LNatSchG aufgegangen) kartierwürdig.
Unterhalb der definierten Kartierschwelle bleiben alle intensiv genutzten Flächen und solche mit unbeständigen oder nicht ortskonstanten Lebensgemeinschaften. Gleichermaßen unberücksichtigt sind ehemals bedeutsame Vorkommen, die zwischenzeitlich eine negative Entwicklung nahmen, genauso wie solche Flächen, die erst durch fördernde Maßnahmen den erforderlichen Status erreichen sollen. Das heißt, dass die Ausprägung eines Gebietes zum Erhebungszeitpunkt ausschlaggebend ist. Auch kulturhistorische oder geologische Gründe allein reichen zur Aufnahme nicht aus, unterstützen aber die Gesamteinschätzung.
Neben diesen Grundvoraussetzungen wird weiterhin eine biotoptypspezifische Kartierschwelle im Naturraum beachtet. Hier wird die Repräsentanz, Seltenheit und Gefährdung des Biotoptyps beurteilt. Die einzelnen Biotoptypen sind nicht gleichmäßig über die Naturräume des Landes verteilt. Die den Naturraum jeweils prägenden Biotoptypen finden sich auch in der Biotopkartierung wieder. Je seltener andererseits ein Biotoptyp ist, um so wichtiger ist die Aufnahme betreffender Bestände in die Kartierung. Dies gilt gleichermaßen für gefährdete Biotoptypen. Zu ihnen liegt auch eine Rote Liste der bestandsgefährdeten Biotoptypen von Rheinland-Pfalz vor.
Die Bewertung des einzelnen Biotops stellt dann die Synthese der vorliegenden Daten dar. Ein hoher Natürlichkeitsgrad bei naturbedingten Biotoptypen bzw. ein optimaler Bewirtschaftungsgrad bei kulturbedingten Biotoptypen sowie das Optimum an biotoptypischer Arten- und Strukturvielfalt führen zu einer sehr hohen Einstufung. Wertsteigernd wirken sich das Vorkommen von bedeutsamen Arten, zunehmende Größe und eine gute räumliche Einbindung aus. Als Negativfaktoren sind feststellbare Beeinträchtigungen zu berücksichtigen.
Kriterien zur biotoptypspezifischen Kartierschwelle und Bewertung des Biotops
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