Immaterielles Kulturerbe
Das 2003 unterzeichnete UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes fördert und erhält in allen Weltregionen überliefertes Wissen und Können sowie Alltagskulturen. Damit hat es – anders als das klassische „materielle“ UNESCO-Welterbe mit seinen Kategorien Weltkulturerbe und Weltnaturerbe – kulturelle Ausdrucksformen wie Tanz, Theater, Musik, mündliche Überlieferungen, Naturheilkunde und Handwerkstechniken zum Gegenstand.
Deutschland ist seit 2013 Vertragsstaat. 2016 war Deutschland mit seiner ersten internationalen Nominierung erfolgreich: "Idee und Praxis der Organisation von gemeinsamen Interessen in Genossenschaften", von Rheinland-Pfalz mit Sachsen als Antrag erarbeitet, ist nun Teil der Repräsentativen Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit. Im Bundesweiten Verzeichnis ist Rheinland-Pfalz des Weiteren mit folgenden Kulturformen vertreten:
- Morsetelegrafie (Aufnahmejahr: 2014)
- Forster Hanselfingerhut-Spiel (Aufnahmejahr: 2016)
- Töpfertradition Westerwälder Steinzeug in und um Höhr-Grenzhausen, Kannenbäckerland, sowie Breitscheid (Aufnahmejahr: 2016)
- Die Wiesenbewässerung in den Queichwiesen zwischen Landau und Germersheim (Aufnahmejahr: 2018)
- Das Welttanzprogramm (WTP) für den Paartanz in das Register Guter Praxisbeispiele (Aufnahmejahr: 2018)
- Weinkultur in Deutschland (Aufnahmejahr: 2021)
- Pfälzerwaldhütten-Kultur (Aufnahmejahr: 2021)
Am 1. April startete der 5. Auswahlzyklus zur Erweiterung des Bundesweiten Verzeichnisses. Bis Ende November 2021 war wieder Gelegenheit, sich um Aufnahme in das Verzeichnis zu bewerben. Die Einladung richtete sich zum einen an „Gruppen, Gemeinschaften und Einzelpersonen, die Ausdrucksformen immateriellen Kulturerbes aktiv pflegen und dadurch die Ausübung und Weitergabe des Immateriellen Kulturerbes gewährleisten.“ Zum anderen konnten auch „Programme, Projekte und Tätigkeiten, die Immaterielles Kulturerbe in besonderer Weise erhalten,“ für das Register Guter Praxisbeispiele vorgeschlagen werden.
Das Ministerium des Innern und für Sport wird von einem Expertengremium beraten. Diesem gehören neben einer Vertreterin des Ministeriums vier Vertreterinnen und Vertreter rheinland-pfälzischer Forschungs- und Kultureinrichtungen an:
- Rolf Ehlers, Leiter der Landesmusikakademie Rheinland-Pfalz
- Sabrina Hirsch, Direktorin des Freilichtmuseums Bad Sobernheim
- Barbara Schuttpelz M. A., Abteilungsleiterin für Pfälzische Volkskunde und stellvertretende Direktorin des Instituts für Pfälzische Geschichte und Volkskunde in Kaiserslautern
- Dr. Andrea Stockhammer, Vorsitzende, Ministerium des Innern und für Sport
- Jun. Prof. Dr. Mirko Uhlig, Institut für Film-, Theater-, Medien- und Kulturwissenschaft, Fach Kulturanthropologie/Volkskunde
Bei der Begutachtung der Anträge sind Alter, Kontinuität, Wandel und Brüche, Tradierung sowie Inhalt und Substanz des kulturellen Erbes bedeutend. Auch werden die Trägergruppe und deren Einbindung in die Bewerbung sowie der Erhalt, die Weitergabe und eine mögliche Gefährdung in die Prüfung einbezogen. Kommerzialisierung und formale Ausschlussgründe werden ebenfalls geprüft.
Innenminister Roger Lewentz hat nach Beratung durch das Expertengremium entschieden, folgende Anträge fristgerecht vor dem 15.04.2022 an die Kultusministerkonferenz (KMK) weiterzugeben:
- „Edelsteinbearbeitung in der Region Obere Nahe“
- „Schuhtradition in Pirmasens - das Netzwerk um den Schuh“
- „Viez – Herstellung, Konsum und Bräuche. Apfelwein als kulturelles Erbe im moselfränkischen Sprachraum“
Nach Zusammenführung der Vorschlagslisten der Länder durch das Sekretariat der KMK werden die Anträge durch das unabhängige Expertenkomitee Immaterielles Kulturerbe bei der Deutschen UNESCO-Kommission evaluiert. Auf Basis der Auswahlempfehlungen dieses Expertenkomitees erfolgt dann die staatliche Bestätigung durch die Kulturministerkonferenz und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien. Dies wird voraussichtlich im Februar / März 2023 sein.
Weitere Informationen unter:
https://www.unesco.de/kultur-und-natur/immaterielles-kulturerbe/immaterielles-kulturerbe-werden