Ruth Marcus: Männer und ihre Tiere
Landesmuseum Koblenz | Haus der Kulturgeschichte
25. März bis 27. Mai 2018
Vor ihrer Kamera schmusen sie mit Katze, Elefant und Hengst; spielen mit dem Hund, gehen mit dem Papagei ins Bett und heulen mit den Wölfen. Lieben, füttern und beschützen, ohne sich um irgendwelche Rollenbilder oder ihren sozialen Status zu scheren. Männer mit einem Tier im Arm sind entspannt. Ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, ob sie am Morgen das richtige Deo verwendet haben oder die angesagte Jeans tragen, gewinnen sie mit der Authentizität des Tieres an ihrer Seite selbst an Authentizität. Die meisten Protagonisten stammten aus dem direkten Umfeld der Künstlerin: „Die Männer mit ihren Tieren wurden mir zugetragen oder sind mir zugelaufen, irgendwo begegnet, immer und überall. Ich musste sie nur fragen, und sie haben Ja gesagt. Alle.“Die Bilder der Männer mit ihren Tieren mögen idyllisch wirken. Doch um das Idyll allein geht es nicht; die zentrale Frage hinter den Themen der Fotografin ist eine existenzielle: Was vermittelt dem Menschen Lebenssinn? Warum steht man jeden Tag auf, strengt sich an, freut sich, trauert, leidet, um dann irgendwann doch zu sterben? Kirche und Familie fallen als Sinn gebendes Korsett zunehmend weg; in asphaltglatten Städten ist die Natur nicht zu spüren. Menschliche Beziehungen werden als kompliziert erlebt, grundlegende Bedürfnisse nach Liebe, seelischer und körperlicher Nähe und Zuwendung nicht erfüllt. Tieren scheint die Befriedigung dieser Bedürfnisse oft zu gelingen. Sie lassen uns fühlen, warum wir leben, lassen uns spüren, dass wir geboren sind, um zu lieben, zu beschützen, zu pflegen, zu vermissen. Sie erinnern uns daran, dass wir Teil der Natur und eines großen Ganzen sind. In der Ausstellung im Landesmuseum Koblenz werden 70 Aufnahmen der Serie gezeigt. Großformatig und schwarzweiß sind sie dann zu sehen: Männer und ihre Tiere.