Für eine Rückkehr in den Alltag sind viele Dinge nötig
Kommunen, Land und Bund bilden mit den Soforthilfen, rechtlichen Vereinfachungen und Ausnahmegenehmigungen sowie dem Aufbauhilfefonds 2021 den staatlichen Rahmen für die Unterstützung der Betroffenen.
Hilfsorganisationen unterstützen nach der unmittelbaren Katastrophenhilfe weiterhin beim Wiederaufbau. Eine große Zahl von Spenden und Spendenaktionen zeugt von der Solidarität mit den Betroffenen. Viele Helfende oder neu gegründete Initiativen waren und sind vor Ort, um den Wiederaufbau zu unterstützen.
Ein umfassender Überblick über alle Aktivitäten ist dabei nicht möglich; vielfältig sind das Engagement und der Ideenreichtum der Helferinnen und Helfer: von Benefizkonzerten über unzählige Arbeitsstunden bis hin zu Geld- und Sachspenden, die den Betroffenen bei der Rückkehr in den Alltag helfen sollen. Daher kann dieses Kapitel nur anreißen, wie außerhalb der Soforthilfen, rechtlichen Hilfestellungen und des Aufbauhilfefonds 2021 von staatlicher wie nichtstaatlicher Seite beim Wiederaufbau geholfen wurde und wird.
Spenden
Die Naturkatastrophe im Juli 2021 führte zu einer hohen Betroffenheit und zu einer großen Solidarität, die sich gerade auch in außergewöhnlicher Spendenbereitschaft äußerte. Die intensive und andauernde Medienberichterstattung fördert diese Spendenbereitschaft weiterhin.
Das Land richtete ein zentrales Spendenkonto ein. Die dort eingegangenen Spenden wurden und werden entsprechend der Anzahl der Betroffenen auf die einzelnen Landkreise verteilt. Zum Kassenschluss am 29. Dezember 2021 waren 92.670 Einzelspenden registriert. Das gesamte Spendenaufkommen auf dem Landeskonto belief sich zu diesem Zeitpunkt auf mehr als 18 Millionen Euro. Der Verteilerschlüssel war in Abstimmung mit den betroffenen Kommunen am 23. Juli 2021 vom Krisenstab des Landes festgelegt worden.
Auch die betroffenen Landkreise und Kommunen haben Spendenkonten eingerichtet: Der Kreis Ahrweiler verzeichnete auf seinem Spendenkonto mehr als 37 Millionen Euro, die Verbandsgemeinde Altenahr erhielt bis Mitte Dezember 2021 rund 15 Millionen Euro von rund zehntausend Spendern.
Zahlreiche Organisationen und Unternehmen haben mit Spenden geholfen und helfen noch. Die Spendensammlungen für die betroffenen Menschen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen belaufen sich laut einer Umfrage des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen auf rund 584 Millionen Euro. Nur nach dem Tsunami in Südostasien im Jahr 2004 sei mit 670 Millionen Euro in Deutschland innerhalb der vergangenen 20 Jahre für eine Notlage mehr Geld gespendet worden als für die aktuell vom Hochwasser betroffenen Regionen. Mit 81 Prozent wurde der überwiegende Teil der Spendengelder an Hilfsorganisationen überwiesen. Das Bündnis „Aktion Deutschland Hilft“ erhielt bis Januar 2022 mit rund 278 Millionen Euro den größten Betrag.
Die Spendensammlung blieb nicht nur auf die Einrichtung von Konten beschränkt, sondern es gab auch viele Benefizaktionen in den Regionen oder als TV-Veranstaltungen. Beispielsweise erbrachten die Benefizaktion und der Benefiztag des SWR am 9. und 10. September 2021 3,2 Millionen Euro, die SAT.1-Spendengala 32 Millionen Euro und der ARD-Benefiztag insgesamt mehr als 90 Millionen Euro.
Neben solchen Spendensammlungen der staatlichen Stellen, der Hilfsorganisationen oder der Medien gibt es eine Vielzahl nicht bezifferbarer kleiner Spenden und Spendensammlungen. Vielfach erfolgten diese auch in Form von Sachspenden, zum Beispiel Kleidung, Hygieneartikel, andere Dinge des täglichen Bedarfs, aber auch Baustoffe und Werkzeuge.
Im Ahrtal wurde ein Sachspendenlager eingerichtet, in dem Handwerkerbedarf gesammelt und verteilt wird. Ergänzt wurde das Lager, an dem die Handwerkskammer Koblenz beteiligt ist, von privaten „Baustoffzelten“ der Helfer-Community.
Auf verteilzentrumahrtal.de wurde in Zusammenarbeit mit dem Land Rheinland-Pfalz und dem Kreis Ahrweiler eine zentrale Anlaufstelle für Sachspenden geschaffen. So können insbesondere Großspenden zentral in Empfang genommen und dann an die einzelnen Helferstandorte im Tal weiterverteilt werden.
Eine weitere Unterstützung für Eigentümer denkmalgeschützter Immobilien ist das Soforthilfeprogramm der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Dieses bietet finanzielle Unterstützung beim Wiederaufbau denkmalgeschützter Gebäude.
Hilfeleistungen von freiwilligen Helferinnen und Helfern
Nach der Naturkatastrophe kamen freiwillige Helferinnen und Helfer aus ganz Deutschland in die Unwetterregionen und unterstützten die Bevölkerung bei den Aufräum- und Sanierungsarbeiten.
Schätzungen zur Anzahl der allein bisher im Ahrtal tätigen freiwilligen Helferinnen und Helfer bewegen sich bis hin zu hunderttausend Personen.
Für die Unterbringung der freiwilligen Helferinnen und Helfer wurden Helfercamps eingerichtet.
Diese bestanden aus Zelten oder Containern. Zum Teil konnten die Helferinnen und Helfer in festen Unterkünften untergebracht werden.
Der Helfer-Stab ist eine gemeinnützige Organisation, die anlässlich der Naturkatastrophe 2021 im Ahrtal gegründet wurde. Aufgabe des Helfer-Stabs ist, als Brücke zwischen freiwilliger Hilfe, großen Hilfsorganisationen und öffentlichen Behörden zu fungieren, um so Hilfsaktionen zu koordinieren. Der Helfer-Stab ist nach den im Katastrophenschutz weit verbreiteten Stabsstrukturen organisiert. Eine Hotline für Helfende und Betroffene sowie eine Website (helfer-stab.de) mit aktuellen Bedarfsmeldungen, einer Übersichtskarte zu Hilfsangeboten und Zugängen zu WhatsApp-Gruppen haben den Helfer-Stab zu einem viel genutzten Informationsangebot gemacht. In Zusammenarbeit mit der freiwilligen Hilfe, öffentlichen Stellen, Unternehmen und Hilfsorganisationen sind Hilfsprojekte wie das Tinyhouse-Projekt, die Infopoints, die Aufsuchende Hilfe, ein Helfer- und Handwerkerdorf sowie das Informationsbündnis Wiederaufbau entstanden.
Zur Beförderung der zahlreichen Helferinnen und Helfer im Unwettergebiet wurde von einer ehrenamtlichen Initiative ein Helfer-Shuttle mit Bussen ins Leben gerufen. Die Busse fuhren bis zum Jahresende 2021 täglich mehrmals von Grafschaft-Ringen Orte im Ahrtal an. Zeitweise wurden dort nach Angaben der Betreiber mehr als 3.500 Helfende am Tag vermittelt. Die Zahl der angefahrenen Baustellen vor Ort betrug bis Mitte Dezember rund 12.000. Die Organisatoren haben angekündigt, dass der Bustransport zwischen Weihnachten 2021 und März 2022 pausiert.
Zu Beginn des Wiederaufbaus waren schwere Baugeräte und in der Folge zahllose Handwerkerleistungen gefragt. Aus vielen Teilen Deutschlands reisten Bauunternehmer, Handwerker, Landwirte und Lohnunternehmer mit ihren Fahrzeugen und Landmaschinen an.
Ein weiteres großes Einsatzfeld der Landwirte und Lohnunternehmen war dabei die Unterstützung der betroffenen Kolleginnen und Kollegen vor Ort. Die Hilfevermittlung des Bauern- und Winzerverbandes Rhein-Nassau oder die Angebote des Maschinenrings sind Beispiele dieser Solidarität unter Landwirten und Winzern.
Um die stark nachgefragten Handwerkerleistungen wie fachgerechte Trocknung, Heizungserneuerung und -instandsetzung, Dachreparaturen etc. in kürzester Zeit zu ermöglichen, richtete die Handwerkskammer Koblenz die Internetplattform www.handwerk-baut-auf.de ein. Dort können Privatleute Handwerker mit gesuchten Leistungen und vor allem freien Kapazitäten finden. Handwerksbetriebe koordinieren dort untereinander Mitarbeiter für kollegiale Hilfe. Weiterhin werden Sachverständige zur Begutachtung der entstandenen Schäden vermittelt.
Auch das Ahrtalradio mit seinem zeitweiligen Sendebetrieb half Helferinnen und Helfern und der Bevölkerung mit aktuellen Informationen.
Hilfen für den Alltag
Um zu einem halbwegs normalen Alltag zurückzukehren, waren und sind viele Dinge nötig. Nicht nur der Wiederaufbau oder die Wiederbeschaffung des Zerstörten oder Verlorenen waren dabei wichtig, sondern auch andere Hilfestellungen – von Mensch zu Mensch. Im Folgenden sind einige Beispiele dargestellt, die verdeutlichen, dass Hilfsorganisationen, staatliche Akteure und freie Helferinnen und Helfer hierzu einen Beitrag leisten.
Sicherheit, Polizei und Justiz
Die Naturkatastrophe und ihre Folgen hat vereinzelt auch Kräfte aus der Querdenkerszene, Reichsbürger und Rechtsextremisten auf den Plan gerufen. Es wurde aktiv Stimmung gegen die staatlichen und gesellschaftlichen Hilfen gemacht und ein Gebäude zeitweise besetzt. Polizei und Verfassungsschutz haben eng kooperiert und die Gefahrenlage in Kooperation mit kommunalen Verantwortlichen beenden können.
Während die Menschen in der Unwetterregion ihr letztes Hab und Gut bargen und am Wiederaufbau arbeiteten, gab es auch Straftaten in den betroffenen Gebieten. Die Polizei war und ist deshalb mit deutlicher Präsenz vor Ort und informierte über Vorsorgemöglichkeiten. Darüber hinaus wurde eine Konzeption zur Stärkung des Sicherheitsgefühls der Bevölkerung im Katastrophengebiet an der Ahr erarbeitet und umgesetzt. Dadurch wird auch künftig eine starke sichtbare Polizeipräsenz in den betroffenen Gebieten gewährleistet.
Die Justiz hatte und hat insbesondere zahlreiche Nachlässe zu regeln und Grundbuchauszüge zu erstellen, die von den durch die Naturkatastrophe betroffenen Personen und Unternehmen benötigt wurden.
Coaching für Arbeitssuchende
Viele Menschen haben durch die Naturkatastrophe ihre Existenz verloren. Persönliche Papiere mussten neu beantragt, und der Alltag in dieser schwierigen Situation musste bewältigt werden. Seit Oktober 2021 gab es in solchen Fällen zum Beispiel das Projekt „Ganzheitliches Coaching in der Flutregion“. Die Idee dahinter: Coaches helfen arbeitssuchenden Menschen im Ahrtal dabei, Zugang zu neuen Berufen zu finden, aber auch alltägliche Probleme zu meistern, die die Naturkatastrophe mit sich gebracht hat – von der Beantragung neuer Papiere bis hin zum Erstellen neuer Bewerbungsunterlagen. Das Angebot konnte und kann persönlich oder digital wahrgenommen werden.
Außerschulische Angebote und Betreuung
Der Beginn der Schulferien wurde von der Naturkatastrophe überschattet, daher waren in den ersten Wochen für junge Menschen und ihre Eltern außerschulische Angebote notwendig. Auch hier gab es eine hohe Hilfsbereitschaft, von Menschen aus dem Ahrtal selbst, aber auch von Fachpersonal und -institutionen aus den umliegenden Landkreisen sowie von Jugendverbänden und von kommunalen und freien Trägern aus dem ganzen Land. Mit Unterstützung des Landes und des Landesjugendrings konnten Ferienangebote in den umliegenden Landkreisen für junge Menschen aus den betroffenen Gebieten geöffnet werden und neue, kurzfristig eingerichtete Ferienfreizeitangebote an geeigneten Standorten geschaffen werden. Dafür wurden auch tägliche Shuttleverbindungen eingerichtet. Darüber hinaus wurden freie Träger bei der Einrichtung geeigneter Standorte für kurzfristig geschaffene Kinderbetreuungsangebote und Familientreffpunkte unterstützt.
Mit Hilfe des Landes konnten Familien mit geringem Einkommen aus den Unwettergebieten in den Folgemonaten gratis an Tages- und Wochenendangeboten der Familienbildungsstätten teilnehmen.
Tourismus
Nach der Naturkatastrophe mussten viele Tourismusbetriebe in den betroffenen Regionen schließen. Eine große Anzahl an Übernachtungen wurde storniert. So brachen die Übernachtungszahlen im Ahrtal um zwei Drittel ein. In den Gebieten Mosel-Saar und Eifel gingen sie um knapp ein Drittel zurück. Um den Betrieben schnell wieder eine wirtschaftliche Betätigung zu ermöglichen, lief und läuft unter dem Titel „#SolidAHRität“ und mit Unterstützung des Landes eine Kampagne für die Tourismusbetriebe im Ahrtal.
Hochschulen
Auch von wissenschaftlicher Seite gibt es Unterstützung für den Wiederaufbau. Vielfach wird der Wiederaufbau, insbesondere bei Fragen des Hochwasserschutzes oder der nachhaltigen Versorgung mit Wärme und Energie, wissenschaftlich begleitet. So können die betroffenen Regionen von neuesten Erkenntnissen der Forschung profitieren. Ergänzend dazu wurde im Dezember 2021 mit Unterstützung der Landesregierung das „Kompetenznetzwerk Wissenschaft für den Wiederaufbau“ gegründet. Dieses vernetzt lokale Akteure, Land und Wissenschaft miteinander. Ziel ist, durch wissenschaftliche Fachkenntnis und eine enge Abstimmung mit den Kommunen die betroffenen Gebiete weiterzuentwickeln.
Mit den Projekten „KAHR“ und „Frühwarnung“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung erfolgt eine breit angelegte wissenschaftliche Begleitung der Wiederaufbauprozesse. Ziel der wissenschaftlichen Begleitung auf dem Gebiet des Hochwasserrisikomanagements und der vorsorgenden räumlichen Planung ist es, die betroffenen Regionen zukunftsfähig und gegenüber zukünftigen Ereignissen resilienter zu gestalten.
Digitale Lagekarte
Zur Koordinierung der vielen Hilfsangebote und Anlaufstellen wurde durch das Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation eine interaktive Karte geschaffen. Dort können wichtige Informationen und Standorte für Betroffene und Helfende eingetragen werden. Die Pflege der Karte liegt mittlerweile bei der Kreisverwaltung, damit neue Informationen zeit- und ortsnah eingetragen werden können.
Wald und Forsten
Der Landesbetrieb Landesforsten hat die Kommunen nach der Naturkatastrophe mit Arbeitseinsätzen und durch Beauftragungen an Dienstleister unterstützt. Erledigt wurden Aufräumarbeiten wie unter anderem das Freiräumen von Brücken und Bachtälern, das Fällen unterspülter Bäume und das provisorische Wiederherstellen von Wegen. Landesforsten bot weitere Hilfsleistungen wie die Bereitstellung von Stromaggregaten, Hochdruckreinigern und kostenlosem Brennholz sowie Beratungen. Die Kosten betrugen rund 728.000 Euro.
Seelsorge
Mit dem Projekt „Seelsorge und Beratung“ und weiteren Angeboten bieten einige Wohlfahrtsorganisationen Beratungen und Beistand in den Unwetterregionen.
Soziale Infrastruktur
Die Neuausrichtung der sozialen Infrastruktur im Ahrtal begann wenige Tage nach der Naturkatastrophe mit einem Gespräch zwischen der Landesregierung, der Kreisverwaltung Ahrweiler und Trägern der Jugend- und Familienhilfe. Für die Phase der akuten Krisenbewältigung wurden zunächst Anlaufpunkte für Familien und Kinder neu geschaffen. Im Kreis Ahrweiler haben für die Planung der mittel- und langfristig bedarfsgerechten sozialen Infrastruktur die Kreisverwaltung und die Träger einen runden Tisch „Soziale Infrastruktur“ gegründet. Dieser plant in fünf Arbeitsgruppen:
- die Kinder-, Jugend- und Familienbildungsarbeit,
- die Seniorenarbeit,
- die Psychosoziale Begleitung von Kindern,
- Jugendlichen, Familien und Erwachsenen,
- eine Initiative „Jugendsozialarbeit, Schule, Beruf(ung) und Ausbildung“ und
- einen Zusammenschluss der Wohlfahrtsverbände.
Ein erstes Ergebnis dieser Initiative ist der mobile Beratungsbus, der seit September 2021 im Ahrtal unterwegs ist. Er bringt die benötigten Beratungsdienstleistungen in die betroffenen Kommunen.
Das Angebot wird von einer Vielzahl von Akteuren getragen. Im Bus besteht in zwei Büros die Möglichkeit, sich in den Orten des Ahrtals beraten zu lassen. Die Beratung kommt also vor Ort.
Welcher Träger in welchem Ort Beratungsangebote anbietet, wurde in einem Beteiligungsprojekt geklärt. Die Methodik ist beispielhaft auch für andere Kreise und Kommunen, um sich periodisch der Bedarfe zu vergewissern beziehungsweise das Beratungsangebot in die Fläche zu bringen.
Kulturelle Infrastruktur und Kulturelles Erbe
Der Kunst- und Kulturbereich ist massiv von den Folgen der Naturkatastrophe in Mitleidenschaft gezogen worden: Ateliers wurden zerstört, Bibliotheken und Archive überschwemmt und kulturelle Infrastrukturen vernichtet, sodass auch Möglichkeiten für kulturelle Veranstaltungen und damit für die kulturelle Teilhabe der Bevölkerung fehlen.
Das Land hat eine Gesprächsrunde mit den Museen, dem Museumsverband und der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler etabliert. Ziel ist, gemeinsam vor Ort ein Konzept für den Neustart der Museumslandschaft zu entwickeln. Dabei sollen auch Überlegungen einbezogen werden, wie die Naturkatastrophe selbst durch die Museen vor Ort Berücksichtigung findet und entsprechend an das Ereignis erinnert werden kann.
Für die Restaurierung beschädigter Kunstwerke gibt es Spendenaktionen. Rheinland-pfälzische Museen haben Exponate zur Restaurierung übernommen.
Für künftige Katastrophenfälle ist das Landesbibliothekszentrum mit der dort angesiedelten Landesstelle Bestandserhaltung beauftragt, ein Konzept zu entwickeln, das die Basis für eine landesweite Notfallvorsorge für Archive, Bibliotheken und Museen bilden soll.
Die Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur stellt Fördermittel in Höhe von 200.000 Euro für Projekte zum Erhalt der kulturellen Infrastruktur, der Förderung von Künstlerinnen und Künstlern, dem Erhalt des kulturellen Erbes und dem Wiederaufbau der Kulturlandschaft für die Jahre 2021 und 2022 bereit. Es wurden bereits 50.000 Euro für mehrere Projekte bewilligt. Die Stiftung fördert Personen und Institutionen bei Vorhaben zur Minderung der Schäden, zum Beispiel:
- Kunst- und Kultureinrichtungen inklusive Museen und Archiven bei der Rettung oder beim Ersatz ihrer Kunstwerke sowie
- Kunst- und Kulturschaffende durch die Förderung von Kunst- und Kulturprojekten.
Neben der Rettung und dem Ersatz von Kunstwerken geht es auch um Veranstaltungen von Kunstschaffenden in der betroffenen Region. In mehreren Kunstversteigerungen wurden Gelder zur Unterstützung lokaler Künstlerinnen und Künstler gesammelt.
Die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) ist in den Unwetterregionen aktiv und sichert unter anderem die beschädigten Bestände. Sie bietet den Eigentümern fachlichen Rat und Förderungen. Gemeinsam mit der Architektenkammer Rheinland-Pfalz, der Handwerkskammer Koblenz sowie dem Institut für Steinkonservierung e. V. fand im August 2021 eine „Online-Informationsveranstaltung zu durch Hochwasser geschädigter Bausubstanz“ statt.
Die Veranstaltung richtete sich an Privatleute sowie (Bau-)Unternehmen und befasste sich unter anderem mit Fragen nach dem Umgang mit geschädigter und kontaminierter Bausubstanz durch beispielsweise eingedrungenes Heizöl oder Fäkalien sowie mit der Trocknung von Lehmgefachen und -putzen.
Mit dem Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e. V. wurden Sachverständige für die Schadensaufnahme und Kartierung vor Ort gefunden. Einem Aufruf folgten 25 Experten – Architekten, Ingenieure und Restauratoren –, sodass ab September 2021 Begehungen stattfinden und Gutachten erstellt werden konnten. Auf Basis der Gutachten hat die GDKE erste Sicherungen gefördert.
Von zahlreichen Hochschulen aus Deutschland kamen Angebote, mithilfe von Studierenden die Landesdenkmalpflege bei der Erstellung von Bauaufmaßplänen zu unterstützen. Die Koordinierung der acht beteiligten Hochschulen hat die University of Applied Sciences (Frankfurt/Main) übernommen.
Die Restauratoren der GDKE bereisen auch Kirchenbauten und beraten zum Umgang mit Schäden an der Bausubstanz sowie an beweglicher und unbeweglicher Ausstattung. Bislang wurden mehr als 160 Baudenkmäler begangen, darunter fallen auch Gesamtanlagen mit mehreren Gebäuden.
(Stand: Januar 2022)