Trinkwasser wieder angeschlossen und Abwasserentsorgung im Aufbau
Trinkwasser
In den meisten Ahrgemeinden konnte die Versorgung der Bürgerinnen und Bürger mit sauberem Trinkwasser bis zum Herbst 2021 erreicht werden. Das Deutsche Rote Kreuz hat daher seine Wasser-Notversorgung im Oktober 2021 beenden können.
Abwasser
Erwartungsgemäß hat die Naturkatastrophe zu höheren Schadstoffwerten im Wasser, im Boden und in der Luft geführt. Allerdings waren diese Werte weniger beunruhigend, als ursprünglich erwartet worden war. Längerfristige gravierende Belastungen wurden nach diesen positiven Befunden nicht mehr befürchtet, so das Zwischenfazit des Sondermessprogramms an der Ahr sowie den anderen Westeifelflüssen. Seit August 2021 untersucht das rheinland-pfälzische Landesamt für Umwelt in Zusammenarbeit mit der SGD Nord die Umweltfolgen der verheerenden Naturkatastrophe.
Für die Gewässeruntersuchung wurden an 14 Messpunkten entlang der Ahr in bislang vier Durchgängen sowie durch das Messschiff MS Burgund an der Ahrmündung in den Rhein Proben entnommen und analysiert. Als größte Quelle der Belastungen haben sich dabei zerstörte Kanäle und nur eingeschränkt funktionsfähige Kläranlagen erwiesen. Dabei nehmen die Belastungen vom Oberlauf zum Unterlauf zu. Insbesondere unterhalb der Siedlungsgebiete von Bad Neuenahr und Sinzig stiegen die gemessenen Nährstoffeinträge stark an.
Bis Jahresende 2021 wurden 75 Prozent der Ahrtal-Haushalte an die Kläranlagen Adenauer Bach in Dümpelfeld, Untere Ahr in Sinzig und an mehrere provisorische Kläranlagen (unter anderem in Mayschoß) angeschlossen. Die Sanierung und Erneuerung aller defekten Kanäle und die Neuausrichtung der Abwasserentsorgung insgesamt werden hingegen einige Jahre in Anspruch nehmen.
Die Landesregierung hat mit der Beauftragung von Gutachten die verschiedenen Alternativen zum Wiederaufbau der Anlagen der Abwasserbeseitigung untersuchen lassen. Damit liegt den Kommunen nunmehr eine gute Entscheidungsgrundlage vor, um die Weichen für den Neuaufbau zeitnah zu stellen. In der sogenannten „Thürer Runde“ erfolgt regelmäßig ein Austausch zwischen den Kommunen, den Behörden und den Planern, um die Aktivitäten des Wiederaufbaus zielgerichtet zu koordinieren.
Die aktuellen Messergebnisse sind auf der Internetseite der SGD Nord einsehbar.
Gewässer
Bezüglich des ökologischen Zustands in der Ahr, das heißt der Besiedlung durch im Wasser lebende Kleininsekten und Krebse (Makrozoobenthos) in der Ahr, lässt sich feststellen, dass sich nach der Naturkatastrophe vom Oberlauf zum Unterlauf ein abnehmender Gradient zeigt: Im Oberlauf der Ahr ist die Grundausstattung der Lebensgemeinschaft an Kleinlebewesen noch vorhanden. Ahrabwärts nimmt deren Häufigkeit jedoch immer weiter ab. Die Hochwasserwelle hat hier alles an Besiedlung mitgerissen.
Eine Wiederbesiedlung kann schrittweise aus den Nebengewässern und dem oberen Ahrabschnitt erfolgen. Es wird aber wahrscheinlich einige Jahre brauchen, bis wieder eine ähnliche Artenvielfalt wie vor der Katastrophe vorhanden ist. Bei den Fischen sind nach den ersten Einschätzungen noch alle vorher vorhandenen Fischarten anzutreffen, jedoch nur noch in etwa der Hälfte der Individuendichte. Auch hier wird erwartet, dass die Erholung der Bestände ein paar Jahre benötigt.
Die Situation in der Westeifel an Sauer, Prüm, Nims und Kyll war überraschend positiv. Bis auf die Hinweise auf Heizöl oder Treibstoff in der Prüm ergaben sich aus der Wasseranalyse keine gravierenden Befunde. Partiell wurden Auffälligkeiten beobachtet, die sich aber im Bereich der üblichen Schwankungsbreiten bewegen. Es wird vermutet, dass viele Schadstoffe bereits mit der ansteigenden Hochwasserwelle und in den ersten Tagen nach der Katastrophe ausgespült oder umgelagert wurden. Ferner sind an den Gewässern der Westeifel die Schäden an der Infrastruktur, vor allem bei den Kläranlagen, nicht so gravierend wie an der Ahr.
(Stand: Januar 2022)