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Bischofsheim (Mainspitze)
mit
Ginsheim (Gemeinde Ginsheim-Gustavsburg) (Kreis
Groß-Gerau)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen
Gemeinde (english
version)
In Bischofsheim (1930-1945 Stadtteil von Mainz, danach
selbständige Gemeinde) bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18.
Jahrhunderts zurück, doch könnten auch zuvor bereits Juden am Ort gelebt
haben, da es in der Synagoge Torarollen aus dem 16. und 17. Jahrhundert gab, die
jedoch auch aus anderen Orten stammen konnten. 1770 werden drei jüdische
Familien am Ort genannt. Unter den jüdischen Familiennamen begegnet früh der
Name Seligmann, später Selig, dazu die Familie Wallerstein, Hirsch, Kahn,
Blumberg und andere. Die offizielle Gründung einer jüdischen Gemeinde am Ort
war um 1826. Bis dahin hatten die jüdischen Einwohner von Bischofsheim und
Ginsheim zur Gemeinde in Rüsselsheim
gehört.
Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich im 19. Jahrhundert wie
folgt: 1815 6 jüdische Familien, 1828 48 jüdische Einwohner (7,2 % von
insgesamt 668 Einwohnern), 1861 71 (6,5 % von insgesamt 1.088 Einwohnern), 1871
82, 1880 64 (3,8 % von 1.702), 1895 63, 1900 68 (2,3 % von 2.986), 1910 46 (1,0
% von 4.456). Die jüdischen Familien lebten ursprünglich vom Handel mit
Vieh, Landesprodukten und Waren. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
hatten sie auch Läden und Gewerbebetriebe eröffnet.
Im benachbarten Ginsheim kam es nicht zur
Entstehung einer selbständigen jüdischen Gemeinde. Die hier lebenden
jüdischen Personen gehörten zur Gemeinde in Bischofsheim (erste Erwähnungen
seit 1785: 15 Geburten jüdischer Kinder bis 1806; 1895: 14, 1900: 9, 1905 7,
1924: 3, 1933 5 Personen). Nach 1933 lebte noch die Familie Wiesenfeld am Ort
(Rheinstraße 37), die eine Schneiderei innehatte. Die in Ginsheim verstorbenen
jüdischen Personen wurden im Friedhof Groß-Gerau beigesetzt.
An Einrichtungen bestanden in Bischofsheim eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule und
ein rituelles Bad (im Gebäude der Synagoge). Auch die in Bischofsheim verstorbenen jüdischen Personen wurden im
Friedhof
Groß-Gerau beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde
war ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet
tätig war (vgl. Ausschreibungen der Stelle unten). Die Gemeinde gehörte zum
orthodoxen Bezirksrabbinat Darmstadt II.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Gefreiter Max
Kahn (geb. 26.10.1889 in Bischofsheim, gef. 6.10.1914), Alfred Wolff (geb.
15.1.1882 in Lissa, gef. 3.8.1918), Friedrich Seelig (geb. 5.4.1889 in
Bischofsheim, gef. 2.7.1919) und Robert Seelig (geb. 2.1.1882 in Bischofsheim,
gef. 9.7.1919).
Um 1924, als noch 32 jüdische Einwohner gezählt wurden, waren die
Vorsteher der Gemeinde Sigmund Selig und Karl Kahn. 1932 wird als
Gemeindevorsteher Max Blumberg genannt. Unter den jüdischen Gewerbebetrieben
waren: Metzgerei Berthold Kahn (Spelzengasse 47), Textilien- und
Lebensmittelgeschäft Hugo Kahn (Gartenstraße 1), Textilien und Metzgerei
Hartwig Kahn (Frankfurter Straße 48), Futtermittel- und Getreidehandel Sigmund
Selig Söhne (Spelzengasse 1), Metzgerei und Kleinviehhandel Max Blumenberg
(Taunusstraße 18), Kaufmann Heinrich Hirsch (Bahnhofstraße 5).
1933 lebten noch 22 jüdische Personen in Bischofsheim (0,4 % von
6.132). In
den folgenden Jahren sind zwar einige der
jüdischen Gemeindeglieder weggezogen beziehungsweise ausgewandert, jedoch sind
andere noch in Bischofsheim zugezogen. 1939 wurden 23 jüdische Einwohner
gezählt. Beim Novemberpogrom 1938 wurden die Synagoge und das
benachbarte Textilgeschäft Kahn schwer beschädigt. Nach den Ereignissen waren
neun jüdische Personen aus Bischofsheim geflohen. In der Folgezeit wurden die
in Bischofsheim verbliebenen jüdischen Familien in zwei Häusern konzentriert: Frankfurter
Straße 48 und Gartenstraße 1. Von hier aus wurden die noch am Ort gebliebenen
jüdischen Personen im März beziehungsweise September 1942 deportiert.
Von den in
Bischofsheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945", ergänzt durch Angaben bei Scheindl s.Lit. S. 70-71): Ludwig Brückheimer (1896),
Bertha
Ferber geb. Kahn (1882), Rebecka Gottschall geb. Kahn (1886), Ernst
Grünewald (1914), Babette (Bertha) Häusler geb. Kaufmann (1872,
"Stolperstein" in Wertheim, Maingasse 20), Anna (Hennie Vici) Hoesch geb. Feldhammer (1877), Hartwig Kahn (1878), Irma Kahn
geb. Rapp (1886), Hugo Kahn (1877), Eugen Kaufmann (1879), Beila F. Laub geb. Goldmann (1898), Laib Laub (1924), Markus
Laub (1897), Karoline Mahler (1867),
Hilda Marx geb. Hirsch (1876), Anna
Mattes geb. Reis (1882), Markus Mattes (1882), Stella Roth (1892), Alfred
Selig (1892) Franziska Selig (1874), Max Stern (1898), Settchen Stern geb. Lehmann (1887), Simon Stern (1882),
Siegmund Stern (1870).
Hinweis: es kommt immer wieder zu Verwechslungen mit Bischofsheim
bei Hanau (Maintal; obige Liste wurde auf Grund von Hinweisen von Brigitte
Begemann, Brüder-Schönfeld-Forum e.V. Maintal vom 19.5.2017 letztmals
korrigiert).
Von den in Ginsheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945", ergänzt durch Angaben bei Scheindl s. Lit. S. 107): Lina
Rosenthal (1867), Erna Wiesenfeld (1904), Julius Wiesenfeld (1879).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers / Vorbeters / Schochet 1862 / 1863 / 1864 /
1865 / 1867 / 1871 / 1884 / 1890 / 1892 / 1896
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Oktober 1862: "Lehrer
gesucht! Die israelitische Gemeinde zu Bischofsheim a.M., wünscht die
Stelle eines Religionslehrers, Vorsängers und Schächters sobald als möglich,
am liebsten sogleich, zu besetzen. Fixer Gehalt 200 Gulden nebst freier
Wohnung; Nebenakzidenzien circa 150 Gulden. Frankierte Anmeldungen nebst
Zeugnissen wolle man senden an den Vorstand." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Mai 1863: "Lehrer
gesucht! Die Stelle eines Religionslehrers, Vorsängers und Schochets
soll bis um 1. Juli dieses Jahres wieder besetzt werden. Fixer Gehalt 200
Gulden nebst freier Wohnung. Nebenakzidenzien circa 150 Gulden.
Unverheiratete Bewerber wollen sich unter Beilegung der Zeugnisse in
portofreien Briefen wenden an den
Vorstand der israelitischen Gemeinde zu Bischofsheim am Main (Großherzogtum
Hessen)." |
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Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Oktober 1864: "Lehrer
gesucht! Die israelitische Gemeinde zu Bischofsheim a.M., wünscht die
Stelle eines Religionslehrers, Vorsängers und Schächters sobald als möglich,
am Liebsten sogleich, zu besetzen. Fixer Gehalt 200 Gulden nebst freier
Wohnung; Nebenakzidenzien circa 150 Gulden. Frankierte Anmeldungen
unverheirateter Bewerber nebst Zeugnissen wolle man senden an den
Vorstand." |
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Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Januar 1865: "Die
israelitische Religionslehrer-, Vorsänger- und Schächterstelle zu
Bischofsheim am Main ist erledigt. Jährlicher Gehalt 210 Gulden. Der Schächterdienst
mit den übrigen Nebenverdiensten beläuft sich auf circa 140 Gulden. Auch
erhält der Lehrer freies Logis. Bewerber ledigen Standes wollen sich in
frankierten Offerten an den Unterzeichneten wenden. Der Vorstand S.
Selig." |
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Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. August 1867: "Die
israelitische Religionslehrer, Vorsänger- und Schächterstelle zu
Bischofsheim bei Mainz ist erledigt. Jährlicher Gehalt 240 Gulden. Der
Schächterdienst mit den Nebenverdiensten beläuft sich auf circa 140
Gulden; auch erhält der Lehrer freies Logis.
Bewerber ledigen Standes
wollen sich unter Zusendung der Zeugnisse franco an den Unterzeichneten
wenden. Bischofsheim, im August 1867. Der Vorstand S. Selig." |
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Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. März 1871: "Die hiesige
Lehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle zu Bischofsheim bei Mainz mit
einem fixen Gehalte von 240 Gulden nebst 180 Gulden Nebenverdiensten und
freier Station ist vakant. Bewerber, ledigen Standes, welche Kabala
von einem orthodoxen Rabbiner haben, wollen sich bei unterzeichnetem
Vorstande melden. Samson Selig, Vorsteher." |
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Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Mai 1884: "Die hiesige
Religionslehrer-, Chasan- und Schochetstelle ist vakant und sofort zu
besetzen. Gehalt 500 Mark, Nebenverdienste 300 Mark. Nur unverheiratete
Bewerber wollen sich melden. Reisekosten werden nicht vergütet.
Der
israelitische Vorstand A. Hirsch in Bischofsheim (Hessen)." |
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Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Oktober 1884: "Die hiesige
Religionslehrer-, Chasan- und Schochetstelle ist vakant und sofort zu
besetzen. Gehalt 500 Mark, Nebenverdienste 300 Mark. Nur unverheiratete
Bewerber wollen sich melden. Reisekosten werden nicht vergütet.
Der
israelitische Vorstand A. Hirsch in Bischofsheim (Hessen)." |
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Ab 1890 waren die Anzeigen unterzeichnet
vom Gemeindevorsteher Hirsch Selig, der 1902 gestorben ist (siehe
unten) |
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. August 1890: "Die Stelle eines
Religionslehrers, Chasan und Schochet ist per sofort zu besetzen. Fixer
Gehalt 500 Mark. Nebenverdienste ca. 250 Mark nebst freier Wohnung und
Heizung. Bischofsheim bei Mainz. Der Vorstand: H. Selig." |
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Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Februar 1892: "Die Stelle als
Lehrer, Chasan und Schochet ist per 1. März zu besetzen. Gehalt 500 Mark.
Nebenverdienst ca. 250 Mark, freie Wohnung, Heizung und Beleuchtung. Berücksichtigt
werden nur unverheiratete Lehrer. Offerten sind zu richten an
H. Selig,
Vorstand der Gemeinde Bischofsheim bei Mainz". |
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Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom
20. Juni 1892: "Die Stelle als Religionslehrer, Chasan und
Schochet ist per sofort zu besetzen. Gehalt 550 Mark. Nebenverdienst ca.
250 Mark, freie Wohnung, Heizung und Beleuchtung. Berücksichtigt werden
nur unverheiratete Lehrer. Offerten sind zu richten an
H. Selig, Vorstand.
Bischofsheim bei Mainz". |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. November 1896:
"Die Stelle als Religionslehrer, (geprüfter), Chasan und Schochet
ist per 1. Januar 1897 zu besetzen. Gehalt 550 Mark. Nebenverdienst ca.
250 Mark, freie Wohnung, Heizung und Beleitung. Berücksichtigt werden nur
unverheiratete Lehrer. Offerten sind zu richten an
H. Selig, Vorstand, Bischofsheim bei Mainz." |
Hinweis: auf die Ausschreibung 1896
bewarb sich Lehrer Agulnik, der bisher in Egelsbach
tätig war. Dies geht aus dem Bericht zur Einweihung einer Torarolle in
Egelsbach 1897 hervor. |
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Zum Tod des Hirsch Selig 1902, 18 Jahre Gemeindevorsteher und 27 Jahre
ehrenamtlicher Vorbeter
(vgl. zu Familie Selig das Foto unten; Hirsch Selig war
verheiratet mit Zerline/Lina geb. Mayer aus Trebur;
ihre Tochter war Hanna, die sich später mit Otto Meyer von Diez
verheiratete)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Januar 1902: "Bischofsheim
(Hessen). Wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf uns am 8. Januar die
Nachricht, dass Herr Hirsch Selig bei der Versammlung
des Brautausstattungsvereines und der Chewra Kadischa in Groß-Gerau
von einem Schlaganfall betroffen wurde und nach zweitägiger Krankheit
seine reine Seele aushauchte. Der Dahingeschiedene erfreute sich allgemein
großer Beliebtheit, wovon auch die überaus große Beteiligung von Nah
und Fern an dem Leichenbegängnis beredter Zeugnis gab. In dem teuren
Verstorbenen verliert die hiesige Gemeinde ihren Vorstand, welches Amt er
18 Jahre mit dem größten Pflichteifer versah. Außerdem war er ca. 27
Jahre Baal Tokeah und an den heiligen Feiertagen fungierte er als
Vorbeter. Er übte viele Wohltaten im Stillen und liebte es nicht, dass
davon geredet werde. Seinen Rat und seinen Beistand hat wohl selten jemand
vergeblich gesucht. Er war ein wahrhaft frommer Jehudi, der Stolz seiner
Familie und unserer Gemeinde." |
Kennkarten
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarten
zu Personen,
die in Bischofsheim geboren sind |
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Kennkarte (Mainz 1939)
für Heinrich Hirsch (geb. 2. Juni 1878
in Bischofsheim GG), Handlungsgehilfe |
Kennkarte (Mainz 1939) für Hartwig
Kahn (geb. 6. Februar 1878
in Bischofsheim GG), Kaufmann |
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Kennkarte (Main 1939)
für Hugo Kahn (geb. 8. Juni 1877
in Bischofsheim GG), Kaufmann |
Kennkarte (Mainz 1939)
für Siegmund Selig (geb. 10. Februar 1871
in Bischofsheim GG) |
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Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige von Daniel Cahn in Ginsheim (1872)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. März 1872: "Ein
junger Mann, Sohn unbemittelter Eltern, wünscht eine Stelle als Lehrling
in einem Geschäfte, am liebsten in einem Manufakturwaren-Geschäfte, wo
er Kost und Logis im Hause hat und kein Lehrgeld zu bezahlen braucht.
Näheres bei
Daniel Cahn in Ginsheim bei Groß-Gerau." |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war ein Betsaal vorhanden.
Eine Synagoge wurde 1848 erbaut. Es handelte sich um einen
zweigeschossigen Massivbau mit Ecklisenen auf dem Straßengiebel. 1873 wurde das
Gebäude baulich verändert: die Außenwände aus Holz wurden durch gemauerte
Backsteinwände ersetzt; dabei sind aus den drei Bogenfenstern zwei viel höhere
Bogenfenster entstanden und anstelle der darüber liegenden zwei Bogenfenster
ist eine große Rundöffnung gemacht wurden. Das Gebäude hatte einen kleinen
Krüppelwalm. Im Kellergeschoss war das rituelle Bad.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge schwer
beschädigt, obwohl sich das Gebäude bereits im Besitz einer nichtjüdischen Familie
befand. Diese konnte immerhin verhindern, dass das Gebäude völlig zerstört
wurde. Das Synagogengebäude wurde in der Folgezeit zu einem Wohnhaus mit
Gastwirtschaft umgebaut.
Gegenüber dem Gebäude der ehemaligen Synagoge konnte 1988 eine Gedenktafel
angebracht werden. Am Marienplatz befindet sich seitdem ein Mahn- und
Gedenkstein zur Erinnerung an die ehemaligen jüdischen Einwohner
Bischofsheims.
Adresse/Standort der Synagoge: Frankfurter
Straße 48
Fotos
(Quelle: Altaras s. Lit. 1988 S. 137 bzw. 2007 S. 300;
Foto rechts von Albert Gössl aus einem Presse-Artikel vom 18.11.2010 in
Echo-Online s.u.)
Gebäude der
ehemaligen Synagoge
(das hohe Gebäude) -
von der Straße aus gesehen
(Foto: August 1985) |
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Unscheinbarer
Hinweis am Straßenschild:
"Im Anwesen Nr. 48 befand sich die
Synagoge der ehemaligen
Jüdischen Gemeinde Bischofsheim" |
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Fotos vom Sommer
2014
(Fotos: Stefan Haas,
Aufnahmen vom 18.8.2014) |
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Andernorts entdeckt:
im jüdischen Friedhof in Luxemburg |
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Grabstein für
"Julius Kahn, geboren zu Bischofsheim den 5.10.1891,
gestorben den 7.10.1947". |
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Familienfotos aus Bischofsheim
(aus der Sammlung von Nicolas Grossfeld) |
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Die Fotos wurden
aufgenommen vor dem Haus der Familie Selig in Bischofsheim,
Spelzengasse 4. Das Foto links zeigt: obere Reihe Otto Meyer
(1875-1942), Marie Selig (später verheiratete Waitzfelder, 1887-1959) und
Hugo Hirsch (1877-1945), darunter Gustav Selig (1886-1939) und Fritz Selig
(1889-1959). Am Tisch: Theodor (Teddy) Selig (1891-1955), Hanna Meyer geb.
Selig (geb. 1880 als Tochter von Hirsch Selig und Zerline/Lina geb. Mayer
von Trebur, gest. 1964), Lina Selig geb.
Mayer (1856-1920), Thekla Hirsch geb. Selig (1883-1960), stehend Wilhelm
(Willy) Selig (1885-?), Robert Selig (1882-1918). Vor dem Tisch die Kinder
Anne Hirsch (später verheiratete Kahn, 1908-2000), Liesel (Johanna
Elisabeth) Meyer (später verheiratete Grossfeld, geb. 1903 in Diez
als Tochter von Otto Meyer und Hanna Meyer geb. Selig siehe oben - 1991),
Mary (Miechen) Meyer (später verheiratete Plowman, 1907-1989). Auf dem
Foto rechts sind drei Generationen zu sehen: Emma Meyer geb. Bauer
(1848-1909, Schwiegermutter von Hannah Meyer geb. Selig), Lina Selig geb.
Mayer (1852-1920, Mutter von Hanna Meyer), Hanna Meyer (geb. Selig,
1880-1964) und Liesel (Johanna Elisabeth) Meyer (s.o., später
verheiratete Grossfeld) |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Januar 2010:
Auch in Bischofsheim sollen
"Stolpersteine" verlegt werden |
Artikel in "Echo online" vom 29.
Januar 2010 (Artikel):
"'Stolpersteine": Mit Messingtafeln an Opfer erinnern
Holocaust: Nach Rüsselsheimer Vorbild sollen in Bischofsheim 'Stolpersteine" gegen das Vergessen eingesetzt werden...".
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Weiterer Presseartikel in der
"Main-Spitze" (Rhein-Main-Presse) vom 29. Januar 2010: "Liste
mit Namen der Opfer aus Bischofsheim existiert bereits". |
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Oktober 2010:
Die
Arbeitsgruppe zur Verlegung von "Stolpersteinen" in Bischofsheim
stellt Ergebnisse ihrer Recherchen vor |
Artikel von Ulrich von Mengden in der "Main-Spitze" vom 21.
Oktober 2010 (Artikel):
"67 Namen Verfolgter bereits bekannt
BISCHOFSHEIM - GEDENKEN Überparteiliche Arbeitsgruppe plant Verlegung von
'Stolpersteinen' in Bischofsheim.
Seit einigen Monaten trifft sich die Arbeitsgruppe 'Stolpersteine' mit dem Ziel, eine Beteiligung der Gemeinde an der Aktion des Kölner Künstlers Gunter Demnig vorzubereiten...". |
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November 2010:
Die ersten "Stolpersteine" werden
spätestens im Frühjahr 2011 verlegt. |
Artikel in echo-online.de vom 17. November
2010 (Artikel): "Gedenken an die ehemaligen Mitbürger
Engagement: Bernd Schiffler und ein Arbeitskreis wollen das Vergessene ans Tageslicht holen - Erste Stolpersteine 2011
BISCHOFSHEIM. Über das Grauen ist Gras gewachsen, 65 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg gibt es nur noch wenige Zeitzeugen und Überlebende des Holocaust. Auf kommunaler Ebene ist es besonders schwer, die Spuren von Opfern und Tätern zu verfolgen. Doch um die Täter geht es der Bischofsheimer Arbeitsgruppe
'Stolpersteine' nicht: Die Opfer sollen im Mittelpunkt stehen, ihnen möchte man nach der langen Zeit des Vergessens ein Andenken schaffen und sie zurückholen in den Kreis des Ortes, aus dem sie einst so leidvoll und unmenschlich gezerrt wurden..." |
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Januar 2011:
Gedenken an die jüdische Geschichte mit
Vertreter der Magenza-Stiftung aus Mainz am
Holocaust-Gedenktag |
Artikel von Ulrich von Mengden in der "Main-Spitze" vom 29.
Januar 2011 (Artikel):
"Bischofsheim - Jüdisches Leben komplett erloschen
BISCHOFSHEIM. NATIONALSOZIALISMUS Bischofsheimer gedenken am Holocaust-Tag der Gräueltaten
Rund 30 Menschen kamen am Donnerstag im Sitzungssaal des 'Palazzo' zusammen, um sich am Holocaust-Tag an die Gräuel der Nationalsozialisten zu erinnern. Am 27. Januar wird der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz gedacht - ein vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog ins Leben gerufener Gedenktag, an dem sich die Gemeinde Bischofsheim seit 2000 mit einer öffentlichen Veranstaltung beteiligt, wie der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Hugo Berg,
erinnerte...". |
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November 2015:
Gedenkstunde zur Erinnerung
an den Novemberpogrom 1938 |
Artikel in der "Frankfurter
Neuen Presse" vom 30. Oktober 2015: "Gedenken an die Pogromnacht. 77.
Jahrestag der Reichspogromnacht: Die Gemeinde richtet am 8. November eine
Gedenkveranstaltung aus.
Bischofsheim. Es ist eine Tradition und Verpflichtung der
Gemeindevertretung, des Gemeindevorstands und anderer Vereine und
Organisationen, an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken.
Seit 2013 werden die Gedenkveranstaltungen zum Internationalen
Holocaust-Gedenktag am 27. Januar und der Jahrestag der Reichspogromnacht,
an dem auch die Synagoge in der Frankfurter Straße in der Gemeinde
geschändet und schwer beschädigt wurde, zusammen mit dem Heimat- und
Geschichtsverein Bischofsheim zu einer zentralen Gedenkveranstaltung
zusammengefasst.
Bundesweit wird an diesem Tag daran erinnert, dass in der Nacht vom 9. auf
den 10. November 1938 in ganz Deutschland Synagogen brannten und Geschäfte
und Wohnungen von Juden demoliert wurden. Menschen jüdischen Glaubens wurden
misshandelt, in Konzentrationslagern inhaftiert, verfolgt und ermordet. Die
Pogromnacht markiert den Übergang von Diskriminierung und Ausgrenzung der
deutschen Juden zur systematischen Verfolgung und war der Beginn des größten
und schlimmsten Verbrechens in der Geschichte der Menschheit.
Die Gemeindevertretung Bischofsheim und der Heimat- und Geschichtsverein
Bischofsheim veranstalten am Sonntag, 8. November, um 11 Uhr im Museum
Bischofsheim, Darmstädter Straße 2, eine Gedenkfeier. Die musikalische
Umrahmung hat der Musiker und Vorbeter der Egalitären Minjan
(Synagogengemeinschaft der liberalen Juden) in der Frankfurter Jüdischen
Gemeinde, Daniel Kempin, mit seinem Programm 'Mir lebn ejbik! – jüdische
Lieder' übernommen. Die Bürger der Gemeinde Bischofsheim sind zu dieser
Gedenkfeier eingeladen."
Link zum Artikel |
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November 2017:
Gedenkstunde zur Erinnerung an den Novemberpogrom
1938 |
Artikel von Peter Mikolajczyk und Sven
Westbrock im "Rüsselsheimer Echo" vom 10. November 2017: "Reichspogromnacht.
Als die Synagogen brannten.
Die Reichspogromnacht liegt 79 Jahre zurück. Dass ihnen das Erinnern an die Verbrechen von damals noch immer wichtig ist, haben viele Menschen am Donnerstagabend bewiesen.
KREIS GROß-GERAU. Es war neblig und kalt. Trotzdem waren am Donnerstagabend 300 Menschen in Groß-Gerau dabei: Nach einem Schweigemarsch durch die Darmstädter und Frankfurter Straße wurde vor dem Denkmal für die ehemalige Synagoge an die Reichspogromnacht 1938 erinnert, in der das Unrecht an der jüdischen Bevölkerung einen vorläufigen Höhepunkt
erreichte... Bericht weiter zitiert
auf der Seite zu Groß-Gerau.
Konzert in Bischofsheim. Eine etwas andere Art des Gedenkens gab es im Bischofsheimer Heimatmuseum. Dort gab der jüdische Musiker Daniel Kempin ein Konzert zum Besten, dass die etwa 30 Gäste mitnahm auf eine Reise durch die jüdische Geschichte.
Die Lieder sang Kempin auf jiddisch und hebräisch, dazu spielte er virtuos Gitarre.
'Wenn Sie etwas verstehen, ist es jiddisch', spielte Kempin humorvoll auf die deutschen Elemente der Sprache an. Kempins Texte handeln von Exil und Integration, behandelt werden unter anderem die Unterdrückung der Juden im russischen Zarenreich und der Genozid an ihnen im Nationalsozialismus.
Trotz der ernsten Themen und des mit einer dunklen Geschichte behafteten Datums, gelang es
Kempin, beim Publikum Begeisterung für seine Musik hervorzurufen. Da wurde sowohl mitgeklatscht als auch mitgesungen, etwa als Bürgermeister Ingo Kalweit (CDU) und eine Konzertbesucherin ein Plakat mit jiddischem Text hoch hielten, an dessen Aussprache sich die Gäste dann wagten.
Zuvor hatte die Landtagsabgeordnete Sabine Bächle-Scholz eine Rede gehalten, in der sie das Gedenken am 9. November vehement verteidigte. Damals erlitt auch die Synagoge in der Frankfurter Straße schwere Schäden. 57 Menschen jüdischen Glaubens wurden damals aus Bischofsheim vertrieben. In jedem Jahr werde sie gefragt, so Bächle-Scholz, ob das Gedenken heute noch nötig sei.
'Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu
wiederholen', antwortete Bächle-Scholz am Donnerstagabend mit einem Zitat des US-Amerikanischen Philosophen und Schriftstellers George
Santayana. Gerade in der heutigen Zeit, wo rechtes Gedankengut wieder aufkomme, sei das aktuell."
Link
zum Artikel |
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Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 83.
|
| Christine Hartwig-Thürmer: Ginsheim Gustavsburg
Bischofsheim 1933-1945. Die Mainspitze unterm Hakenkreis (hg. vom
Gemeindevorstand Bischofsheim und dem Gemeindevorstand Ginsheim-Gustavsburg).
1989. |
| Angelika Schleindl: Verschwundene Nachbarn.
Jüdische Gemeinden und Synagogen im Kreis Groß-Gerau. Hg. Kreisausschuss
des Kreises Groß-Gerau und Kreisvolkshochschule. Groß-Gerau 1990. |
| Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 137. |
| dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 116. |
| dies.: Neubearbeitung der beiden Bände. 2007. S. 300. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 109-110. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Bischofsheim
Hesse. Thanks to this village's transformation into an industrial center, the
community also grew, numbered 82 (about 5 % of the total) in 1871 and enjoying
good relations with working-class neighbors. The last 30 Jews mostly fled after Kristallnacht
(9-10 November 1938), when a non-Jewish family purchased the
synagogue, thus preventing its destruction by the Nazis.
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