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Kreis Bad Kreuznach"
Bretzenheim (Nahe)
(VG Langenlonsheim, Kreis
Bad Kreuznach)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Bretzenheim bestand eine jüdische
Gemeinde bis um 1900. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts
zurück.
Bereits im 16./17. Jahrhundert waren einzelne Juden am Ort. 1537
wird Jud Salomon genannt, der den ehemaligen "Falkensteiner Hof"
(in der früheren Nahegasse, heute Große Straße Nr. 31 an der Einmündung
Winkel / Große Straße) gepachtet hatte und dort vermutlich Weinhandel betrieb.
Auch in den Listen von 1550 und 1555/56 über die im Bereich der Kurpfalz
ansässigen Juden wird Salomon von Berzenum (=Bretzenheim) genannt. Seit 1665
werden in den Amtsrechnungen der gräflich-velen'schen Verwaltung wiederum Juden
beziehungsweise jüdische Familien genannt. Demnach gab es 1665 drei jüdische
Haushaltungen, 1669 zwei, 1675 eine, 1680 zwei, 1709 drei, 1720 vier und 1730
sieben Haushaltungen. Namentlich erfährt man u.a. von der Jüdin Hanna in
Bretzenheim, die nach einem Überfall von Soldaten auf Bretzenheim im Oktober
1675 ausgeraubt wurde. Der Verlust von umfangreicher "Krämerware"
lässt schließen, dass sie einen Krämerladen am Ort betrieben hat. 1698 wird
Jud Abraham, 1700 zusätzlich Jud Eysick (Isaak)
genannt.
Im 18. Jahrhundert nimmt die Bedeutung der jüdischen Familien am Ort zu.
In Geldgeschäften, im Vieh- und Warenhandel spielten die jüdischen Einwohner
inzwischen eine bedeutende Rolle. 1733 werden die folgenden jüdischen
Familienvorstände genannt: Moyses, Davidt, Hertz, Löser, Mayer und Seeligmann.
In den folgenden Jahren sind mehrere jüdische Familien aus anderen Orten
zugezogen. 1795 gab es in Bretzenheim neun jüdische Familien mit
zusammen 49 Personen: Löw Isaac mit Frau und vier Kindern, Majer Löser mit
Frau und drei Kindern, Feist Henz mit Frau und vier Kindern, Joseph Abraham mit
Frau, vier Kindern und einem Gesinde, Majer Moses (verwitwet) mit fünf Kindern,
David mit Frau, Affron Raphael mit Frau und fünf Kindern, Seeligmann Moses mit
Frau und einem Kind. Damals machten die jüdischen Einwohner 8,33 % der
Gesamteinwohnerschaft von Bretzenheim aus.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1808 etwa 40 jüdische Einwohner, 1843 41 (4,44 % von insgesamt 922
Einwohnern), 1858 22 (2,36 % von 931), 1895 15 (1,64 % von 911).
1808 nahmen die jüdischen Einwohner feste Familiennamen an. Die
Familiennamen waren Hirsch, Lui, Maier, Mühlstein, Scheier, Stern, Laub und
Blum. Die jüdischen Familien lebten schon damals mitten im Ortsbereich zwischen
den anderen jüdischen und christlichen Familien.
1853 werden die folgenden jüdischen Haushaltsvorstände genannt: Moses
Löb (Fruchtmakler), Abraham Schweig (Wein- und Fruchthandel), Heinrich Schweigs
Ehefrau (Metzgerei), Emrich Schweig (Metzgerei). Die jüdischen Familien waren
im Ortsleben weitestgehend integriert. Sie partizipierten selbstverständlich am
allgemeinen Vereinsleben. Zwischen 1848 und 1875 waren mindestens fünf
jüdische Männer für jeweils sechs Jahre in der örtlichen
Feuerlöschmannschaft. Als sich 1900 aus dieser die Freiwillige Feuerwehr
Bretzenheim gründete, war Moritz Schweig der erste
Kommandant.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule,
ein rituelles Bad und ein Friedhof.
1895 schlossen sich die in Bretzenheim noch lebenden jüdischen Personen
der Gemeinde in Langenlonsheim
an.
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde der Gefreite Otto
Schweig (geb. 19. Oktober 1892 in Bretzenheim, gef. 24. Oktober 1918).
1925 wurden nur noch fünf jüdische Einwohner gezählt. Seit 1935
lebte nur Hedwig Graf geb. Schweig in
Bretzenheim, die mit Heinrich Graf (evangelisch) verheiratet war und in der
NS-Zeit unbehelligt am Ort überleben konnte.
Von den in Bretzenheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): es werden in den beiden
Listen keine Personen aus Bretzenheim (Nahe)
genannt.
Anmerkung: Hinweis auf die "Liste
der im hiesigen Amtsbezirk (Langenlonsheim) wohnhaft gewesenen Juden" (pdf-Datei der
an den International Tracing Service von der Amtsverwaltung Langenlonsheim am
2.3.1962 mitgeteilten Liste mit den Namen der (sc.1933 und danach) wohnhaften
jüdischen Einwohnern in Bretzenheim,
Heddesheim,
Langenlonsheim,
Laubenheim,
Waldhilbersheim,
Waldlaubersheim,
Windesheim. In der Liste werden aus
Bretzenheim genannt: Moritz Schweig (1865; noch am Ort verstorben), Erna
Schweig (1895; nach Argentinien emigriert), Gerda Schweig (1899; nach
Argentinien emigriert), Hedwig Graf geb. Schweig (1878; nicht verzogen).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
In jüdischen Periodika des 19./20.
Jahrhunderts wurden noch keine Berichte zur jüdischen Geschichte in
Bretzenheim gefunden. |
Zur Geschichte der Synagoge
1774 wird eine "Judenschule", d.h. eine Synagoge
beziehungsweise ein Betsaal genannt, der sich vermutlich in der Großen Straße,
im Bereich der heutigen Anwesen 4 und 6 befand. Der Betraum wurde spätestens um
1895 aufgegeben, als sich die jüdische Gemeinde in Bretzenheim mit
Langenlonsheim und Laubenheim zusammengeschlossen hat.
Adresse/Standort der Synagoge: vermutlich
im Bereich Große Straße 4/6
Fotos
Außer zum
Friedhof sind noch keine Fotos oder Darstellungen zu jüdischen Geschichte
in Bretzenheim vorhanden;
über Hinweise oder Zusendungen freut sich der
Webmaster der "Alemannia Judaica"; Adresse siehe Eingangsseite.
Einige Abbildungen gibt es - u.a. aus der Familie Schweig - gibt es im
Beitrag von Hans Schneider s.Lit. |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Dokumentation Jüdische Grabstätten im Kreis Bad
Kreuznach. Geschichte und Gestaltung. Reihe: Heimatkundliche Schriftenreihe
des Landkreises Bad Kreuznach Band 28. 1995. S. 129-146. |
| Hans Schneider: Die Geschichte der Juden von
Bretzenheim an der Nahe. In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit
in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Matthias Molitor
und Hans-Eberhard Berkemann in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für
politische Bildung Rheinland-Pfalz. Erschienen im Verlag Matthias Ess in Bad
Kreuznach. 10. Jahrgang
Ausgabe 2/2000 Heft Nr. 19. S. 32-49. Online
zugänglich (als pdf-Datei eingestellt, 13 MB).
|
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 127 (mit weiteren Literaturangaben).
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n.e.
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