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Unterfranken"
Dornheim (Stadt
Iphofen, Kreis Kitzingen)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Anmerkung: nicht verwechseln mit Dornheim
(Hessen)
Übersicht:
Hinweis: vor der Kreisreform 1973 gehörte Dornheim zum
ehemaligen Kreis Scheinfeld und damit zu Mittelfranken.
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Dornheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1940.
Ihre Entstehung geht bis in die Zeit des 15./16. Jahrhunderts zurück.
Mitte des 15. Jahrhunderts wird ein Jude Meyer aus Dornheim in Iphofen
genannt, 1566 ein Namensvetter Jud Maier in Dornheim selbst. 1682 leben drei jüdische
Familien am Ort, 1694 sind es vier, 1720 sechs Familien. Ein Memorbuch
der Gemeinde wurde 1753 angelegt. Im Gemeindearchiv gab es Statuten und
Rechnungsbücher aus dem Jahr 1780.
Die Gemeinde blieb relativ klein. Genaue
Zahlen liegen aus dem 19. Jahrhundert vor: 1809/10 waren es 42 jüdische
Gemeindeglieder, 1837 40. Die Höchstzahl wurde 1867 mit 62 Personen erreicht
(13,8 % von insgesamt etwa 450 Einwohnern). Danach ging die Zahl durch Aus- und
Abwanderung zurück (1890 43, 1900 52, 1910 29).
An Einrichtungen hatte die Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
Religionsschule sowie ein rituelles Bad. Die Toten der jüdischen Gemeinde
wurden auf dem Friedhof in Hüttenheim
beigesetzt. Die jüdische Gemeinde gehörte
von 1838 bis 1880 zum Distriktsrabbinat Welbhausen,
danach zum Distriktsrabbinat Kitzingen. Zur
Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Lehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schächter tätig war. Bei anstehenden
Neubesetzungen wurde die Stelle immer wieder ausgeschrieben. Die
Ausschreibungstexte aus den Jahren 1865, 1879, 1893 und 1894 sind erhalten, alle
unterzeichnet von dem langjährigen Gemeindevorsteher Jakob Löb
Schönfärber,
der prägenden Persönlichkeit Dornheims in der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts (siehe unten).
Um 1924, als noch 16 jüdische Gemeindeglieder gezählt
wurden (4,5 % von insgesamt etwa 350 Einwohnern), waren die Vorsteher der
Gemeinde Alfred Hausmann und Isak Lärmer. Auch 1932 gab es noch 16
jüdische Gemeindeglieder. Nur wenige von ihnen verließen den Ort nach
1933. Sieben der überwiegend alten Menschen verstarben zwischen 1933 und 1940
am Ort. Die letzten in Dornheim wohnenden jüdischen Einwohner, drei Frauen,
wurden am 29. November 1941 über Nürnberg nach Riga deportiert (darunter
Frieda Lärmer, geb. 1895 und Lina Ullmann geb. Hausmann, geb. 1874).
Von den in Dornheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Lina Adler geb.
Schönfärber (1901), Johanna (Hanna) Cohn geb. Schönfärber (1867), Jeanette
Hamburger (1886), Moses Herz (1873), Fany Hofmann geb. Lärmer (1895), Lippmann
Lärmer (1883), Mali Rosenbaum geb. Hausmann (1881), Max Schönfeld (1896),
Moritz Schönfeld (1897), Betty Sichel (1875), Johanna Strauss geb. Gottlieb
(1892), Lina Ullmann geb. Hausmann (1874), Lina Walfisch (1899), Sofie (Sofia)
Walfisch (1866).
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der
Geschichte der jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers, Vorbeters und
Schochet 1865 / 1879 / 1893 / 1894 / 1901
Anzeige
in der
Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. September 1865:
"Die hiesige Gemeinde beabsichtigt, einen Lehrer, Schächter und
Vorbeter sofort aufzunehmen. Kinderanzahl nicht groß. Gehalt 250 Gulden.
Hierauf Reflektierende belieben ihre Zeugnisse einzuschicken an Jakob Löb
Schönfärber in Dornheim bei Einersheim (Bayern). |
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Von 1873 bis 1879 war Nathan Sichel Lehrer
in Dornheim, 1879 bewarb er sich erfolgreich auf die Stelle in Kleinsteinach. |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Februar 1879:
"Die Stelle eines Religionslehrers, Vorsängers und Schächters in
Dornheim bei Markt-Einersheim (Bayern, Unterfranken) wird am 1. April
dieses Jahres vakant. Fixer Gehalt Gulden 350 und Gulden 150
Nebenverdienste nebst freier Wohnung. Qualifizierte Bewerber wollen sich
baldigst an Unterzeichneten werden. J. L. Schönfärber, Vorsteher". |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Mai 1893:
"Die Religionslehrerstelle, verbunden mit Vorbeter- und
Schächterfunktion in hiesiger Gemeinde, Rabbinat Kitzingen, ist vakant
und sofort oder bis zum 1. Juli zu besetzen. Gehalt Mark 500.
Nebeneinkünfte bei freier geräumiger Wohnung 3-400 Mark. Bewerber wollen
ihre Zeugnisabschriften alsbald an unterzeichneten Vorstand senden.
J.L. Schönfärber, Dornheim, Post Hellmitzheim (Bayern). |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Mai 1894: "Die
Religionslehrerstelle verbunden mit Vorbeter und Schächterdienst in
hiesiger Gemeinde, Rabbinat Kitzingen, ist vakant und sofort wieder zu
besetzen. Fixen Gehalt Mark 550 und 3-400 Mark Nebenverdienst bei freier
bequemer Wohnung. Etwaige Bewerber wollen ihre Meldung gefälligst an
Unterzeichneten einsehenden. Reisekosten werden nur demjenigen, welcher
die Stelle erhält, vergütet. Dornheim, Post Hellmitzheim, Bayern.
J. L.
Schönfärber, Kultusvorstand". |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. September 1901:
"In unserer Gemeinde ist die Stelle eines Religionslehrers, Chasan
und Schochet sofort zu besetzen. Fixer Gehalt 550 Mark.
Nebenverdienst ca. 400 Mark bei freier schöner Wohnung. Bewerber willen
sich gefälligst an Unterzeichneten wenden.
N. Walfisch, Kultusvorsteher, Dornheim,
Mittelfranken." |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Zum Tod von Josef Schönfeld (1876)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Oktober 1876:
"Aus Mittelfranken, im (Monat) Elul. Am 26. Aw (16. August
1876) erlitt die Gemeinde Dornheim einen herben Verlust durch das
Dahinscheiden eines echten, frommen Jehudi. Herr Josef Chaim
Schönfeld, ein Mann, wie sie leider auch in Bayern immer seltener
werden, der mit allen Kräften unsere heilige Wahrheit hochhielt.
Er war bis in sein hohes Altes stets unter der treuesten Besuchern der
Synagoge. In ihm beklagt die Gemeinde, der er angehörte, eines ihrer
würdigsten Mitglieder, welches stets am Platze war, wo es galt, dem
Interesse unserer heiligen Tora zu dienen. So war es ihm stets eine
heilige Pflicht, seine Töchter nur an solche Männer zu verheiraten, von
denen er wusste, dass sie seinen Grundsätzen getreu waren. So war der
früh verstorbene HaRaw HaZadik Herr Aharon Simcha Flamm Seligen
Angedenkens, Rabbiner zu Welbhausen,
ein Neffe des großen Gaon, des Rabbiners und Vorsitzenden des
Rabbinatsgerichtes der Heiligen Gemeinde in
Würzburg, einer seiner Schwiegersöhne.
Das unglückliche Matrikelgesetz, welches leider den größten Teil der
jüdischen Jugend in Bayern zwang, von Haus und Hof auszuwandern, machte
es unmöglich, dass er auf die Erziehung seiner Söhne Einfluss hatte. Sie
hatten übrigens auch im fernen Lande volles Verständnis für das
verdienstvolle Wirken ihres Vaters - Friede sei mit ihm - und ihre
kindliche Liebe hat ihm schon seit einer Reihe von Jahren ein sorgenfreies
Leben verschafft. Die Wahrheit des Satzes der Ausgang (= Tod) des Gerechten
schafft Eindruck konnte man so richtig bei der Beerdigung des Verstorbenen
erkennen und war es deutlich zu sehen, wie sehr Alles teilnahm an dem
herben Verluste.
Die Leichenrede hielt Herr Lehrer Sichel aus Dornheim und
waren alle Anwesenden von deren Inhalte sichtlich ergriffen. Seine Seele
sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
|
Anmerkung: der im Beitrag genannte Rabbiner
Aron Simon (Simcha) Flamm (geb. 1834 in Nenzenheim, gest. 1865 in
Welbhausen) war ein Sohn von Löb Flamm und der Rebekka geb. Bamberger und
damit offenbar ein Neffe des Rabbiners Seligmann Bär Bamberger in
Würzburg. Flamm war ca. 1862 bis 1864 Distriktsrabbiner in Welbhausen; er
wurde durch Rabbiner Bamberger in Würzburg am 20. April 1863 getraut mit
Helene geb. Schönfeld (geb. 1842 in
Dornheim). |
Zum 70. Geburtstag von
Jakob Löb Schönfärber, Gemeindevorsteher von 1855 bis 1897
mit
Charakterisierung des orthodoxen jüdischen Gemeindelebens in Dornheim
Artikel in der Zeitschrift der Israelit vom
12.6.1895 (s.o.): "Dornheim (Mittelfranken). Am Schabbat mit
der Toralesung Achare Mot beging hierselbst Herr J. L. Schönfärber,
der bereits 40 Jahre das Vorsteheramt der hiesigen jüdischen Gemeinde inne hat,
seinen siebzigsten Geburtstag. Obwohl wir alle Ursache hatten, aus Anlass
ersteren Umstandes dem Jubilar ein sichtbares und bleibendes Zeichen unserer
Liebe, Verehrung und Dankbarkeit zu geben, nahmen wir, in Rücksicht der
strengen Religiosität des Jubilars, Abstand von einer öffentlichen Feier.
Dennoch ist dieser Tag nicht unbemerkt in unserer Gemeinde vorübergegangen und
die Gemeindemitglieder haben ihren freudigen Gefühlen dadurch Ausdruck
verliehen, dass jeder am selbigen Sabbat zur Tora Aufgerufene dem Jubilar einen Mischeberach
(besonderer Segensspruch) machen ließ. Diese kleine Ehrung hat Herr J. L.
Schönfärber in reichem Maße verdient, denn wenn in unserer Gemeinde Gott sei
Dank noch der echte fromme Sinn für Tora und Gebote bei allen Mitgliedern
ungeschwächt lebt und herrscht, so ist dies ausschließlich unserem frommen,
friedliebenden und von echter Gottesfurcht getragenem Vorstande zu verdanken,
der bestrebt war und ist, lehirbiz tora bakehilatenu (um die Tora in
unserer Gemeinde groß werden zu lassen) und uns gar oft am Sabbat durch seine
geistvollen und anregenden Tora-Vorträge erfreut. In solcher Stunde
nimmt er oft Gelegenheit, das der Religion Zuwiderlaufende rücksichts- und
schonungslos zu verurteilen, und dadurch und dass er ferner durch seine
wahrhafte Frömmigkeit und große Gottesfurcht der Gemeinde ein
nachahmungswertes Muster abgab, erreichte er das schöne Ziel, dass in unserer
Gemeinde alle Mitglieder noch echte, fromme Jehudim (Juden) sind. Dieser Umstand
erklärt es als selbstverständlich, dass diese Freude nicht auf Familie und
hiesige Gemeinde blieb, sondern, dass auch von Nah und Fern zahlreiche
Gratulationen einliefen und so Zeugnis gaben von der allseitigen Beliebtheit
unseres verehrten Vorstande. Möge Gott ihn noch eine lange Reihe von Jahren in
dieser Rüstigkeit und Geistesfrische erhalten zur Freude und Segen der Familie
und unserer Gemeinde."
|
Zum Tod des langjährigen Gemeindevorstehers
Jakob Löb Schönfärber 1897
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. November 1897:
"Dornheim (Bayern), 4. November. Am zweiten Tage des Sukkotfestes
verschied dahier Herr Jacob Löb Schönfärber im Alter von 72 Jahren. Der
Entschlafene, der ein sehr frommer Jehudi, ein (gottes)fürchtiger
Mann und ein genauer Beobachter der Gebote war, stand
der Chewra Kadischa (Beerdigungsbruderschaft) 42 Jahre als Leiter
und Vorsteher vor; ebenso war er 38 Jahre Gemeindevorsteher und verwaltete
diese Ämter in treuester Hingebung zur Sache, zur Ehre des Gebotes.
Dabei erfreute er Sabbat und Feiertage die Gemeinde oft durch geistreiche
religiöse Vorträge. Wenn unsere Gemeinde mithin einen vorzüglichen Ruf
bezüglich Frömmigkeit und Religiosität genießt, so ist auch hierin dem
Verstorbenen, der durch sein frommes Beispiel aneifernd wirkte, viel zu
verdanken. Und sowie er in der Tora und im Gottesdienst unser
Leitstern gewesen, so war er auch unser Vorbildung in Betätigung von Wohltätigkeit
und Gastfreundschaft, welche Mizwos er ... in reichem Maße übte,
sowie durch die unverhohlen empfundene Freude, wenn er sein Scherflein
für Torastudenten beisteuern oder einen größeren Beitrag für
die Armen des Landes Israel sammeln konnte. Obwohl durch seinen Beruf
sehr in Anspruch genommen, wurde das Lernen der Tora doch nicht
vernachlässigt und besonders Schabbat und am Versöhnungstag widmete
er sich unausgesetzt dem Torastudium und ebenso brachte er große Opfer,
seinen Kindern Torakenntnisse anzueignen, verwandte große Sorgfalt, dass
seine Töchter bei ihrer Gattenwahl nur fromme, gottesfürchtige Männer
heirateten. Seine Nächsten- und Menschenliebe war allgemein bekannt. Für
Jeden hatte er ein freundliches Wort, eine freundliche Miene oder
Bemerkung, jedem stand er mit Rat und tat bei und bei den Behörden stand
er in hohem Ansehen und großer Achtung. Darum hat die Trauerkunde bei
jedem, der den Verstorbenen im Leben kannte, ungeteilte, aufrichtige
Trauer erweckt und hat man manchen biederen Christ aufrichtige Bittere Tränen
über sein Ableben vergießen sehen. Möge der Allmächte der
hinterbliebenen Witwe und den Kindern Trost verleihen und den Verlust
tragen helfen! Seine Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens." |
Links: Grab von Jakob Löb Schönfärber auf dem jüdischen Friedhof
in Hüttenheim. |
Zum Tod des aus Dornheim stammenden Lehrers in Basel
Dr. Leopold Hausmann (geb. 1871 in Dornheim, gest. 1934 in Basel)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Oktober 1934: "Dr.
Leopold Hausmann - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen -.
Vergangene Woche gab auf dem hiesigen jüdischen Friedhof eine ungeheure
Trauergemeinde aus nah und fern dem ältesten Beamten der Jüdischen
Gemeinde Basel, Dr. Leopold Hausmann, der im Alter von erst 63 Jahren
aus einem Leben der Pflicht und Arbeit vom Tode gerissen wurde, das
Geleite. Geboren 1871 in Dornheim (Bayern), widmete er sich dem
Lehrerberuf. Er besuchte die Präparandenschule
in Burgpreppach und kam dann in das Israelitische
Lehrerseminar in Würzburg. Nach kurzer Amtstätigkeit in Hessen kam
er in ganz jungen Jahren als Lehrer an die Israelitische Gemeinde in
Basel. Hier absolvierte er bald seine Universitätsstudien und promovierte
erfolgreich mit einer naturwissenschaftlichen Dissertation und einer
öffentlichen Doktorrede. Hier in Basel war es dem Verstorbenen vergönnt,
in 41 Jahren mehrere Generationen zum Urquell des Judentums, zur Tauroh
(Tora) zu führen, er suchte seine Schüler, die in die Tausende gehen und
seiner heute in aller Herren Länder ehrend gedenken, für Jüdischkeit
und wahrhaften jüdischen Lebenswandel zu begeistern, eine schwere Aufgabe
bei Kindern, die freiwillig und nur kurze Zeit die Schule besuchen. Dann
verwaltete der Verblichene auch im Nebenamte das gesamte Sekretariat, das
Kassenwesen, die Armenpflege und alle der Gemeinde unterstellten
Institutionen mit größter Umsicht und Gewissenhaftigkeit. Daneben
widmete er seine Kraft und seinen Rat den vielen Ehrenämtern der Vereine
und Institutionen. Der Verstorbene, der auch in nichtjüdischen Kreisen
sehr geachtet und gern gesehen war, gehörte seit der Gründung der
Studentenverbindung Nehardea an, war tätiges Mitglied der Chevroh
Espérance, gehörte dem Vorstande der Krankenschwesterinstitution an. Vor
allem aber war er auch eifriges und aktives Mitglied der Chevroh Kadischoh
und gehörte deren Kommission an; dann bemühte er sich besonders um die Talmud-Tora-Schule
des Schomre-Tora-Vereins, als deren Vizepräsident er einen Schiur im
Beth-Hamidrasch gab. Auch war er ein besonders geschätztes Mitglied des
schweizerischen Lehrerverbandes, der ihm manche gut Anregung und Tat
verdankte. Als Vortragsredner vorzugsweise überpädagogische Themata war
Dr. Hausmann sehr bekannt und beliebt. Seine ganze Begeisterung und seine
Arbeit galt aber auch besonders dem Keren Hatora, als dessen neuester
Landespräsident der Verstorbene ihm neuen Impuls und Aufschwung verlieh,
um auch so an der Verbreitung der Tauroh (Tora) mitzuhelfen. Ein
wahrhafter Zaddik, dessen Gesicht leuchtete, wenn er Tauroh lernte und
lehrte, wenn er Armen und Bedrückten Freude verschaffen und sie
aufrichten konnte, wenn er für Mizwos (religiöse Gebote) eilte und
kämpfte, ein Familienvater, der ängstlich um seine Gattin und seine
Kinder besorgt war und letztere, wie er es lehrte, zu wahren Jehudim
erzog, ist von uns gegangen.
An der Bahre sprachen Herr Rabbiner Dr. Weil, Herr Alfred Bloch,
Vizepräsident der Israelitischen Gemeinde, sowie die Herren Fröhlich,
Baden als Vertreter des Lehrerverbandes und Herr Rabbiner Dr.
Lewenstein aus Zürich im Auftrage der Keren Hatora-Zentrale, die sich
in bewegten und ergreifenden Worten von ihrem Kollegen trennte. Am Grabe
sprachen auch die drei jungen Söhne des Verstorbenen wehmütige und
unvergessliche Worte des Abschiedes. Seine Seele sei eingebunden in den
Bund des Lebens." |
Zur Geschichte der Synagoge
Adresse/Standort der Synagoge: Hellmitzheimer Straße
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 12.5.2006).
|
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Am Gebäude
Altmannshäuser Straße 7 (alte Schule, rechts neben Kirche) ist eine
Gedenktafel angebracht mit einer kaum noch lesbaren Inschrift:
"In Dornheim bestand bis 1940 eine jüdische Kultusgemeinde. Synagoge
Hellmitzheimer Str. o.N. Zur Erinnerung an unsere ehemaligen jüdischen
Mitbürger". |
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Januar 2015:
In Dornheim werden vorerst
keine "Stolpersteine" verlegt |
Artikel in "InFranken.de" vom 16.
Januar 2015: "Vorerst keine Stolpersteine
Stolpersteine zum Gedenken an jüdische Mitbürger, die in der Zeit der NS-Diktatur verschleppt und ermordet wurden, soll es in Dornheim vorerst nicht geben. Dafür wird die Geschichte der jüdischen Bevölkerung in dem Iphöfer Stadtteil aufgearbeitet. Darauf hat sich der Stadtrat in seiner ersten Sitzung des Jahres verständigt.
Den Einbau der Stolpersteine hatte der Dornheimer Stefan Lenzer bei der Stadt beantragt, doch Bürgermeister Josef Mend stützte sich bei der Ablehnung auf führende Vertreter der jüdischen Kultusgemeinde wie Charlotte Knobloch, die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden, und deren Nachfolger Josef Schuster. Beide seien als Kritiker der Stolpersteine bekannt, so
Mend. Lenzer war als Zuhörer in der Sitzung anwesend und hatte vorher, bei einem anderweitigen Ortstermin des Rates, mit einem Schild für den Einbau der Stolpersteine geworben. Eine Stellungnahme in der Sitzung gab er nicht ab.
Den Vorschlag der Stadtarchivarin Susanne Kornacker, Wirken und Geschichte ehemaliger jüdischer Bürger in Dornheim und anderer Stadtteile aufzuarbeiten, griffen Mend und der Stadtrat aber gerne auf. Kornacker ist bei ihren bisherigen Recherchen auf mindestens zwei Juden gestoßen, die während der NS-Zeit aus Dornheim deportiert und später ermordet worden waren: Lina Wallfisch und Frieda Lärmer." |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 169-170. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 47. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 293-294. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Dornheim (in Jewish sources Tarnim)
Middle Franconia. A small community existed from at least the 16th century,
numbering 62 in 1867 (total 450). The three Jews in Dornheim were expelled to
the Riga ghetto via Nuremberg on 29 November.
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