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Glarus (Kanton
Glarus, Schweiz)
Jüdische Geschichte
Übersicht:
Zur Geschichte jüdischer Einwohner
In Glarus bestand zu keiner Zeit eine jüdische
Gemeinde.
Im 19./20. Jahrhundert ließen
sich einzelne jüdische Personen nieder, deren Zahl jedoch immer gering geblieben
ist. Nach dem "Historischen Lexikon der Schweiz" wurden im 19.
Jahrhundert erstmals 1870 14 jüdische Einwohner gezählt (noch keine in 1850),
deren Zahl jedoch alsbald wieder zurückgegangen ist: 1888 12 jüdische
Einwohner, 1900 3, 1910 9, 1930 2, 1950 6, 1970 und 1990 je 0, 2000 1.
Über die Ende des 19. Jahrhunderts einzige jüdische Familie Guth in der
Gemeinde informiert der nachfolgende
Bericht.
Berichte aus der Geschichte
jüdischer Einwohner
Über die einzige jüdische Familie in Glarus am Ende des
19. Jahrhunderts (Bericht von 1896)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Februar 1896: "Glarus,
3. Februar (1896). Trotz der vielen Korrespondenten, welche der 'Israelit'
in der Schweiz hat, dürfte demselben vom hiesigen Orte noch kein Bericht
zugegangen sein. Es lebt im ganzen Kanton nur eine einzige jüdische
Familie, die in ihrem still zurückgezogenen Leben wenig Stoff zur
Berichterstattung liefert. Ein solches Stillleben einer so auf sich selbst
angewiesenen Familie aus eigener Anschauung einmal kennen zu lernen, war
schon lange mein lebhafter Wunsch. Am vergangenen Sabbat Paraschat Bo
(Sabbat mit der Toralesung Bo = 2. Mose 10,1 - 13,16, das war am
18. Januar 1896) bot
sich mir durch eine Bar Mizwa Gelegenheit, welche die Familie hier beging.
Durch Verwandte und Bekannte, welche dazu geladen waren, fand sich ein
vollzähliger Minjan zusammen, auch für eine Torarolle war gesorgt und so
trafen wir wohlgemut Tags zuvor in Glarus ein.
Glarus mit ca. 6000 Einwohnern, Hauptstadt des gleichnamigen Kantons, ist
in wunderschöner Lage gelegen. Es ist im Südosten vom Glärnisch, im
Nordosten vom Schilt und im Nordwesten vom Wiggis umgeben und imponiert
außerdem durch seine schmucken neuerbauten Häuser, da der Ort im Jahre
1861 gänzlich abbrannte und dann wieder neu aufgebaut
wurde.
Der erste Bekannte, den ich hier traf, war der 'Israelit'. Er ist das
eigentliche Medium, durch welches die Familie L. Guth, die
Verbindung mit der Welt draußen unterhält. Ich war freudig überrascht
über den echten, jüdischen Sinn und über das treue Festhalten an der
Vätersitte, welchem ich in der Familie auf Schritt und Tritt begegnete,
zumal ich mit ganz anderen Voraussetzungen hierher kam. In einer solchen,
von der jüdischen Welt abgeschnittenen Familie, deren Kinder unter
nichtjüdischer Umgebung geboren und erzogen werden, setzte ich voraus,
sei es nicht denkbar, dass das jüdische Leben sich ungetrübt erhalten
könne. Doppelt freudig wurde ich daher überrascht, als diese Voraussetzung
in gar keinem Punkte zutraf. Ich denke mir, wenn diese Familie in einer
der größeren schweizerischen, jüdischen Gemeinden lebte, dass dann das
schlechte Beispiel der großen Mehrheit die jüdische Erziehung vielmehr
erschwert, als dies hier der Fall ist. Die Familie hat auch einen
tüchtigen, talmudisch gebildeten Hauslehrer, der die Kinder in einer
Weise unterrichtet, die selbst dem Lehrer einer großen Gemeinde alle Ehre
machen würde. Es war ein Vergnügen zu sehen und zu hören, wie schön
der Bar Mizwa-Knabe seine Parascha und später eine Rede vortrug, welche
sich an die Worte der Sidra lehnte: lehnte: 'und es soll
geschehen, wenn euere Söhne zu euch sprechen: Was soll euch dieser
Dienst?' (2. Mose 12,26).
Eine derartige Feier in einer solchen alleinstehenden Familie, mit solchem
Geiste gefeiert, ist ein lautes Zeugnis für die Lebenskraft des
Judentums, die seine Kinder in jede Umgebung begleitet und die keine Vereinsamung
zu brechen oder auch nur zu erschüttern vermag. Diese und ähnliche
Gedanken erfüllten die Teilnehmer der schlichten Feierlichkeit, die uns
den Sabbat hindurch freudig vereinte, bis uns die neu anbrechende Woche
wieder nach allen Richtungen auseinander führte. Mich aber
hat dieses schlichte Erlebnis mit einer großen Erfahrung bereichert. Sie
hat mir die Eigenart Israels in einem konkreten Beispiel vor Augen
geführt. Wie diese eine Familie in ihrem von Bergriesen eingeschlossenen
Kanton, so lebt Israel dieses einzigartige Volk im Land sein nach
göttlichem Willen geregeltes Leben, einsam, unverstanden von der Umgebung
und treu seiner Überlieferung, bis es Gott gefällt, seine zerstreuten
Kinder wieder in ihr Heim zu bringen.
'Jerusalem, Berge sind darum, so der Ewige rings um sein Volk, von nun
an bis in Ewigkeit.' (Psalm 125,2)" |
Fotos
Fotos zur
jüdischen Geschichte in Glarus sind nicht vorhanden. |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
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Matthias Scharrer: Geschichte und Gegenwart der Juden in Glarus.
In: Südostschweiz Jahrgang 1999 Nr. 53 S. 3. |
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