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Hanau am
Main
Jüdische Geschichte nach 1945 / Synagoge
Übersicht:
Zur jüdischen Geschichte in Hanau vom Mittelalter bis zur
NS-Zeit siehe weitere Seite (interner
Link)
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Nach der Katastrophe der NS-Zeit mit der Zerstörung der jüdischen Gemeinde und
der Deportation und Ermordung zahlreicher jüdischer Einwohner kamen keine früheren Mitglieder
der jüdischen Gemeinde in die Stadt zurück. Mitte der 1960er-Jahre wurden
knapp 20 jüdische Einwohner in der Stadt gezählt. Nach 1990 erfolgte auch in
Hanau ein Zuzug jüdischer Personen/Familien aus dem Gebiet der früheren
Sowjetunion. Sie wurden großenteils zunächst Angehörige der jüdischen
Gemeinden in Frankfurt und Offenbach.
Zur Gründung einer neuen
Gemeinde kam es - mit Unterstützung der Jüdischen Gemeinde Frankfurt - erst wieder
im April 2005 (Gründungsdatum 10. April 2005, Einweihung des
Gemeindezentrums am 17. April 2005). Der Gemeinde schlossen sich im Gründungsjahr 63
Personen an (mit Familien ca. 250 Personen), wobei es sich zu 90 Prozent um
Personen aus den GUS-Staaten - meist aus der Ukraine - handelte. 2010 hatte die Gemeinde 170, 2013 181,
2015 185, 2020 etwa 210 Mitglieder. Ein Gemeindezentrum mit Synagoge konnte eingerichtet werden
(s.u.); hier finden seitdem regelmäßig Gottesdienste statt.
Religionsunterricht für die Kinder wird erteilt; kulturelle Veranstaltungen
finden regelmäßig statt. Für Beisetzungen wird der neue
jüdische Friedhof in Hanau-Steinheim benutzt.
Die orthodox geprägte Gemeinde gehört dem Landesverband der Jüdischen
Gemeinden in Hessen K.d.ö.R. an. Vorsitzende der Hanauer Gemeinde war ab 2005
Raya Griese. Seit einigen Jahren ist es Frau Iryna Pysarevska (2013/19). Rabbiner Shimon Großberg betreut die Gemeinde
(2013/2019). Es besteht dazu eine enge Verbindung zur Jüdischen Gemeinde
Offenbach am Main. Zuständiger Rabbiner war 2006-2020 Menachem Mendel Gurewitz.
2012-2015 Shimon Großberg, 2017-2019 Michael Yedwadny, seit 2019 wieder Shimon
Großberg.
Zur Geschichte der Synagoge
Die 2005 entstandene jüdische Gemeinde konnte kurz nach der
Neubegründung ein Gemeindezentrum mit Synagoge im Empfangsgebäude der
ehemaligen Zahnradfabrik Schwan einrichten, wenige Gehminuten vom Standort der
von den Nationalsozialisten zerstörten einstigen Synagoge in der Nordstraße
entfernt. Das noch im 19. Jahrhundert erstellte Gebäude der Zahnradfabrik
wurde nach Schließung der Fabrik einige Jahre von der Hanauer Lokalredaktion
der "Frankfurter Rundschau" genutzt und stand danach mehrere Jahre
leer. Die Stadt Hanau hatte die im Besitz der "Baugesellschaft Hanau"
befindlichen Räumlichkeiten im Erdgeschoss angemietet und der neuen jüdischen
Gemeinde unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Beim Umbau unter der Regie des
Frankfurter Architekten Alfred Jacoby investierte die Stadt 400.000 Euro. Weitere
75.000 Euro wurden aus Landesmitteln in spezielle Sicherheitsmaßnahmen
investiert. Das Gemeindezentrum ist etwa 150 qm groß, verbunden mit einem 60
qm großen Raum für Gottesdienste, religiöse Feiern und kulturelle
Veranstaltungen.
Adresse/Standort der Synagoge
Wilhelmstraße 11a 63450 Hanau
Fotos
Fotos
von der neuen Synagoge (2009)
(Quelle der Fotos: hanauonline.de, Link) |
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Im
Außenbereich vor dem jüdischen Gemeindezentrum, ehemalige Zahnradfabrik
Schwahn |
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Betraum kurz
vor Einweihung - Blick zum Toraschrein |
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Fotos von
2013
(aus der Website des Landesverbandes
der Jüdischen Gemeinden in Hessen, siehe Link unten) |
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Blick auf die
Ostwand des Betraumes
(hebräische Buchstaben für TORAH) |
Eingangsbereich
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Einzelne
Presseberichte
Juni
2019: Politiker
besuchen die jüdische Gemeinde |
Artikel im
"Bruchköbeler Kurier"
vom 27. Juni 2019: "Mit Offenheit und Dialog gegen Vorurteile - Dr.
Katja Leikert und Joachim Stamm besuchen die Jüdische Gemeinde in Hanau
Mit der deutschlandweiten Aktionswoche 'Von Schabbat zu Schabbat' macht die
CDU darauf aufmerksam, dass jüdisches Leben selbstverständlich zu
Deutschland gehört und Antisemitismus hier keinen Platz hat.
Die heimische Bundestagsabgeordnete Dr. Katja Leikert, die auch
stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion ist, nutzte die
Gelegenheit, um der Jüdischen Gemeinde in Hanau einen Besuch abzustatten.
Begleitet wurde sie dabei vom Vorsitzenden der örtlichen CDU, Joachim Stamm.
Die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Hanau, Irina Pisarevska, und Oliver
Dainow vom Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Hessen hießen die Gäste
willkommen und führten die Besucher durch das Gemeindezentrum und die
Synagoge in der Wilhelmstraße. In einem sehr offenen Gespräch berichteten
die beiden, wie modernes jüdisches Leben in Deutschland heute aussieht, und
welche Rolle das Thema Antisemitismus in ihrem Alltag leider noch immer
spielt.
Über 400 Jahre reicht die Geschichte der Jüdischen Gemeinde in Hanau zurück,
die 1938 ein jähes Ende fand: Rund 600 Männer, Frauen und Kinder wurden von
den Nazis deportiert und ermordet. 2005 dann der Neuanfang: Mit rund 60
Mitgliedern – die meisten davon aus der ehemaligen UDSSR – erfolgte der
Neustart. Damit ist die jüdische Gemeinde Hanau die jüngste ihrer Art in
Hessen. Mittlerweile zählt die Gemeinde rund 200 Mitglieder; das
Einzugsgebiet erstreckt sich ungefähr von Maintal bis Bad Soden-Salmünster.
Seit rund zehn Jahren hat die Gemeinde wieder einen eigenen Rabbiner.
Rabbiner Shimon Großberg ist für die religiöse Betreuung der Gemeinde
zuständig. Hierzu gehören neben den regelmäßigen Gottesdiensten am Shabbat
und den Feiertagen unter anderem auch die Aufsicht der kosheren
Gemeindeküche und die Seelsorge der Gemeindemitglieder. Neben Deutsch- und
Computerkursen für alle Mitglieder und einer Sonntagsschule für Kinder
umfasst das Gemeindeleben noch viele weitere Aktivitäten. Regelmäßig öffnet
die Jüdische Gemeinde darüber hinaus ihre Pforten für Schulklassen, setzt
auf Offenheit und Dialog, auch um antisemitischen Vorurteilen
entgegenzuwirken. So wurde in diesem Jahr eine alte Tradition wiederbelebt:
in der Gemeinde gibt es seit Januar 2019 wieder ein Jüdisches Lehrhaus, bei
dem alle Interessierten, unabhängig ihrer Konfession, die Möglichkeit haben,
einmal im Monat mehr über die Jüdische Religion zu erfahren.
In diesem Jahr feierten zudem die jüdischen Kulturwochen Premiere: Rund
sechs Wochen lang standen Ausstellungen, Lesungen, Konzerte, ein
Theaterstück, sowie eine Führung durch die Synagoge und eine Kinovorstellung
über Moritz Daniel Oppenheim, den ersten jüdischen Künstler mit akademischer
Ausbildung, auf dem Programm und stießen auf reges Interesse. Begonnen hatte
der Veranstaltungsreigen mit der Ausstellung 'Jüdische Lebenswelten in
Deutschland heute' in der Karl-Rehbein-Schule, die durch den Präsidenten des
Zentralrats der Juden, Dr. Josef Schuster, eröffnet wurde. Im nächsten Jahr
begeht die kleine, aber sehr lebendige Jüdische Gemeinde Hanau ihren 15.
Geburtstag. Katja Leikert und Joachim Stamm wollen spätestens zu diesem
Anlass wieder gerne vorbeischauen. 'Ich freue mich sehr, dass die jüdische
Gemeinde sich so aktiv in das gesellschaftliche und kulturelle Leben der
Stadt Hanau einbringt', betonte Leikert, die ebenso wie Joachim Stamm den
Kontakt mit Irina Pisarevska und Oliver Dainow pflegen und intensivieren
will."
Link zum Artikel |
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Februar 2020:
Schüler besuchen die jüdische
Gemeinde |
Artikel von Jutta
Degen-Peters im "Hanauer Anzeiger" vom 7. Februar 2020: "Rehbein-Schüler
informieren sich in Synagoge über das Judentum
Hanau. 'Angesichts von Schmierereien, der letzten Schlägerei beim Spiel
des jüdischen Sportvereins Makkabi in Frankfurt und dem
rechtsextremistischen Anschlag in Halle im vergangenen Jahr wird es auch für
mich schwieriger, ein Mut machendes Sicherheitsbild zu zeichnen.'
Der Satz von Oliver Dainow, der als Beauftragter der jüdischen Gemeinden
Hessens die Gemeinde in Hanau betreut, macht die Karl-Rehbein-Schüler
nachdenklich. Die Mädchen und Jungen der elften Jahrgangsstufe sind an
diesem Tag in die Synagoge gekommen, um sich über den jüdischen Glauben zu
informieren. Und eigentlich geht es um die Thorarolle, über die Oliver
Dainow gemeinsam mit Rabbi Shimon Großberg Spannendes zu berichten weiß.
Doch am Ende der zwei Unterrichtsstunden der besonderen Art landet die
Gruppe dann doch beim Thema Antisemitismus. Dabei ist es nicht so, dass die
jungen Leute von ihrem Schulhof das bestätigen könnten, was Dainow
berichtet: dass nämlich das Wort Jude laut der Studie einer renommierten
Frankfurter Dozentin eines der auf Schulhöfen am häufigsten gebrauchten
Schimpfwörter sei. Auf die Frage, ob sie im Umfeld im Freundeskreis oder
unter den Klassenkameraden jemanden jüdischen Glaubens kennen, meldet sich
eine einzige Schülerin. Sie habe eine jüdische Bekannte, die ihren Glauben
aber nicht praktiziere, sagt sie.
'Sie führt eine Art Doppelleben'. Dass jüdisches Leben in der Stadt
so wenig sichtbar ist, erstaunt nicht, schließlich ist die jüdische Gemeinde
in Hanau, die erst im Jahr 2005 gegründet wurde und sich überwiegend aus
russisch- oder weißrussischstämmigen Zuwanderern rekrutierte, mit rund 200
Mitgliedern eher klein. Dainow kennt seine Schäfchen alle. Und so weiß er
auch, dass es – in Hanau, Frankfurt und Offenbach – eine Dunkelziffer gibt.
Dainow berichtet von einem Mädchen, das gläubig ist, die Gottesdienste und
jüdischen Feste besucht und auch bei Jugendfreizeiten mit der Gemeinde
mitfährt, sich aber nicht offen zu ihrem Glauben bekennt. 'Sie führt eine
Art Doppelleben', erklärt Dainow nachdenklich. Er findet es schlimm, dass
Menschen (wieder) darüber nachdenken müssten, ob sie sich als jüdisch
outeten oder sich mit Kippa in der Öffentlichkeit zeigten (was allerdings
Männern vorbehalten ist).
'Langsam wird es ernster.' Es ist Lehrer Norbert Kaiser, der in der
Klasse katholische Religion unterrichtet und mit seinen Schülern gerade beim
Alten Testament angelangt ist, der bei den Hausherren in der Hanauer
Synagoge nachhakt: 'Fühlen Sie sich hier sicher oder bedroht?'. Rabbi
Großberg streicht sich langsam über den Bart und antwortet mit Bedacht:
'Langsam wird es ernster.' So hat der in Offenbach lebende Rabbiner, dessen
Kinder in die Schule gehen und Mitglieder in Vereinen sind, früher nicht
gesprochen, sagt Dainow. Doch er selbst und auch der Rabbi seien vielleicht
keine allzu guten Beispiele. Beide seien möglicherweise weniger ängstlich
als andere und seien nicht auf den Mund gefallen. Sie seien daran gewöhnt,
dass Tor und Tür zur Synagoge abgeschlossen seien und bei Gottesdienste die
Polizei Wache halte. Auch in seiner Jugend, so berichtet der smarte
Enddreißiger, sei es für ihn schon alltäglich gewesen, Polizeibeamten
'hallo' zu sagen, wenn er das jüdische Jugendzentrum in Frankfurt besuchte.
Zunehmender Rechtsruck als Ursache des zunehmenden Antisemitismus.
Nach dem Anschlag auf die Synagoge in Halle gab es laut Dainow in Hanau
Mitglieder, die nicht mehr in die Synagoge kamen, weil sie sich unsicher
gefühlt hätten. 'Wir sagen nicht, lasst uns die Zelte abbrechen und
auswandern', erklärt Dainow, 'aber wir müssen aufpassen, dürfen nicht
bagatellisieren.' Bagatellisiert werden dürfe auch nicht die AfD, nach der
einer der Schüler fragt. Dainow kritisiert die Ausgrenzung von Minderheiten,
wie sie die AfD propagiere und weist darauf hin, dass die AfD zur Verrohung
der Sitten beigetragen habe. Auf die Frage nach den Ursachen für weltweit
zunehmenden Antisemitismus, nennt Dainow den zunehmenden Rechtsruck der
europäischen Regierungen, Regierungschefs in den USA und Brasilien und das
Internet, das es ermögliche, anonym Dinge zu äußern, die früher nur hinter
vorgehaltener Hand geflüstert wurden.
Nächster Termin am 10. Februar. 'Ihr kommt jetzt in ein Alter, in dem
ihr wählen dürft und vor der Berufswahl steht', betont Dainow. Damit seien
die Schüler gefordert, sich menschenfeindlichen Tendenzen entgegenzustellen.
Das sollten sie aber keineswegs leichtsinnig tun oder indem sie sich selbst
in Gefahr brächten. 'Manchmal reicht es schon, nachzufragen', so Dainow. Die
nächste Veranstaltung in der Synagoge findet im Rahmen des Jüdischen
Lehrhauses am Montag, 10. Februar, um 19 Uhr statt. Thema ist 'Die
Reinkarnation im Judentum'."
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. 1 S. 319-336. |
| ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder -
Dokumente. S. 83-88. |
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