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Friedhöfe in der Region"
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Landkreis Bad Kreuznach"
Hennweiler (VG
Kirn-Land, Kreis Bad Kreuznach)
Jüdischer Friedhof
(Seite wurde erstellt unter Mitarbeit von Otmar
Frühauf, Breitenthal)
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in Hennweiler (interner
Link)
Zur Geschichte des Friedhofes
Ein
alter, heute
nicht mehr feststellbarer Friedhof lag vermutlich östlich von Hennweiler
(an der Gemarkungsgrenze zwischen Oberhausen und Hennweiler) im Römerswald. Es
dürfte sich um einen gemeinsamer Begräbnisplatz für jüdische Einwohner aus
Oberhausen und Hennweiler gehandelt haben.
Der (neue?) jüdische Friedhof in
Hennweiler wurde vor 1811, vermutlich um 1800 angelegt (1811 älteste Eintragung
in einem Kartenauszug). Seit 1895 wurden auch die verstorbenen Juden aus Bruschied in Hennweiler beigesetzt. Die
Friedhofsfläche umfasst 6,15 ar. 1938 wurde der Friedhof geschändet, die
Grabsteine umgeworfen und die Einzäunung zerstört. 1939/40 wurden die Bäume
auf dem Friedhof von in Hennweiler stationierten Soldaten gefällt. Der Friedhof
sollte geräumt und als Bauland verkauft werden. Ein Teil der Grabsteine wurden
gestohlen, teilweise als Baumaterial verwendet. Die letzten Beisetzungen waren
1985 (Max Sender) und 1986 (Benjamin Sender).
Der Friedhof ist von einer Hecke umgeben. Rechts des Eingangs befindet sich eine
große Tafel mit Informationen zu den ehemaligen jüdischen Einwohnern
von Hennweiler und Bruschied sowie mit einem Hinweis auf Gedenksteine auf den Gemeindefriedhöfen
von Hennweiler und Bruschied.
Text der Informationstafel zur jüdischen
Geschichte von Hennweiler und Bruschied
1680 - wird erstmals die Niederlassung eines jüdischen Händlers erwähnt
1749 - erlässt die Herrschaft von Warsberg (Anmerkung: von Schloss Wartenberg, ganz in der Nähe) eine sogenannte Judenordnung für das Amt
Wartenstein
1756 - wird eine sog. "Judenschule" (Betraum) in Hennweiler mit Beteiligung der jüdischen Einwohner von Bruschied/Schneppenbach errichtet
1814 - werden unter preußischer Regierung die jüdischen Einwohner Bruschieds der Synagogengemeinde Gemünden zugeteilt
1885 - von 834 Einwohnern in Hennweiler sind 58 jüdische Einwohner, um die Jahrhundertwende zieht es jüdische Familien in die Stadt Kirn
1895 - gehören die 16 jüdischen Einwohner der 295 Einwohner zählenden Gemeinde Bruschied wieder der Religionsgemeinschaft Hennweiler mit
insgesamt 58 Mitgliedern an
1896 - Erbauung einer Synagoge in der Obergasse in Hennweiler, bis Mitte der 1930er Jahre ist sie Stätte von Versammlungen und Gottesdiensten der
jüdischen Einwohner von Hennweiler und Bruschied
1925 - in Hennweiler leben 27, in Bruschied 16 Mitglieder der Synagogengemeinschaft
1938 - Judenprogrom in Deutschland: Während in anderen Orten in der Nacht vom 9. auf 10. November 1938 der Progrom gegen die Juden
entbrennt, bleibt es in Hennweiler in dieser Nacht ruhig. Erst am Abend des 10. Novembers kommt es hier auf Drängen des NSDAP-Kreisleiters zu
Ausschreitungen gegen die im Ort wohnenden jüdischen Familien und zu Verwüstungen ihrer Einrichtungen. Im Verlauf dieser Ausschreitungen wird
die Synagoge geschändet; an ihr werden Fenster und Türen zerstört und die Inneneinrichtung mit Äxten zerschlagen. Die Thorarollen, andere
religiöse Schriften und Kultgegenstände werden auf der Straße verbrannt.
Das Gebäude als solches bleibt erhalten.
1939 - Durch diese unseligen Zeitumstände sind die Juden gezwungen, ihre Synagoge und ihren Friedhof an die Gemeinde zu verkaufen. Die letzten
noch in Hennweiler verbliebenen 4 jüdischen Familien verlassen den Ort im August/September 1939 und ziehen nach Köln bzw. Nürnberg. Die
ehemalige Synagoge wird im Winter 1939/40 zunächst von in Hennweiler einquartierten Wehrmachtstruppen als Munitionslager und dann bis Februar
1945 als Turnhalle genutzt.
1942 - Deportation der 4 jüdischen Einwohner von Bruschied.
1951 - Die Gemeinde verkauft die ehemalige Synagoge mit dem Grundstück an eine Privatperson. Diese lässt das Gebäude abreißen und auf dem
Grundstück ein Wohnhaus errichten (Obergasse 29).
1985 - zum Andenken an die 10 jüdischen Bürger von Hennweiler, die während der Nazidiktatur vertrieben, deportiert und ermordet wurden,
wird ein Gedenkstein auf dem christlichen Friedhof der Gemeinde eingerichtet. Auch in Bruschied wird den ehemaligen jüdischen
Einwohnern, die 1942 deportiert und später ermodert wurden mit Einrichtung eines Gedenkstein an der Friedhofshalle gedacht.
Max Sender war nach dem Krieg nach Hennweiler zurückgekehrt. Er findet auf dem israelitischen Friedhof 1985 seine letzte Ruhestätte. |
Lage des Friedhofes
Der Friedhof liegt am nordöstlichen Ortsrand an der
Ecke Freiherr-vom-Stein-Straße/In Ambrach.
Google-Maps
https://goo.gl/maps/UhTT4Fyu9F6gMzAt9
Plan des Friedhofes
Plan
aus der Dokumentation "Jüdische Grabstätten..." (s.Lit.) S.
201 mit Nummerierung der Grabstätten.
Plan und Dokumentation finden sich erstmals im Beitrag von Hans-Werner
Ziemer siehe Lit. - der Beitrag ist online
zugänglich. |
Fotos
(Fotos: Otmar Frühauf, Aufnahmedatum 30.3.2009; die Zahlen der Grabsteine
beziehen sich auf die Nummerierung in der unter "Literatur" genannten
Dokumentation, vgl. Plan oben;
Fotos zum jüdischen Friedhof Hennweiler auch in den Fotoseiten von Stefan Haas:
https://www.blitzlichtkabinett.de/friedhöfe/friedhöfe-in-rlp-iv/)
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Blick auf den
Friedhof |
Teilansichten
des Friedhofes |
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Das Eingangstor |
Hinweistafel |
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Blick über
den Friedhof - Blickrichtung
ähnlich wie auf Plan oben |
links
Grab [2] von Elfriede Sender
(1901-1975) und Benjamin Sender
(1898-1986),
dahinter (mit Busch) Grab [1]
für Max Sender (1910-1985) |
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Die
Informationstafel (Text siehe oben) |
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Einzelne Presseberichte
September 2010:
Einige jüdische
Friedhöfe werden in den neuen topographischen Karten nicht mehr
eingetragen -
merkwürdige Begründung durch das Landesamt für Vermessung und
Geobasisinformation |
Foto
links von Dietmar Backes: Der jüdische Friedhof in Hennweiler wird in neuen topografischen Karten nicht mehr dargestellt.
Artikel von Andreas Nitsch in der "Rhein-Zeitung" vom 2.
September 2010 (Artikel):
"Jüdische Friedhöfe verschwunden
VG Kirn-Land/Region. Der jüdische Friedhof in Hennweiler ist verschwunden. Nicht ganz, denn die rund 30 Grabsteine wurden nicht etwa abgerissen und entsorgt. Sie stehen nach wie vor am nordöstlichen Ortsrand an der Steinstraße. Allerdings ist das Grabstättengelände auf manchen Landkarten nicht mehr eingezeichnet – wie auch der jüdische Friedhof in
Rhaunen. Das hat Gerhard Reiß aus Bad Bergzabern, der oft Urlaub im Hunsrück macht, festgestellt.
Rückblick: Gerhard Reiß interessiert sich für jüdische Geschichte. Er hat die israelitischen Friedhöfe in Hennweiler und Rhaunen schon öfter besucht. Vor wenigen Monaten kaufte er sich die
'Topografische Karte von 2006 1:25 000 Blatt 2 Naturpark Soonwald-Nahe
Kirn', zugleich Wanderkarte des Hunsrückvereins. Darin enthalten sind auch Wander- und Radwanderwege sowie ein UTM-Koordinatengitter für GPS-Nutzer. Doch die jüdischen Friedhöfe in Hennweiler und Rhaunen sind auf dieser Karte nicht mehr vermerkt. Nicht mehr deshalb, weil die Grabstättenareale auf früheren topografischen Karten – etwa in der Ausgabe
'Nr. 6110 Gemünden 1:25 000' von 1976 – noch zu finden sind.
Was aber ist der Grund für diese Nichtberücksichtigung? Werden jüdische Friedhöfe generell nicht mehr eingezeichnet? Nein, denn beispielsweise das jüdische Pendant in Bad Sobernheim findet nach wie vor Beachtung in solchen Karten, wird dort sogar als Kulturdenkmal (KD) bezeichnet.
Das Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation begründet die fehlenden Hinweise mit
'geänderten Anforderungen an die amtlichen Karten' – als da wären 'höhere Genauigkeit, kürzere Aktualitätszyklen, Verwendung von GPS-Geräten sowie der Einsatz der Karten in computergestützten
Systemen'. Diese Forderungen könnten von den 'hergebrachten, ursprünglich durch manuelles Zeichnen und mit viel künstlerischem Geschick entstandenen
Karten' nicht mehr erfüllt werden.
Aus diesem Grunde habe das Landesamt in den vergangenen Jahren ein 'Digitales
Landschaftsmodell' aufgebaut, das die Grundlage für die neuen Topografischen Karten bildet und mit anderen Bundesländern abgestimmt ist. Nach neuen Vorgaben würden Friedhöfe ohne Unterscheidung nach ihrer Konfession nunmehr erst ab einer Fläche von 5000 Quadratmetern erfasst und entsprechend dargestellt. Dies allein sei der Grund für die Nichtberücksichtigung, wird seitens des Landesamtes betont.
So recht glauben kann das auch Gerhard Reiß nicht. Denn die christlichen Friedhöfe beispielsweise in den Wüstungen Rehbach, Eckweiler und Pferdsfeld reichen allesamt an 5000 Quadratmeter Fläche nicht heran. Aber auch dafür hat die Landesbehörde eine Begründung:
'Sollten auch kleine Friedhöfe aufgrund ihrer historischen und kulturgeschichtlichen Bedeutung eine herausgehobene Stellung besitzen, so erlaubt das Regelwerk die Erfassung und Darstellung von Kulturdenkmälern.' Allerdings:
'Diese herausragende Bedeutung haben wir für die genannten Friedhöfe nicht
gesehen', schreibt Dr. Dirk Deußen vom Landesamt." |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Dokumentation Jüdische Grabstätten im Kreis Bad
Kreuznach. Geschichte und Gestaltung. Reihe: Heimatkundliche Schriftenreihe
des Landkreises Bad Kreuznach Band 28. 1995. S. 195-204. |
| Hans-Werner Ziemer: Nachforschungen zur Geschichte
der jüdischen Gemeinde in Hennweiler. In: SACHOR. Beiträge zur jüdischen
Geschichte in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Matthias Molior und Hans-Eberhard
Berkemann in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung
Rheinland-Pfalz. Erschienen im Verlag Matthias Ess in Bad Kreuznach. 2. Jahrgang 1992. Heft Nr. 1 S.
34-49.
Dieser
Beitrag ist auch online zugänglich (pdf-Datei)
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| Paula Petry: Der Gedenkstein. In: SACHOR.
Beiträge zur jüdischen Geschichte in Rheinland-Pfalz (wie oben). 2.
Jahrgang 1992. Heft Nr. 1 S. 50-52.
Dieser
Beitrag ist auch online zugänglich (pdf-Datei)
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