Konstanz, 18. 04. 2005
PRESSEMITTEILUNG
Konstanz:
Einweihung einer Gedenkstele für die deportierten Juden
Am vergangenen Freitag,
dem 15. April, wurde in Konstanz eine Stele zum Gedenken an die 108 am 20.
Oktober 1940 deportierten Konstanzer Juden enthüllt.
Im November 2003 vom Gemeinderat
der Stadt Konstanz beschlossen, wurde um den Standort des Denkmals in der
Folgezeit kontrovers gestritten. Umso mehr begrüßte Benjamin Nissenbaum, Erster
Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde Konstanz, die Aufstellung an
einem symbolträchtigen Ort jüdischer Geschichte und Zukunft inmitten der Innenstadt, von dem sich der
Blick zu dem Platz, an dem bis zu ihrer Zerstörung in der Reichspogromnacht die
alte Synagoge stand, richtet, aber auch zum Hauptbahnhof als einem Symbol für die Deportation, sowie in
die Rosgartenstrasse, in der es bis zur so genannten „Arisierung“ zahlreiche
jüdische Geschäfte gab, und nicht zuletzt dorthin, wo der Neubau einer Synagoge
mit Gemeindezentrum errichtet werden soll. Der Wille der Stadt, so Nissenbaum,
mache Hoffnung auf eine Zukunft, in der Juden und Nichtjuden in gegenseitigem
Respekt zusammen leben. Die Aufschrift in deutscher, hebräischer, englischer
und französischer Sprache ermögliche es auch internationalen Besuchern, das
Schicksal der aus dieser Stadt Deportierten zur Kenntnis zu nehmen.
Oberbürgermeister Horst
Frank erinnerte an die frühere Bedeutung der jüdischen Gemeinde in der Stadt
und an das später erlittene Schicksal ihrer Mitglieder. Zu viele Menschen
hätten damals weggeschaut, so das Stadtoberhaupt. „Demokratie kann nur
funktionieren, wenn Menschen sich wehren!“, mahnte er. Deutlich bekannte sich
Horst Frank zum Neubau der Synagoge in der Sigismundstrasse und gab der Hoffnung
Ausdruck, dass es bald zu ihrer Eröffnung kommen werde.
An der Enthüllung der
Stele nahmen neben Mitgliedern des Konstanzer Gemeinderates und der
Israelitischen Kultusgemeinde auch Vertreter der Kirchen und zwei Schulklassen
teil. Dekan Dieter Schunck nannte die Stele einen „Stein der Anstösse zum
Erinnern und Denken geben soll.“ „Dies ist ein Stein, der lebt: durch die
Schicksale, die sich hinter den Namen, die hier zu lesen sind, verbergen.“, gab
der Konstanzer Rabbiner Schlomo Schiff zu bedenken. Chasan (Kantor) Eli Erlich
beendete die würdige Feier mit dem eindringlichen Vortrag des „El male
rachamim“.
Thomas Uhrmann