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Lauf an der Pegnitz
(Kreis
Nürnberger Land)
Jüdische Geschichte / der "Judenturm"
Übersicht:
Spuren der jüdischen Geschichte
in Lauf
In Lauf an der Pegnitz lebten wenige jüdische Personen /
Familien im Mittelalter. Ob es zur Bildung einer Gemeinde mit eigenen
Einrichtung kam, ist nicht bekannt. Ein "Schreiber" (meist gemeint:
Toraschreiber) von Lauf wird 1338 als Judenbürger in Nürnberg genannt. 1347
wird der Nürnberger Judeneid ins Laufer Stadtbuch nachgetragen. Offenbar gab es
damals jüdische Einwohner in der Stadt. Weitere Erwähnungen einzelner
jüdischer Einwohner liegen erst aus dem 15. Jahrhundert vor: 1408
und 1411 werden wieder einzelne Juden in der Stadt genannt. Die Stadt
erhielt 1430 vom Landesherrn das Verfügungsrecht über die Judensteuer. Auch im
späten 15. Jahrhundert leben wenige jüdische Personen in Lauf, die ihren
Lebensunterhalt aus dem Geldhandel verdienten. Auch gab es in dieser Zeit Laufer Juden in Nürnberg.
Spätestens mit dem Übergang der Stadt an Nürnberg verließen die Juden Lauf.
An die jüdische Geschichte in Lauf erinnert bis heute der sogenannte, um 1430
erbaute "Judenturm" in der Höllgasse 20. Der Judenturm war
Teil der Stadtmauer.
Im 19./20. Jahrhundert sind nur wenige jüdische Personen / Familien in
Lauf zugezogen. Sie waren der jüdischen Gemeinde in Ottensoos
zugeteilt.
Unter den in Lauf ansässigen jüdischen Personen waren Martin Thurnauer
und sein Cousin Hans Thurnauer. Martin Thurnauer war seit 1921 Direktor
im Keramikkonzern Firma Stemag, der Vorgängerfirma der heutigen Firma Ceramtec.
Hans Thurnauer war als Angestellter in der Firma tätig. 1933 wurden beide
verhaftet (sog."Schutzhaft"), enteignet und im Folgejahr zur Emigration
gezwungen. Beide sind 1934 in die USA emigriert. Für sie wurden 2014 vor dem
Haupteingang der Ceramtec in Lauf "Stolpersteine" verlegt.
Fotos / Abbildungen
Der "Judenturm"
auf einer
historischen Karte
(Aus der Sammlung von
Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries) |
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Aufnahmen des
"Judenturms" und seiner Umgebung im August 2007
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 25.8.2007) |
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Gasse unweit des
"Judenturms" |
Straßenschild
"Höllgasse" |
Hinweistafel am
"Judentum" |
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Der
"Judentum", von der Höllgasse aus gesehen |
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Stadtansichten
mit dem "Judenturm" |
Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
September 2014:
Verlegung von zwei
"Stolpersteinen" für Martin und Hans Thurnauer in Lauf
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Artikel
von Andreas Kirchmayer in der "Pegnitz Zeitung" vom 25.
September 2014:
"Lauf: Zwei Stolpersteine erinnern an düstere Vergangenheit.
Gedenken an NS-Opfer: Jüdische Mitarbeiter des Ceramtec-Vorgängers Stemag
LAUF - Seit Anfang der Woche erinnern zwei Stolpersteine vor dem Laufer
Haupteingang des Keramikkonzerns Ceramtec an Martin und Hans Thurnauer. Der
Direktor des Ceramtec-Vorgängers Stemag und sein Cousin wurden wegen ihres
jüdischen Glaubens zur Emigration gezwungen. Beim Einbau der Stolpersteine
dabei: Nachkommen Thurnauers aus den USA. Vor dem Haupteingang von Ceramtec
wurden zwei Stolpersteine eingesetzt. Sie erinnern an Martin und Hans
Thurnauer, den Direktor und einen Angestellten der Stemag, Vorläuferfirma
von Ceramtec. Angehörige waren aus den USA und ganz Europa nach Lauf
gekommen. Lauf und das Traditionsunternehmen Ceramtec blicken demütig zurück
auf einen düsteren Abschnitt der Stadtgeschichte. Im Jahr 1933, als an der
Luitpoldstraße noch die Stemag als Vorgängerfirma der Ceramtec ansässig war,
wurden Martin Thurnauer, einer der Direktoren, sowie sein Cousin Hans
Thurnauer, der bei Stemag angestellt war, von den Nationalsozialisten
enteignet und zur Emigration gezwungen. Zum Gedenken an das Wirken der
Thurnauers in Lauf gedachten nun die Stadt, die Firma sowie viele Nachfahren
der beiden Vertriebenen. In Reden erinnerten Bürgermeister Benedikt Bisping
und Marion Thurnauer, die Tochter von Hans Thurnauer, sowie Martin
Thurnauers Enkelin Judy Hoffman an ihr Leben. Martin Thurnauers
Familienbetrieb ging im Rahmen einer Fusion 1921 in die Firma Stemag über,
er wurde Direktor im neuen Keramikkonzern. Sein Cousin Hans studierte noch
und recherchierte für seine Doktorarbeit, als 1933 die Firma Stemag zusammen
mit vielen weiteren Betrieben im damaligen Deutschen Reich von den
Nationalsozialisten 'arisiert' wurde. Im Zuge der Judenverfolgung seit der
Machtergreifung zwang die NSDAP jüdische Geschäftsleute, ihre Unternehmen
für einen oft lächerlich niedrigen Betrag zu verkaufen, davon profitierten
meist Mitglieder in Hitlers Partei. Martin und Hans Thurnauer kamen in
Schutzhaft und wurden 1934 zur Emigration gezwungen. Beide wanderten in die
USA aus. Ihre Nachfahren erfuhren vom Projekt Stolpersteine des Künstlers
Gunter Demnig. Der Kölner lässt an Wohn- und Wirkorten von durch die
Nationalsozialisten Vertriebenen auffällige Steine in den Bürgersteig
einsetzen. 'Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist', so
zitiert der Künstler aus der jüdischen Schrift Talmud. Mittlerweile wurden
diese Mahnmale bereits an über 500 Orten in der gesamten Bundesrepublik und
weiteren europäischen Ländern installiert, um an ehemalige jüdische Bürger
zu erinnern.
'Wir verbeugen uns vor Martin und Hans Thurnauer'. 2012 begannen die
Thurnauers, sich dafür einzusetzen, dass Stolpersteine vor dem
Ceramtec-Gebäude angebracht werden. Sie stießen mit ihrem Ansinnen sowohl
bei der Stadt als auch bei der Firma auf offene Ohren. Peter Schlagbaum, der
technische Leiter von Ceramtec Lauf, sowie das Laufer Stadtarchiv,
Bürgermeister Benedikt Bisping und Georg Schweikert, der ehemalige Dritte
Bürgermeister, engagierten sich für die Installation der auffälligen
Pflastersteine. 'Wer die Namen lesen will, muss sich herunterbeugen', sagte
Bisping vor Ort, 'und wir verbeugen uns vor Martin und Hans Thurnauer.'
Viele Mitglieder der weit verzweigten Familie waren aus Deutschland,
England, Dänemark und den USA nach Lauf gekommen. Hans Thurnauers Tochter
Marion reiste aus Boulder, Colorado, an. Sie ist glücklich, dass an ihren
Vater erinnert wird: 'Durch die Stolpersteine kehren Menschen symbolisch an
ihr ursprüngliches Zuhause zurück. Mein Vater wäre sehr erfreut, wenn er von
dieser Aktion erfahren könnte.' Die 91-jährige Tochter von Martin Thurnauer
trat die Reise von New York nach Lauf nicht an, seine Enkelin Judy Hoffman
betonte, dass es sie sehr bewegt hat, an der Zeremonie teilzunehmen.
Hoffman: 'Oft gehen die Geschichten von Menschen verloren. Heute haben wir
eine Möglichkeit, uns zu erinnern. Mit dieser Geste wird anerkannt, was
meiner Familie an diesem Ort geschehen ist.'"
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Germania Judaica II,1 S. 472; III,1 S. 721. |
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. S. 238 (unter Ottensoos). |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988. S. 165. |
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