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zu den Synagogen in
Baden-Württemberg
Laufenburg
(bis 1930 Klein-Laufenburg; Landkreis Waldshut)
Jüdische Geschichte
Übersicht:
Zur jüdischen Geschichte
in Laufenburg
In Laufenburg (gemeint: die ehemaligen Stadtteile
Klein-Laufenburg - heute auf deutscher Seite - und Groß-Laufenburg - heute auf
schweizerischer Seite) gab es zu keiner Zeit eine jüdische Gemeinde.
Im Mittelalter haben sich im Bereich von "Groß-Laufenburg" (wohl in der
Altstadt auf schweizerischer Seite) einzelne Juden spätestens zu Anfang des 14.
Jahrhunderts niedergelassen: 1311 ist der Jude Moses von Laufenburg nach Basel
verzogen. Ein anderer Laufenburger Jude, Abraham, lebte in Laufenburg 1327 bis 1333.
Im 19./20. Jahrhundert haben sich möglicherweise wenige jüdische Personen
zeitweise in Klein-Laufenburg niedergelassen. Die Volkszählungsergebnisse
ergeben im 19. Jahrhundert für 1862 zwei jüdische Personen in der Stadt, 1880
eine Person, 1890 acht Personen. Allerdings kann es sich bei diesen bei den
Volkszählungen genannten Personen auch um zufällig ortsanwesende Personen
gehandelt haben, da 1871, 1885 und 1895 jeweils keine jüdischen Personen erfasst
wurden.
1933 wurden drei jüdische Einwohner erfasst. Zwei davon waren das
Ehepaar Siegfried und Emilie Löwenstein. Siegfried Löwenstein (geb. 14.
September 1875 in Rexingen als Sohn des
Viehhändlers Elias Löwenstein und seiner Frau Auguste geb. Bäritz) war als
Holzhändler tätig und von 1919 bis 1939 Gesellschafter und Geschäftsführer der
Fa. Dampfsägewerke Laufenburg GmbH. Weitere Gesellschafter im Betrieb waren Siegfrieds Bruder Sally
(geb. 2. Dezember 1878 in Rexingen, war verheiratet mit Johanna geb. Fröhlich;
Kinder Ruth geb. 1911 und Ernst, geb. 1915) sowie dessen Schwiegervater Jakob Fröhlich
(geb. 5. Juni 1855 in Rexingen, war verheiratet mit Thekla geb. Metzger). Im
Betrieb war als Angestellter 1931 bis 1939 auch Siegfried (Simon) Wertheimer
tätig,
der in dieser Zeit auch in Laufenburg lebte (die dritte 1933 bei der
Volkszählung erfasste Person). Siegfried
Löwenstein war verheiratet mit Emilie geb. Rosenthal (geb. 26. März 1883 in
Beerfelden als Tochter von Daniel
Rosenthal und seiner Frau Sophie geb. Würzburger). Das Ehepaar Löwenstein lebte
in Ladenburg in dem von ihm gebauten Haus Stadtweg 1.
Im Zusammenhang mit dem Novemberpogrom 1938 wurde Siegfried Löwenstein
verhaftet und vom 11. November 1938 bis 7. Dezember 1938 im KZ Dachau
inhaftiert. Der Betrieb wurde enteignet ("arisiert"). Seit April 1939 lebte das
Ehepaar Löwenstein in Stuttgart (zunächst Wernlinstraße 6, ab Juni 1940
Salzmannweg 8). Beide wurden am 26. April 1942 von Stuttgart
nach Izbica, Krasnystaw, Lublin deportiert und sind umgekommen.
Von den in Laufenburg geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Emilie
Löwenstein geb. Rosenthal (1883), Siegfried Löwenstein (1875).
Siegfried Löwenstein Bruder Sally (Sali) Loewenstein konnte 1939/40 über
die Schweiz und Portugal nach New York, USA emigrieren. Er kam nach 1945 nach
Laufenburg zurück und stellte 1946 einen Antrag auf Rückerstattung der Firma.
Bis 1959 hatte die Familie Loewenstein Anteile am Dampfsägewerk, das 1997
geschlossen wurde (2016 abgebrochen). Sally Loewenstein starb am 28. Juni 1962
in Verona, NJ/USA. Sein Sohn Ernest Low (= Ernst Loewenstein) starb 2010 in
Maplewood, Essex County, NJ.
Berichte aus der
jüdischen Geschichte in Laufenburg
Februar/März 2020:
Pressebericht zur Geschichte des
Ehepaares Siegfried und Emilie Löwenstein anlässlich der "Stolpersteine"-Verlegung
Artikel von Michael Gottstein in der
"Badischen Zeitung" vom 15. Februar 2020: "Stolperstein erinnert an
dunkle Zeiten
LAUFENBURG. Die Geschichte Laufenburgs in der Zeit des Dritten
Reiches war lange Zeit nicht gut erforscht. Ein Meilenstein ist das von
Martin Blümcke und Franz Schwendemann im Auftrag der Stadt verfasste Buch
über die Heimatbriefe. In Kürze werden zwei weitere Mosaiksteinchen das
historische Bild ergänzen: Genauer gesagt, handelt es sich um zwei
Stolpersteine, die der Künstler Gunter Demnig am Donnerstag, 5. März, 12
Uhr, vor der Villa am Stadtweg 1 verlegen wird. Sie erinnern an Emilie und
Siegfried Löwenstein, die von den Nazis ermordet wurden.
Siegfried Löwenstein und sein Bruder Sally (Kurzform für Salomon) waren
einst Gesellschafter des Laufenburger Dampfsägewerks. Anlässlich der
Ausstellung über die "Industrialisierung in beiden Laufenburg", die von Mai
2012 bis April 2013 im Museum Schiff zu sehen war, hatte Manfred Fögele,
ehemaliger Konrektor der Hans-Thoma-Schule, Recherchen über die Geschichte
des Werks und der jüdischen Besitzer unternommen und seine Erkenntnisse in
einem Artikel publiziert. Das Schicksal der Familie Löwenstein war also seit
geraumer Zeit bekannt, aber es sollte noch bis zum vergangenen Sommer
dauern, bis klar war, dass das Andenken an das Ehepaar mit zwei
Stolpersteinen, wie es sie bereits in zahlreichen Gemeinden in Deutschland
gibt, wachgehalten werden soll. Neben Manfred Fögele setzte sich besonders
Malte Thomas in Zusammenarbeit mit dem 'Freundeskreis Jüdisches Leben in
Tiengen' für das Projekt ein.
Die Geschichte der Dampfsäge begann 1875, nachdem das großherzogliche
Bezirksamt der Firma Wießler und Faller die Genehmigung zum Betrieb eines
Sägewerks erteilt hatte. 1881 wurde eine Dampfmaschine angeschafft. Im Jahre
1920 war Siegfried Löwenstein Geschäftsführer des Dampfsägewerks Laufenburg,
und als Gesellschafter waren auch Siegfrieds Bruder Sally sowie dessen
Schwiegervater Jakob Fröhlich eingetragen. Die Familie Löwenstein stammte
ursprünglich aus Rexingen bei Horb. Siegfried hatte von seinem Vater den
Viehhandel übernommen, und Sally war in Mannheim im Holzhandel tätig.
'Vermutlich hatte Sally durch seine Arbeit im Holzgeschäft erfahren, dass
die Laufenburger Dampfsäge zum Verkauf stand, und sah eine Chance zum
Einstieg', erklärt Manfred Fögele. Auch sein Bruder Siegfried kam mit seiner
aus Beerfelden (Odenwald) stammenden
Ehefrau Emilie nach Laufenburg, wo er dann die Villa am Stadtweg 1, am Rande
von Stadenhausen, errichten ließ.
Juden wurden enteignet. Nach der Machtergreifung der Nazis wurde die
Lage für die jüdische Familie Schritt für Schritt gefährlicher. Bereits 1933
beschwerte sich ein Konkurrent in der Parteizeitung 'Der Alemanne' über die
'Bevorzugung des Juden Löwenstein'. In den Folgejahren drängte die NSDAP auf
die Arisierung jüdischer Betriebe, Juden wurden von öffentlichen Aufträgen
ausgeschlossen und enteignet. 1938 wurde Siegfried Löwenstein im KZ Dachau
eingesperrt. Nachdem die Anteile der Löwensteins verkauft worden waren, kam
Siegfried Löwenstein frei. Der Verkaufserlös von rund zwei Millionen
Reichsmark wurde freilich auf ein Sperrkonto überwiesen, und die Wohnung
Siegfrieds wurde mit Beschlag belegt.
Vergleich mit Sally Löwenstein. Während Sally Löwenstein und seine
Ehefrau Johanna über die Schweiz und Portugal nach New York emigrierten,
zogen Siegfried und Emilie Löwenstein nach Stuttgart. Den Akten zufolge
wurden sie 1942 in das Durchgangslager Izbica/Lublin deportiert, wo sich
ihre Spur verliert. 1949 wurden sie für tot erklärt.
Sally und Johanna Löwenstein kehrten jedoch nach Laufenburg zurück und
stellten 1946 beim französischen Militärbefehlshaber einen Antrag auf
Rückerstattung. Die Vorkriegsgesellschafter und ihre Erben schlossen einen
Vergleich mit Sally, der wieder geschäftsführender Gesellschafter wurde und
wahrscheinlich im Hotel Rebstock sowie auf der Schweizer Seite lebte.
1957/58 erwarb Christoph Stoll einen Teil der Anteile am Dampfsägewerk, doch
die Gruppe Löwenstein hielt ihre Anteile bis 1959. Bis in die 1970er-Jahre
belieferte das Dampfsägewerk die Firma Sedus Stoll mit Holz. 1997 wurde das
Werk geschlossen, 2005 das Grundstück verkauft, und im Jahre 2016 wurde die
ehemalige Dampfsäge abgerissen.
Enkel lebt in den USA. Während Manfred Fögele mit Hilfe der Akten in
verschiedenen Archiven die äußeren Lebensumstände der Familie rekonstruieren
konnte, fanden sich kaum Quellen, die etwas über die privaten Umstände oder
die Persönlichkeit der Löwensteins verrieten. Die Frage, wie weit sie vor
der Machtergreifung der Nazis in das gesellschaftliche und kulturelle Leben
der Stadt integriert waren, bleibt daher vorerst offen. Doch es ist Manfred
Fögele gelungen, den Enkel Sally Löwensteins in den USA ausfindig zu machen
und einen Kontakt herzustellen. Dem ehemaligen Konrektor Fögele sowie
Grünen-Stadtrat Malte Thomas, der als Lehrer an der Justus-von-Liebig-Schule
in Waldshut arbeitet, ist es wichtig, durch die Stolpersteine vor der
ehemaligen Löwenstein-Villa gerade jungen Menschen und Schülern die
Geschichte ihrer Stadt (einschließlich der dunklen Seiten) anhand
anschaulicher Denkmäler begreiflich zu machen und ihnen zu zeigen, welche
Schicksale sich in den vertrauten Gebäuden einst abgespielt hatten."
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Fotos
Fotos sind noch nicht
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Germania Judaica II,1 S. 472 (zu Laufenburg AG). |
| Quelle für die NS-Zeit: Hauptstaatsarchiv Stuttgart
Bestand J 355 Bü. 77 ("Judendokumentation" der 1960er-Jahre); Gedenkbuch
Baden-Württemberg S. 213-214. |
| Joachim Hahn: Erinnerungen und Zeugnisse jüdischer
Geschichte in Baden-Württemberg. |
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