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Sembach mit
Enkenbach (VG
Enkenbach-Alsenborn, Kreis Kaiserslautern)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Sembach bestand eine jüdische Gemeinde bis um
1900/1910. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück.
Vermutlich sind bereits in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts die ersten
jüdischen Personen zugezogen (1662 pfälzische Judenordnung). 1725 lebten am
Ort mindestens drei jüdische Familien, die der Juden Burg, Nachtmann (später
Nathan Loeb) und des David Levi. Alle drei besaßen jeweils ein Haus mit
dazugehörigem Garten/Grundstück im Bereich des Kirchweges (auch
"Judenburg" genannt), an der Dorfgrenze und am Obermehlinger Pfad.
1786 starb David Levi. Er wurde auf dem jüdischen Friedhof in Mehlingen
beigesetzt, auf dem auch in den folgenden Jahrzehnten die Toten der jüdischen
Gemeinde Sembach bestattet wurden.
Die Zahl der jüdischen Einwohner betrug 1801 111 (21,3 % der
Gesamtbevölkerung), 1808 124 und 1825 138 (19,2 %). Dabei handelte es
sich 1809/10 um folgende Familien: Mayer Allman, Isaac Baum, Philippe Berg,
Joseph Fels (Händler), Philippe Fuhrmann (Händler), Salomon Gö[r]tz
(Gebrauchtwarenhändler), Baruch Lobred [Lobri] Gebrauchtwarenhändler, Kussel
Neumond, Baruch Preiß (Händler), Jacob Preiß (Händler) Isaac Spießberger
(Kurzwarenhändler), Hayum Stein, Isaac Strauß, Jacob Strauß, Levi Strauß,
Mayer Strauß, Samuel Venedig, Lazarus Vogel (Viehhändler), Levi Vogel
(Viehhändler).
Die jüdischen Familien lebten bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts überwiegend vom Vieh-,
Spezerei- und Kleinhandel sowie vom Sammeln von Lumpen und Alteisen: 1830 wurden
24 jüdische Handelsmänner und Makler im Dorf gezählt. Seit Mitte des 19.
Jahrhunderts kam
der Handel mit Landesprodukten (Getreide und Getreideprodukte) dazu. In der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden auch einige jüdische Geschäfte, darunter
eine jüdische Metzgerei, die auch die christlichen Haushalte versorgte. Seit
Mitte des 19. Jahrhunderts ging die Zahl der jüdischen Einwohner durch Aus-
und Abwanderung schnell zurück: 1875 wurden nur noch 37 jüdische
Einwohner gezählt, 1900 21.
1867 hatten sich die im benachbarten Mehlingen
lebenden jüdischen Personen der Gemeinde in Sembach angeschlossen. Auch die in Enkenbach
lebenden jüdischen Personen gehörten schon länger zur Gemeinde in Sembach (in
Enkenbach wurden 1825 18 jüdische Einwohner gezählt, d.i. 1,7 % der
Gesamteinwohnerschaft
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
Israelitische Schule (von 1823 bis 1860) und ein rituelles Bad. Die Toten der
Gemeinde wurden - wie bereits genannt - in Mehlingen
beigesetzt. Die israelitische Schule war zunächst in den Räumen des
Synagogengebäudes; 1841 konnte die Schule in den zweiten Stock des
wartenbergischen Amtshauses verlegt werden. An der Israelitischen Schule wurde
1841 Marcus Goldnammer als Lehrer eingestellt. Er unterrichtete mehr als 25
Jahre die Kinder der jüdischen Gemeinde. Als er 1869 in Pension ging, schloss
auch die Schule. Danach besuchten die jüdischen Kinder die allgemeine
Dorfschule.
1933 waren nur noch
wenige Familien geblieben (Familien von Simon Mann und Ferdinand Berg). Im
Oktober 1935 beschloss der Gemeinderat einige antijüdische Bestimmungen, die
die wirtschaftliche Ausgrenzung der jüdischen Gewerbetreibenden zum Ziel hatte.
Dazu wurde Juden verboten, ein Haus in Sembach zu kaufen oder den Wohnsitz
hierher zu verlegen. Beim Novemberpogrom 1938 kam es auch in Sembach zu
gewalttätigen Übergriffen auf Juden. Das in der Marktstraße 49 gelegene Haus
des Textilhändlers und ehemaligen 2. Bürgermeisters (bis 1933) Simon Mann
wurde demoliert. Simon Mann wurde mit seiner Frau verhaftet. 1940 wurde er nach
Gurs deportiert und starb am 27. Februar 1941 im Lager Noé. Ferdinand Berg starb
am 11. Februar 1940 in Gurs. Die Familie des Viehhändlers Isidor und Natalie
Strauß sowie der Sohn Walter konnten im Oktober 1938 Kansas City emigrieren.
Gleichfalls konnte die Witwe Betty Strauß nach Kansas City auswandern.
Von den in
Sembach geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Ferdinand Berg (1872),
Frieda Amalie Bier geb. Strauss (1881), Simon Mann (1868), Bernhard
Reinhardt (1866), Ida Rotschild geb. Wolff (1896), Edmund Wolff (1903), Ella
Wolff (1899), Julius
Wolff (1907).
Der 1936 nach Uruguay emigrierte Schneider Adolf Bier kam 1967 nach Sembach
zurück.
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Berichte zu
einzelnen Personen aus der Gemeinde
Zum 100. Geburtstag von Esther Rosenbaum im Mai 1887
Artikel
aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. September 1887:
"Aus der bayrischen Pfalz. In Sembach wohnt eine brave jüdische Frau
namens Esther Rosenbaum, welche am 17. Mai 100 Jahre alt geworden ist. Sie
ist bei bester Gesundheit, hat vollkommenes Gedächtnis auf 90 Jahre
zurück, hat 7 lebende Kinder, 16 Enkel und 28 Urenkel. Zu ihrem 100.
Geburtstag war eine Tochter aus Amerika gekommen. Die Greisin ist bei
Juden und Christen gleich hoch angesehen." |
70. Geburtstag von Simon Mann (1938)
Anmerkung: Simon Mann ist am 10. April 1868 in Sembach geboren und wohnte
hier bis 1940 (weiteres zu seiner Person siehe oben im Abschnitt ab 1933). Am
22. Oktober 1940 wurde er in das Internierungslager Gurs deportiert, 1941 in das
Internierungslager Noé, wo er am 27. Mai 1942 umgekommen ist.
Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der
Rheinpfalz" vom 1. April 1938: "Aus Sembach. Am 10.
April feiert Herr Simon Mann seinen 70. Geburtstag. Wir wünschen dem
Jubilar noch viele Jahre des Lebens in Gesundheit und Frische bis
120 Jahre." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige von Aron Strauß (1903)
Anmerkung: Nachname vermutlich verschrieben für Strauß.
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 9. Juli 1903: "Suche für meine erwachsene Tochter Stelle
in besserem Hause, zur Erlernung des Haushaltes, ohne gegenseitige
Vergütung. Familienanschluss Bedingung.
Aron Strauß, Sembach, Rheinpfalz." |
Sonstiges
Erinnerung an die Auswanderungen im 19.
Jahrhundert - Grabstein für Sarah Rosenzweig aus Sembach in New Orleans
(gest. 1876)
Anmerkung: das Foto wurde von Rolf Hofmann (Stuttgart) im April 1994 im 1860
eröffneten Hebrew Rest Cemetery in New Orleans, 2100 Pelopidas at Frenchman
Street, near Elysian Fields and Gentilly Blvd.,
aufgenommen
Grabstein im "Hebrew Rest Cemetery" in New Orleans
für
"Sarah Rosenzweig.
Born at
Sembach Bavaria.
Died August 12, 1876
Aged 63 years." |
Zur Geschichte der Synagoge
Bis zur Zeit der Französischen Revolution besuchten die
Sembacher Juden in Synagoge in Münchweiler an der Alsenz. 1813 kaufte
der jüdische Metzger Loew Baruch das ehemalige lutherische Schulhaus an der
Eckstraße. In diesem Gebäude konnte die Synagoge, ein rituelles Bad und auch
Räume für den Religions- und Schulunterricht eingerichtet werden.
Nachdem bereits in den 1860er-Jahren in der benachbarten jüdischen Gemeinden Mehlingen die Zahl der jüdischen Einwohner
stark zurückgegangen war, bildeten seit 1867 Sembach (mit Enkenbach) und Mehlingen eine gemeinsame
Kultusgemeinde. Da die Gemeindeglieder in Mehlingen keinen eigenen Vorsänger und
Lehrer mehr hatten, wurde ihnen der Besuch der Synagoge und der israelitischen
Schule in Sembach gestattet.
Um 1900 dürfte bereits auf Grund der zurückgegangenen Zahl der
jüdischen Einwohner kein regelmäßiger Gottesdienst mehr möglich gewesen
sein. Die noch in den Orten Sembach, Enkenbach und Mehlingen
lebenden jüdischen Einwohner besuchten die Synagoge
in Kaiserslautern. Das Synagogengebäude blieb
erhalten und wurde zu einem Wohnhaus umgebaut (letzter Umbau 1976).
Adresse/Standort der Synagoge: Eckstraße 8
Fotos
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Die ehemalige
Synagoge in Sembach (Foto aus Horter/Tilly s.Lit. S. 32) |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Lothar Horter und Michael Tilly: Mahnende
Zeugen der Vergangenheit. Otterbach 1998. |
| Thomas Schwertfeger: Ortschronik Sembach. 1994
(zugänglich und downloadbar von der Website der VG
Enkenbach-Alsenborn [pdf-Datei]). |
| Alfred Hans Kuby (Hrsg.): Pfälzisches Judentum
gestern und heute. Beiträge zur Regionalgeschichte des 19. und 20.
Jahrhunderts. 1992. |
| Otmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter
besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005.
S. 146-147. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 342 (mit weiteren Literaturangaben).
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