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Weisenau (Stadt
Mainz)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Bitte besuchen Sie auch die Website des Fördervereins
Synagoge Mainz-Weisenau e.V.
www.synagoge-weisenau.de
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In dem (seit 1930 nach Mainz eingemeindeten) Weisenau
bestand eine jüdische Gemeinde bis nach 1933. Ihre Entstehung geht in die Zeit
des 15. Jahrhunderts zurück, als sich nach der Vertreibung
der Juden aus Mainz 1473 viele von ihnen am Ort niedergelassen haben.
Bereits 1444 wird ein jüdischer Einwohner in Weisenau genannt. Mit der
Vertreibung der Mainzer Juden wurde nach Angaben bei Arnsberg s.Lit. auch der
Rabbinatssitz (Sitz des Hochmeisters) nach Weisenau verlegt. 1630 hatten
acht jüdische Familien Isenburgische Schutzbriefe.
Im 18. Jahrhundert war mehr als ein Fünftel der Weisenauer Bevölkerung
jüdischen Glaubens (bis zu 21.7 %). Von 1702 bis 1784 war der Ort zwischen zwei
Ortsherrschaften aufgeteilt: dem kurfürstlichen Vizedomamt und der Immunität
des Propstes von St. Viktor. Daher gab es auch zwei jüdische Gemeinschaften:
die kurfürstlichen und die immunitätischen Juden. Die Gottesdienste wurden
jedoch gemeinsam abgehalten.
Erst nach der
Neugründung einer jüdischen Gemeinde in Mainz und der in der Zeit der
französischen Besetzung erreichten Gleichberechtigung kehrten die meisten
jüdischen Familien in die Stadt Mainz zurück: zwischen 1793 und 1808
verzogen 34 Familien mit insgesamt 140 Personen von Weisenau nach Mainz.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1801/04 noch 150 jüdische Einwohner, 1808 120 (in 36 oder 37 Familien), 1824 90 jüdische
Einwohner (8,6 % der Einwohnerschaft), 1830 88, 1861 124 (6,9 % von insgesamt 1.792
Einwohnern), 1871 86, 1880 95 (2,7 % von 3.489), 1900 62 (1,1 % von 5.760), 1910
59 (0,9 % von 6.469).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge
(s.u.), eine jüdische Schule, ein rituelles Bad (unweit der Synagoge sind bis
heute noch zwei Anlagen von Mikwen unterschiedlichen Alters erhalten) und ein Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der
zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (siehe Ausschreibungen der Stelle
unten). Die Gemeinde gehörte im 19./20. Jahrhundert zum Rabbinatsbezirk Mainz.
Um 1924, als zur Gemeinde noch etwa 20 Personen (in sechs Familien)
gehörten, waren die Gemeindevorsteher Maximilian Metzger und Jacob Ernst Kahn.
Auch 1932 waren die Gemeindevorsteher Maximilian Metzger und Jacob Ernst
Kahn (letzterer als Schatzmeister der Gemeinde tätig). Im Schuljahr 1931/32
erhielt noch ein Kind der Gemeinde Religionsunterricht (vermutlich in
Mainz).
Nach 1933 ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder (1933: 26 Personen, d.i. 0,3 % von insgesamt 7.785
Einwohnern Weisenaus) auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom 1938
wurde die Synagoge geschändet und geplündert. 1939 wurden noch 20
jüdische Einwohner in Weisenau gezählt (in vier Familien). 1942 und
1943 wurden die letzten acht Weisenauer Juden deportiert.
Von den in Weisenau geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): u.a. Isidor Ganz (1875), Lina Hecht geb.
Metzger (1865), Eva Kahn geb. Selig (1891), Laura Kussel geb. Hirsch (1878),
Sidonie (Toni) Lieber geb. Metzger (1877), Samson (Salomon) Metzger (1866), Eugenie Moses geb. Rosenfeld (1886),
Henriette Schlüssel (1876), Regine Schlüssel (1876), Sofie Mathilde
Wachenheimer geb. Ganz (1881, vgl. Kennkarte unten).
Die genannten Personen werden mit Geburtsort "Weisenau" im
Gedenkbuch des Bundesarchivs genannt. Andere Nennungen finden sich vermutlich in
den Listen unter "Mainz".
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1869 / 1871/72 /
1891 / 1898 / 1902
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Dezember 1869:
"In der israelitischen Gemeinde zu Weisenau bei Mainz ist die
Stelle eines Religionslehrers, Vorsängers und Schochet vakant und sofort
zu besetzen. Fixer Gehalt 200 fl.; Schechitah-Gebühr 200 bis 300 fl.,
freie Wohnung nebst sonstigen Nebeneinkünften. Anmeldungen nebst
Zeugnissen sind zu richten an den Vorstand." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Januar 1872:
"Die Stelle des israelitischen Religionslehrers, Vorsängers und
Schächters ist vakant und demnächst wieder zu besetzen. Fixer Gehalt 200
Gulden. Schächtergebühren und sonstige Einkünfte zwischen 250 bis 300
Gulden. Qualifizierte Bewerber wollen sich an den unterzeichneten Vorstand
wenden. Weisenau bei Mainz, 10. Dezember 1871. Der Vorstand der
israelitischen Gemeinde Weisenau." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. August 1872:
"Die israelitische Religionslehrer-, Vorsänger- und Schächterstelle
in der Gemeinde Weisenau bei Mainz ist vakant und zu besetzen. Fixer
Gehalt 200 Gulden. Schächtergebühren und Nebeneinkünfte 250-350 Gulden.
Bewerber wollen sich an den Vorstand der israelitischen Gemeinde
wenden." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. November 1891:
"In unserer Gemeinde ist die Stelle eines Religionslehrers,
Vorbeters und Schächters per 1. Februar nächsten Jahres zu besetzen.
Fixer Gehalt 360 Mark. Nebenverdienste ca. 500 Mark nebst freier Wohnung.
Ledige Bewerber erhalten den Vorzug. Anmeldungen, unter Beilage von
Zeugnisabschriften, richte man gefälligst an den Vorstand der
israelitischen Kultusgemeinde in Weisenau bei Mainz." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juni 1898:
"Die Stelle eines Religionslehrers, Vorbeters und Schächters
ist neu zu besetzen. Fixes Gehalt 400 Mark, Nebenverdienst ca. 400 Mark
nebst freier Wohnung. Anmeldungen unter Beilage von Zeugnisabschriften
sind zu richten an den Israelitischen Gemeindevorstand Weisenau bei
Mainz." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. August 1902:
"Religionslehrer,
Vorbeter und Schochet per sofort oder später in hiesiger
Gemeinde neu zu besetzen. Gehalt 400 Mark nebst ca. 600 Mark
Nebenverdienst und freier Wohnung. Gesuche nebst Zeugnisabschriften sind
zu richten an den
Gemeinde-Vorstand Metzger, Weisenau bei Mainz." |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Über Rabbiner (genannt Chacham) Isaak
Bernays (1792 in Weisenau - 1849 in Hamburg)
Isaak
Bernays ist 1792 in Weisenau geboren. Er besuchte die Jeschiwa in
Würzburg bei Abraham Bing, studierte in Würzburg und München
(Orientalistik, Altphilologie) und lebte kurze Zeit als Privatlehrer in
München und als Privatgelehrter in Mainz tätig. 1821 wurde er als
Oberrabbiner nach Hamburg berufen. Ihm lag als erstem deutschen Rabbiner
an der engen Verbindung von Talmudwissen mit allgemeiner Bildung; damit
wurde er eine leitende Persönlichkeit der Neoorthodoxie in Deutschland.
In Hamburg lehrte er die Talmud-Schule und führte hier auch den
Unterricht in profanen Gegenstände ein. Sein bedeutendster Schüler war
Samson Raphael Hirsch. |
Link: Wikipedia-Artikel
zu Isaak Bernays (hier auch Literaturangaben) |
Berichte
aus dem jüdischen Gemeindeleben
Antisemitische Provokationen
(1881)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. November 1881: "Mainz,
den 14. November. Ein in einem hiesigen Geschäfte in der Lehre stehender
israelitischer Jüngling, dessen Eltern in der Vorstadt Weisenau
wohnen, wurde allabendlich beim Nachhausegehen von einer Anzahl
christlicher Knaben mit Hepp-Hepp-rufen und anderen Schimpfereien
verfolgt. Eines Abends griffen sie ihn sogar tätlich an, sodass der Knabe
in seiner Verzweiflung ein Messer zog und einen seiner Angreifer schwer
verwundete. Am vorigen Samstag wurde die Angelegenheit vor dem hiesigen
Schöffengericht verhandelt. Herr Rechtsanwalt Dr. Ferdinand Mayer,
welcher den Angeklagten verteidigte, wies auf die gegenwärtige Judenhetze
hin, welche solche Blüten treibe und solche Früchte zeitige. Auch der
Großherzogliche Staatsanwalt gestand zu, dass der Angegriffene sich im
Stande der Notwehr befunden und stellte seinen Antrag dahin, dass auf eine
geringe Geldbuße erkannt werde. Der Gerichtshof sprach den Angeklagten
frei." |
Das Bankett aus Anlass des Stiftungsfestes des
Israelitischen Männervereins wird zugunsten einer Spende für russische Juden
abgesagt (1891)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Juni 1891: "Kastel,
7. Juni (1891). Wie alljährlich, so sollte auch in diesem Jahr das
Stiftungsfest des israelitischen Männervereins am heutigen Rosch
Chodesch (sc. der 7. Juni war der 1. Siwan 5651, Rosch Chodesch
meint Monatsanfang) durch ein Bankett begangen werden. Auf Vorschlag des
Herrn Baruch Cahn indes, sah man in diesem Jahr im Hinblick auf das
Unglück unserer Brüder in Russland von einem solchen Essen ab und
spendete den dafür bestimmten Betrag den genannten Unglücklichen. Ich
glaube, dass ein solches Vorgehen auch anderwärts Nachahnung finden
dürfte (Von der Gemeinde Weisenau bei Mainz wird uns Gleiches
berichtet. Red.)." |
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige der Metzgerei und Viehhandlung Simon Selig
(1900)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. August 1900:
"Suche sofort für meine Metzgerei & Viehhandlung, welche
Samstags und Feiertage geschlossen, einen Jungen, welcher in der Metzgerei
bewandert ist. Lohn nach Übereinkunft.
Simon Selig, Weisenau bei Mainz." |
Anzeigen von Minna Hirsch (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. März 1901:
"Zur
Pflege von Wöchnerinnen und sonst im Haushalt durchaus perfekt, empfiehlt
sich
Minna Hirsch,
ärztlich geprüfte Wochenbettpflegerin Weisenau bei
Mainz. Rheinstraße." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 14. November 1901:
"Pflegerin,
ärztlich geprüft, auch im Haushalt sehr tüchtig, empfiehlt sich.
Minna Hirsch, Weisenau bei Mainz, Rheinstraße 145." |
Anzeige von Maximilian Metzger (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. September 1901: "Tafelhonig,
sehr delikat, für Rosch Haschana und auch später, versendet per
Pfund Mark 1, 10-Pfund-Dose Mark 9 franko.
Maximilian Metzger,
Weisenau bei Mainz." |
Anzeigen der Metzgerei Joseph Metzger (1903 / 1906)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. November 1903: "Suche
für meine Metzgerei einen Lehrjungen. Samstags und jüdische
Feiertage geschlossen.
Joseph Metzger, Weisenau." |
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Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 2. November
1906: "Suche für meine am Samstag und Feiertage geschlossene
Metzgerei mit etwas Viehhandel einen Gesellen.
Joseph Metzger, Weisenau
bei Mainz". |
Zu Joseph Metzer geb. 1846 in Weisenau,
gest. 1929 in Weisenau, verheiratet mit Lina geb. Oppenheimer mehr bei
Nathan M. Reiss s. Lit. S. 440 |
Anzeige der Metzgerei und Viehhandlung Sali Metzger
(1903)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 20. August 1903:
"Für meine Metzgerei und Viehhandlung suche einen Lehrjungen,
aus guter, achtbarer Familie.
Sali Metzger. Weisenau bei Mainz". |
Sonstiges
Erinnerung an die Auswanderungen im 19.
Jahrhundert - Grabstein für Eva Baum aus Weissenau in New Orleans
(ca. 1854 - 1876)
Anmerkung: das Foto wurde von Rolf Hofmann (Stuttgart) im April 1994 im 1860
eröffneten Hebrew Rest Cemetery in New Orleans, 2100 Pelopidas at Frenchman
Street, near Elysian Fields and Gentilly Blvd.,
aufgenommen.
Grabstein im "Hebrew Rest Cemetery" in New Orleans:
"Hier ruht
Eva Baum
Daughter of Jacob Baum
died July 26, 1876 Aged 22 Years.
A Native of
Weissenau
near Mainz Germany.
Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
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Kennkarten
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarten
zu Personen,
die in Weisenau geboren sind |
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KK (Mainz 1939) für Ludwig
Ganz
(geb. 11. Januar 1865 in Weisenau), Weinhändler |
KK (Mainz 1939) für Michael
Ganz
(geb. 14. März 1871 in Weisenau), Schuhmacher |
KK (Mainz 1939) für Johannette
Keller geb. Metzger
(geb. 15. Oktober 1885 in Weisenau) |
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KK (Mainz 1939) für Fritz
Lieber
(geb. 22. April 1915 in Weisenau),
Metzger
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KK (Mainz 1939) für Julius
Metzger
(geb. 3. Juli 1882 in Weisenau),
Kaufmann
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KK (Mainz 1939) für Maximilian
Metzger
(geb. 21. April 1854 in Weisenau),
Landwirt
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KK (Mainz 1939) für Sofie
Mathilde Wachenheimer
geb. Ganz (geb. 12. Januar 1881 in Weisenau),
wohnhaft in Mainz, am 25. März 1942 deportiert ab
Mainz - Darmstadt in das Ghetto Piaski, umgekommen |
Zur Geschichte der Synagoge
Bereits im Zeitraum zwischen dem 15. und Anfang des 18.
Jahrhunderts werden Beträume in jüdischen Häusern eingerichtet gewesen sein. 1722
wird eine Synagoge im Immunitätsbezirk des St. Viktorstifts genannt, die von
den Juden beider Ortsherrschaften besucht wurde. Um 1735 bemühten sich
die Juden beider Herrschaften um den Bau einer neuen Synagoge. Die
kurfürstlich-mainzischen Juden kamen zunächst nicht zur Ausführung ihres
Planes. Erfolgreicher waren die immunitätischen Juden. Diese konnten im August 1736
ein Haus erwerben, in dessen rückwärtig gelegenem Garten sie die Erlaubnis zum
Bau einer Synagoge erhielten.
Der Propst von St. Victor und Mainzer Domherr Anselm Franz Freiherr von
Ingelheim gewährte der Gemeinde die zum Bau notwendigen Darlehen. Da den
kurfürstlichen Juden nicht erlaubt war, sich beim Bau und der Finanzierung zu
engagieren, bestand die Gefahr, dass sie die neue Synagoge nicht mitbenutzen
durften. Sie - beziehungsweise ihr damaliger Vorsteher Hajum Ascher - haben
darauf 1736 gleichfalls eine Betstube eingerichtet.
Der immunitätischen Judengemeinde gelang 1760 ein weiterer Ausbau ihrer
Einrichtungen. Sie konnten ein Haus erwerben und verfügten danach über eine
Synagoge, ein Gemeindehaus und ein rituelles Bad.
1793 wurde die Synagoge bei der Belagerung von Mainz stark beschädigt.
Damals sind am Ort 72 Häuser durch den Beschuss in Brand geraten. Bei der
Synagoge war der Dachstuhl zerstört worden, worauf zunächst ein Notdach die
weitere Benutzung ermöglicht hat. Erst 1818 konnte das Gebäude renoviert und neu eingeweiht werden. Auch 1892
stand eine Renovierung an, über die in der Zeitschrift "Der Israelit"
kurz berichtet wurde:
Renovierung der Synagoge (1892)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. August 1892:
"Weisenau. Durch die Munificenz des hiesigen israelitischen
Frauenvereins, sowie durch den Opfersinn der Gemeindemitglieder wurde die
hiesige Kultusgemeinde in den Stand gesetzt, eine Renovation ihres
Gotteshauses vornehmen zu können und ist damit einem langgefühlten
Bedürfnisse Rechnung getragen worden. Die Maler- und Lackierarbeiten sind
eine vortreffliche Ausführung eines emsigen Mainzer Meisters und
Glaubensgenossen Louis Asnes." |
Bis nach 1933 wurden in der Weisenauer Synagoge
regelmäßig Gottesdienste abgehalten, auch wenn durch die klein
gewordene Zahl der jüdischen Gemeindeglieder sogenannte "Minjan-Männer"
aus Mainz aushelfen mussten, um regelmäßig die Zahl der zum Gottesdienst
nötigen zehn Männer zu erreichen. Im Juli 1938 wurde zuletzt noch eine Trauung in der
Synagoge abgehalten.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge geschändet und geplündert.
Das Gebäude wurde jedoch - vermutlich mit Rücksicht auf die enge Bebauung -
nicht angezündet. 1939 musste die jüdische Gemeinde Grundstück und
Synagogengebäude für 350 RM zwangsweise an die Stadt verkaufen. Das Gebäude
kam in Privatbesitz und wurde als Lagerraum, später auch als Hühnerstall zweckentfremdet. Es
hatte jedoch auch die verheerenden Bombenangriffe auf Weisenau 1944/45
überstanden.
1978 waren die Schwester der Vincentinerinnen Besitzer der ehemaligen
Synagoge geworden; an sie hatte der Vorbesitzer das Anwesen vererbt. Bei den
Vorarbeiten zu der Ausstellung "Juden in Mainz" wurde damals die
ehemalige Synagoge in Weisenau "wiederentdeckt". Das Gebäude wurde
1985 unter Denkmalschutz gestallt. Die Stadt Mainz übernahm 1987 den Bau von
den Vincentinerinnen und ließ ihn seit 1988 renovieren. Treibende Kraft war ein Synagogen-Förderverein, dem an der
Nutzung des Gebäudes als Haus der Begegnung und des Dialogs zwischen Juden und
Nichtjuden gelegen war.
Nach Abschluss der umfangreichen Renovierungsarbeiten konnte am Pfingstmontag,
27. Mai 1996 das Ewige Licht in der
Synagoge durch Rabbiner Professor Dr. Leo Trepp (USA, gebürtig aus Mainz) wieder gezündet werden.
Das Datum der Einweihung wurde bewusst gewählt - genau 900 Jahre nach der grausamen
Zerstörung der ersten jüdischen Gemeinde im Zusammenhang mit dem Kreuzzug
1096.
Adresse/Standort der Synagoge:
Wormser Straße 31
Die Veranstaltungen in der ehemaligen Synagoge werden im Rahmen des "Studium
generale" der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz angeboten.
Rückblick: Veranstaltungen
im Sommersemester 2008 Veranstaltungen
im Sommersemester 2009 Veranstaltungen
im Wintersemester 2009/10
Fotos
(Fotos der oberen Zeile: Hahn, Aufnahmedatum 31.3.2005; Aufnahmen
vor und nach der Restaurierung: Landesamt s. Lit. S. 258-262)
Die bis heute versteckte
Lage
der Weisenauer Synagoge hat
sie vermutlich auch durch die
Jahrhunderte bewahrt |
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Blick zur Synagoge
von der Wormser Straße mit Hinweistafel |
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Die Weisenauer
Synagoge vor und nach der Restaurierung (1989 - 1997) |
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Das Synagogengebäude von
Südwesten |
Eingang mit Portalinschrift |
Blick in den
Betraum |
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Das Synagogengebäude von
Südosten |
Eingang mit Portalinschriften |
Blick in den
Betraum |
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Die Toranische vor der
Restaurierung |
Die Toranische nach der
Restaurierung |
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Besuch
der Synagoge anlässlich des letzten Vortrages von
Rabbiner Dr. Leo Trepp am 15. Juli 2010 in Weisenau (Fotos: Hahn) |
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Ständige
Erinnerung an das Gebäude durch
die Haltestelle der "Weisenauer
Synagoge
/ Theis Modellbahn" |
Blick auf die
Synagoge
von Osten; der Torschrein ist
zwischen den Rundbogenfenstern |
Blick
auf die Synagoge
von Westen; der Zugang führt direkt
auf die Frauenempore |
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Eingang
in den Betsaal mit Portalinschrift: "Der Ort, auf dem du stehst,
ist
heiliger Boden" (2. Mose 3,5) |
Eine
der Wandinschriften: "Gesegnet
bist du bei deinem Kommen und
gesegnet
bei deinem Gehen". |
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Blick
von der ehemaligen Frauenempore in den Betsaal. In der Mitte zwischen
den
Rundbogenfenstern der Toraschrein; teilweise am unteren Bildrand ist die
Bima
mit dem Vorlespult erkennbar, von wo aus die Tora verlesen
wird. |
Blick auf den
Toraschrein, rechts
oberhalb das "ewige Licht"
(Ner tamid) |
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Die
ehemalige
Frauenempore |
Blick auf die
hölzerne Decke
(Tonnengewölbe) mit Sternen |
Blick
vom Betsaal (Bereich Toraschrein)
zur Frauenempore |
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Eines
der Fenster der Synagoge mit Zitat aus Psalm 126:
"Als der Ewige
zurückführte die Weggeführten Zijons waren wir gleich Träumenden. Dann
füllt mit Lachen sich unser Mund -
und unsere Zunge mit Jubel. Dann
spricht man unter den Völkern: der Ewige hat Großes an diesen getan.
Die
mit Tränen säen, mit Jubel sollen sie ernten. Weinend geht, der den Wurf
des Samens trägt,
heimkehrt er mit Jubel, tragend seine Garben". |
Menora rechts
des
Toraschreines |
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Während des
Vortrages von
Rabbiner Dr. Leo Trepp |
Rabbiner
Dr. D.D. Leo Trepp* (geb. 1913 in Mainz, gest. 2010 in San Francisco): studierte in Frankfurt, Berlin
und Würzburg;
1936-1938 Landesrabbiner von Oldenburg; im November 1938
inhaftiert im KZ Sachsenhausen, danach nach England emigriert, 1939 in die
USA; 1951-1998 u.a. Professor für Philosophie und Geistesgeschichte am
Napa College, CA/USA, gleichzeitig Gemeinderabbiner in Napa. Seit 1983
jährliche Besuche in Deutschland, Gastprofessor an den Universitäten
Oldenburg, Hamburg und Mainz.
Zahlreiche hohe Auszeichnungen. |
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Ausstellung
vor
der Synagoge |
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Ausstellung
mit Dokumenten und Ritualien (Torawimpel usw.) |
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Die ehemalige Mikwe
(rituelles Bad) |
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Das Badehaus |
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Blick auf die
Ausgrabungen |
Treppenabgang
zum Tauchbecken |
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Erinnerung
an das Ende der jüdischen Gemeinde Weisenau mit der Deportation am
10. Februar 1943 - Gedenkstein für die im September 1942 geborene
Chana Kahn
und ihre Familie (Fotos: Michael Ohmsen; Link
zur Fotoseite zu Mainz von M. Ohmsen) |
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Gedenktafel
in der Wormser Straße mit der Inschrift: "Im Vorgängerbau der
heutigen Wormser Straße Nr. 23-25 lebte das jüdische Mädchen Chana
Kahn, das am 21. September 1942 in Mainz-Weisenau geboren wurde. Am 10.
Februar 1943 wurde Chana mit ihren Eltern und ihrem zwei Jahre älteren
Bruder Gideon nach Theresienstadt und von dort am 6. Oktober 1944 nach
Auschwitz verschleppt. Chana, Gideon und ihre Mutter wurden in diesem
Konzentrationslager umgebracht. Der Vater verstarb am 31. Mai 1945 in
Dachau. Mit der Deportation vom 10. Februar 1943 war die jüdische
Gemeinde Weisenau, die auf eine fünfhundertjährige Geschichte
zurückblicken konnte, von den Nationalsozialisten
ausgelöscht." |
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Ergänzende Artikel zu Rabbiner Dr. Leo Trepp und einzelne Berichte zur
Erinnerungsarbeit vor Ort
Mai 2010:
Artikel anlässlich eines Besuches von dem aus
Mainz stammenden Rabbiner Dr. Leo Trepp in Würzburg |
Artikel von Alice Natter in der
"Main-Post" vom 11. Mai 2010 (Artikel):
"WÜRZBURG. Der letzte Rabbiner aus Nazideutschland - Leo Trepp spricht über Würzburg und die Juden.
Die Erinnerungen an Würzburg sind nie verblasst. 'Ich würde mit Freunden und lieben Verwandten nicht nach Deutschland kommen, ohne hier gewesen zu
sein', sagt Leo Trepp, lächelnd. 97 Jahre ist er jetzt alt, er ist der letzte noch lebende deutsche Rabbiner aus der Zeit vor dem Holocaust. Und er hat an der Universität Würzburg promoviert. 1935, am Institut für Romanistische Philologie, über die französischen Philosophen Taine, Montaigne, Richeome und ihre Auffassungen von Religion und Kirche..."
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September 2010:
Leo Trepp verstarb am Tag
vor der Einweihung der neuen Mainzer Synagoge in San Francisco |
Artikel
von Bernd Funke in der "Allgemeinen Zeitung" vom 4. September
2010 (Artikel):
"Rabbiner Leo Trepp verstorben
MAINZ. NACHRUF Trauer und ehrende Abschiedsworte / Letzte Ruhestätte in San Francisco.
Rabbiner Leo Trepp ist tot. Am Tag vor der Einweihung der Mainzer Synagoge starb Trepp, der am 4. März 1913 in Mainz geboren wurde, in San Francisco (USA). Hier lebte der letzte Rabbiner, der noch während der NS-Herrschaft in Deutschland predigte, seit vielen Jahrzehnten. Einen weiteren Wohnsitz hatte Trepp mit seiner zweiten Frau in Berlin..."
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Zum früheren Oldenburger Landesrabbiner Dr.
Leo Trepp vgl. das Video "Leo Trepp in Oldenburg - ein Interview
vom 31. Juli 2008. Der 95-jährige erzählte aus seinem Leben in Oldenburg
in der Nazi-Zeit. Einzusehen
als nwz-video. |
Video von 2010: Celebrating
the Seder with Rabbi Leo Trepp |
Die jüdische Gemeinde in Oldenburg ehrt das
Andenken an Leo Trepp mit ihrem Leo-Trepp-Lehrhaus. |
vgl. auch die Website http://leotrepp.org/ |
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Juli 2013:
Der Platz vor dem Gymnasium am Kurfürstlichen Schloss wurde am 4. Juli
2013 in "Leo-Trepp-Platz"
umbenannt. Das Schloss-Gymnasium, das Leo Trepp von 1922 bis 1931 besucht
hatte, hat seitdem die Adresse "Leo-Trepp-Platz
1".
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung" vom 5. Juli 2013
(zusätzlich eingestellt
als pdf-Datei)
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Schild "Leo-Trepp-Platz"
mit Hinweistafel
(Fotos von Stefan Haas) |
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September 2018:
Bronze-Büste des Rabbiners Leo Trepp wurde enthüllt
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Artikel von Michael Heinze in
der "Allgemeinen Zeitung" vom 10. September 2018: "Ein Rabbiner aus
Bronze
Mit einer Feierstunde wurde die Büste des Rabbiners Prof. Dr. Dr. Leo Trepp
vor der Weisenauer Synagoge enthüllt. Er selbst hatte sie 1996 geweiht.
MAINZ - Vor 22 Jahren hat Rabbiner Prof. Dr. Dr. Leo Trepp die
Weisenauer Synagoge in der Wormser Straße geweiht – jetzt wurde dort
feierlich eine Büste des Mainzer Rabbiners enthüllt.
Die Büste war dem Förderverein von Künstlerin Traudl Knoess geschenkt
worden. Vor den sechs großen Gedenktafeln auf dem Synagogengelände hat sie
nun einen bedeutenden Platz erhalten. Unter den rund 70 Teilnehmern der
Feierstunde mit Konzert waren nicht nur Ehrengäste, Freunde und Weggefährten
Leo Trepps, sondern auch dessen Witwe Gunda Trepp. Leo Trepp hatte die
Synagoge am 27. Mai 1996 geweiht. Als jüdisches Gotteshaus, als
Begegnungsstätte von Juden und Christen, als Ort der Aufarbeitung der langen
Leidensgeschichte der Juden von Mainz sowie als Ort des jüdisch-christlichen
Gesprächs. Diesen vier Weihepunkten weiß sich der Förderverein um seine
Vorsitzende Dr. Anke Joisten-Pruschke verpflichtet. Im Spätsommer 2017 hatte
Traudl Knoess Kontakt mit Joisten-Pruschke aufgenommen. Die Norddeutsche
hatte an einem Künstlerwettbewerb der Stadt Oldenburg teilgenommen. Im
Rahmen des 25-jährigen Bestehens der Jüdischen Gemeinde Oldenburg sollte der
mittlerweile verstorbene frühere Landesrabbiner von Oldenburg, Leo Trepp,
durch die Stadt Oldenburg mit einer Büste geehrt werden. Eine Jury sollte
den ersten Preis ausloben, die prämierte Büste wurde in der Leo-Trepp-Straße
neben dem Eingangsbereich der Synagoge aufgestellt. Knoess erhielt den
zweiten Platz. Die Künstlerin bot daraufhin ihre Büste der Synagoge Weisenau
an.
'Die Büste stellt eine Schenkung der Künstlerin dar, den Bronzeguss hat sie
selbst gefertigt', erklärte Joisten-Pruschke. 'Mit der Weihung durch
Rabbiner Leo Trepp bleibt die Synagoge Weisenau auf immer mit seinem Namen
verbunden.' Gunda Trepp betrachtete die Büste ihres Mannes, der 'tief
religiös' gewesen sei und 'das Judentum und auch die Menschen geliebt' habe,
aufmerksam. 'Was ihn besonders trifft, ist die Mundpartie – ein bisschen saß
ihm auch der Schalk im Nacken', sagte die Witwe. Oberbürgermeister Michael
Ebling, der die Büste enthüllt hatte, bezeichnete Trepp als 'großen Mainzer
und großen Weltbürger'. Ein bisschen schade sei nur, dass die Büste so ein
bisschen versteckt stehe."
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April 2019:
Ideen für die Neugestaltung des
Weisenauer Synagogengrundstücks |
Artikel von Nicole Weisheit-Zenz
in der "Allgemeinen Zeitung" vom 1. April 2019: "Neue Ideen für die alte
Synagoge in Weisenau
Studierende der Hochschule Mainz haben Pläne und Modelle entwickelt, die
zeigen, wie das Gelände der alten Synagoge in Weisenau neugestaltet werden
kann.
WEISENAU - Wie kann das Gelände der alten Synagoge in Weisenau
neugestaltet werden? Diese Frage stellten sich neun Studierende der
Fachrichtung Architektur der Hochschule Mainz. Zur Eröffnung der Ausstellung
zum 'Haus der Synagoge Weisenau' präsentierten sie ihre Ideen, für die
ersten drei Arbeiten wurden am Sonntag feierlich die Preise verliehen. Der
Gewinner unter den vielfältigen architektonischen Ansätzen war der Entwurf
von Timor Faruqui. Gewürdigt wurde sein sensibler Umgang mit dem
historischen Gebäude und der Umgebung. Die attraktive Fassade mit
Kupferplatten und Außenräumen hebt den Stellenwert hervor, lautete die
Begründung; Blickbeziehungen können die Kommunikation und Gemeinschaft
fördern. 'Es sind spannende, kluge Ideen', lobte Oberbürgermeister Michael
Ebling. Vorschläge wie diese würden dazu beitragen, das Haus der Synagoge
Weisenau als Lern- und Erfahrungsort zu erhalten und zu stärken. Solch
besondere Orte, die der Stadt Identität geben, gelte es zu pflegen. Dank
galt dem Förderverein der Einrichtung für sein Engagement. Mit der Anfrage,
einen Ideenworkshop zur Neugestaltung des Geländes durchzuführen, war er an
die Fachrichtung Architektur der Hochschule herangetreten. 'Wir sind dankbar
für Anregungen', betonte Prof. Dr.-Ing. Gerhard Muth. Um praxisnah
auszubilden, werden gern aktuelle Projekte bearbeitet. Zunächst hatten sich
die Studierenden mit dem Gelände der Synagoge vertraut gemacht, das manche
Herausforderungen birgt, wie Dr. Anke Joisten-Pruschke vom Förderverein
erklärte. Denn viel Spielraum für zusätzliche Bebauung lässt das Grundstück
mit mehreren Ebenen nicht zu. Als religiöser Ort des Gedenkens erfordere es,
respektvoll mit dem Haus umzugehen: Funde und Schenkungen sollen ausgestellt
und das jüdische Leben in Mainz und Umgebung dokumentiert werden. Zudem soll
es ein Haus der multikulturellen Begegnung sein. 'Es galt, eine Gestaltidee
zu entwickeln, die dem Bauwerk Identität gibt', erklärte Prof. Marc Grief,
'und die den Geist des Ortes ausdrückt.' Aus dem Spektrum an Möglichkeiten
ermittelte eine Jury mit Vertretern von Stadt, Architektenkammer und
Förderverein die drei Preisträger. Auf Platz zwei kam Arne Müchler mit
seinem Entwurf, der kompakt alle Funktionen in einem Baukörper
zusammenfasst. Die kupferfarbene Fassade hebt die Signifikanz des Ortes
hervor. Der dritte Preis ging an Marius Druyen für die geschickte Aufteilung
der Räume im Ensemble. Die Ideen der Studierenden sollen eine Basis bilden
für die öffentliche Diskussion über die zukünftige Weiterentwicklung des
Areals."
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 356-357. |
| ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder -
Dokumente. S. 140. |
| Günter Wagner: Die Musikerfamilie Ganz aus Weisenau.
Ein Beitrag zur Musikgeschichte der Juden am Mittelrhein. Mainz 1974. |
| Friedrich Schütz: Skizzen zur Geschichte der jüdischen
Gemeinde in Weisenau bei Mainz. Mit einer besonderen Würdigung der Familie
Bernays, in: Mainzer Zeitschrift. Mittelrheinisches Jahrbuch für Archäologie,
Kunst und Geschichte, Jg. 92, 1987, Mainz 1987, S. 151-179. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 207. |
| Otto Böcher: Die Synagoge in Mainz-Weisenau. In:
SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in
Rheinland-Pfalz. 4. Jahrgang, Ausgabe 3/94, Heft Nr. 8. S. 5-8. Online
eingestellt (pdf-Datei). |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 258-262 (mit zahlreichen weiteren Literaturangaben).
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| Sonderheft der Mainzer Geschichtsblätter: Die Mainzer Synagogen.
Ein Überblick über die Mainzer Synagogenbauwerke, mit ergänzenden Beiträgen über bedeutende Mainzer Rabbiner, das alte Judenviertel und die Bibliotheken der jüdischen Gemeinden.
Mit Beiträgen von Dieter Krienke, Andreas Lehnardt, Leo Trepp, Ingrid Westerhoff und Gabriele
Ziethen, hrsg. von Hedwig Brüchert im Auftrag des Vereins für Sozialgeschichte Mainz e.V.
Mainz 2008, ISSN 1435-8026, 186 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Hardcover, Preis: 12,00 €.
In diesem Buch auch ein Beitrag von: Dieter Krienke: Weisenau -
Synagoge und Mikwen. "Wiederentdeckung" und Rettung der Weisenauer
Synagoge. |
Familiengeschichtliches Werk
Nathan M. Reiss
Some Jewish Families
of Hesse and Galicia
Second edition 2005
http://mysite.verizon.net/vzeskyb6/ |
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In diesem Werk
eine Darstellung zur jüdischen Geschichte in Weisenau
mit umfassenden
biographischen Angaben zu Familie Metzger ("The
Metzger Family of Weisenau"
S. 283-300) und Verwandtschaft (mit
Nachkommen bis um 2000) |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Weisenau Hesse. Established
by refugees from Mainz in 1473, the Jewish community numbered 124 (7 % of the
total) in 1861. By 1937 it had disbanded and its Gothic synagogue was destroyed
on Kristallnacht (9-10 November 1938).
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