Freitag, 28. Mai 2021
Verbände beziehen Stellung gegen Antisemitismus
Gemeinsame Stellungnahme der Interessengemeinschaft der Erwachsenenverbände im Bistum Speyer
Speyer. Im Jahr 2021 leben jüdische Menschen nachweislich seit 1.700 Jahre auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. Dieses Jubiläum wird ein Jahr lang bundesweit mit verschiedenen Veranstaltungen gewürdigt. Auch die Kirchen in Deutschland beteiligen sich an dieser Kampagne.
Derzeit erleben wir aber leider, wie erschreckend verbreitet Judenfeindschaft in unserer Gesellschaft immer noch ist. Die Verbrechen der Nationalsozialisten, die systematische Verfolgung und die Ermordung von sechs Millionen Jüdinnen und Juden in Europa sind ein schweres Erbe der deutschen Geschichte. Für uns heute bedeutet dieses Erbe eine Mahnung und Verpflichtung.
In den vergangenen Tagen hat die Gewalteskalation in Palästina viele Menschen stark bewegt, die daraufhin demonstriert haben oder ihre Meinung auf andere Weise kundgetan haben. Allen, die in Deutschland leben, ist es unbenommen, zu solchen Ereignissen ihre politische Meinung zu äußern und auch für eine Seite Partei zu ergreifen. Denn unbestritten gehören Demonstrationsrecht und das Recht auf freie Meinungsäußerung zu unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung.
Aber keineswegs ist damit das Recht verbunden, gegen andere Menschen zu hetzen, sie zu bedrohen und zur Gewalt gegen sie aufzurufen. Mit Sorge müssen wir Unerträgliches beobachten: Denn Hasstiraden, Hetze, Verleumdungen, Anschläge auf jüdische Einrichtungen, Bedrohungen und Beleidigungen, ja Morddrohungen gegen Menschen jüdischen Glaubens haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen.
Wird Antisemitismus wieder salonfähig? Unsere Lebenswelt gerät gehörig ins Wanken und damit auch der über Jahrzehnte erarbeitete Wertekonsens. Deshalb müssen wir Flagge zeigen und für unsere Werte und Tugenden eintreten. Das hohe Gut der Meinungs- und Demonstrationsfreiheit darf nicht missbraucht werden.
Als christliche Verbände rufen wir alle Bürgerinnen und Bürger auf, in ihrem Bereich Verantwortung wahrzunehmen und deutlich gegen jede Form von Judenfeindlichkeit Position zu beziehen.
Zur Interessengemeinschaft der Erwachsenenverbände gehören folgende Diözesanverbände: Familienbund der Katholiken, Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), Katholischer Deutsche Frauenbund (KDFB), Katholische Arbeitnehmer Bewegung (KAB), Kolpingwerk, Sportverband DJK und die Gemeinschaft der Katholischen Männer (GKMD).