Hoffnungsbild - 31. März 2021 -
Mittwoch der Karwoche
Bildbetrachtung:
Lassen Sie das Bild einige Minuten auf sich wirken.
Was sind Ihre ersten Gedanken zu diesem Bild?
Was fällt Ihnen auf oder ein?
Was verbinden Sie mit dem Wort „trotzdem“?
Verwenden Sie dieses Wort selbst auch?
Wenn ja, in welchen Situationen?
Wenn nein, warum nicht?
Gedanken zum Bild:
„Was hilft Ihnen denn, gerade in dieser verrückten Zeit, den Kopf eben nicht in den Sand zu stecken
und nicht zu verzweifeln, zuversichtlich zu bleiben und daran zu glauben, zu hoffen, dass es wieder
besser und anders wird?“ – fragte ich eine Trauernde am Telefon, nachdem sie mir erzählte, dass
diese lange Zeit der Distanz und des Abstandes, der Isolation und der Trauer ihr zu schaffen mache
und sie sehr hoffe, dass es bald wieder besser wird.
Nachdenkliches Schweigen am Telefon. „Hm“, sagte die Frau, „das ist eine gute Frage!
Vielleicht hilft es mir, trotz allem nicht den Mut zu verlieren!“
Da war es wieder. Das Wort „trotzdem“, das mir in dieser Zeit schon einige Male begegnete.
Trotz-dem, trotz allem, trotzdem….
Im Auf und Ab der Gefühle, der eigenen Lebenssituation, der Trauer, die nur schwer Raum findet in
dieser Zeit, in der Begegnungen und Treffen mit anderen Menschen, Besuche in den Trauercafés
nur schwer oder gar nicht möglich sind. In diesem Auf und Ab der Gefühle kann dieses Wort eine
Hilfe sein. Oder?
Hoffnungsgedanke und Impuls zur Lesung des Tages:
„Trotzdem“ – dieses Wort und das Telefongespräch kamen mir wieder in den Sinn, als ich
'die Lesung des heutigen Tages aus dem Buch des Propheten Jesaja, las.
Auch hier ein Auf und Ab der Gefühle. Die Schilderung von Leid auf der einen Seite und das
tiefe Vertrauen in Gott auf der anderen Seite.
In der Bibel lesen wir heute im Buch des Propheten Jesaja (Jes 50, 4-9a) oder hier.
Da herrscht tiefes Leid und trotzdem eine unerschütterliche Zuversicht auf Gottes Hilfe.
Ich bewundere das und frage mich, ob ich das auch schon so erlebt habe?!
Wie gehe ich mit Leid und Verzweiflung um?
Was kann mir da eine Hilfe sein?
Wie komme ich da wieder raus, ohne dass die Verzweiflung übermächtig wird?
Kann mir das Wort trotzdem da eine Hilfe, eine Brücke sein?
Trotzdem lachen, weil man dem Widrigen so trotzen kann und mit einer größeren
Gelassenheit durchs Leben geht.
Trotzdem hoffen, weil man so der Hoffnungslosigkeit trotzen kann und sie im Keim
erstickt wird und man so an der Sinnhaftigkeit und an einem vielleicht doch positiven
Ausgang festhalten kann.
Trotzdem glauben, weil man den schweren Momenten, die uns hadern lassen so trotzen
kann und man spürt, dass man nicht alleine ist. In der Bibel gibt es viele Schilderungen,
Erlebnisse und Momente dieser Art.
Selbst Jesus erging es so. Am Kreuz haderte er mit seinem Gott: „Mein Gott, mein Gott,
warum hast du mich verlassen?“ Und trotzdem schenkte er seinem Gott ein tiefes Vertrauen
und rief: „In deine Hände lege ich meinen Geist.“
Dem trotzen, was einem das Leben schwer macht und trotz allem an das Gute glauben und
immer wieder Vertrauen haben, weil es im Sterben und Tod trotzdem immer auch um Leben
geht! Um mein Leben – um dein Leben!
Lebe es – trotzdem!
Trotzdem
trotz
dem
trotz
all
dem
trotz all dem Dunklen,
Unheilvollen, Verstörenden
trotz allem Schmerzlichen
und Traurigen
trotz aller Ängste, Sorgen und Zweifel
trotz alledem
so viel Licht und Segen
wie möglich
so viel Liebe und Geborgenheit
wie möglich
so viel Freude und Lachen
wie möglich
in allem was kommen mag
Dem Dunkel trotzen mit Licht
den Verwundungen trotzen mit Heilen
dem Verstörenden trotzen mit Hoffen
den Tränen trotzen mit Lachen
dem Zerstörerischen trotzen mit Leben
Das Frohe und Helle verbreiten
das Heitere und Trostvolle weitergeben
das Wärmende und Belebende teilen
das Gute und Heilsame stärken
das Mögliche nehmen und Gestalten
Jutta Respondek
Altkatholische Gemeinde Bonn