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Im Spotlight
Glaube und Leben

Bibellese

Sonntag, 9. Oktober, Psalm 109

Gott will heilen

In der Bibel finden sich Rachepsalmen. Wenn wir beten, brauchen wir Ehrlichkeit. Was uns religiös, moralisch oder politisch unerlaubt erscheint, kann vor Gott ausgesprochen werden. Ich kenne die Schadenfreude, wenn sich jemand, der sich falsch verhalten hat, blamiert. Ich kenne die Nächte, in denen ich vor Selbstmitleid nicht schlafen kann. Vielleicht müssen wir uns hinsetzen und die ganze Wut in Form eines „Rachepsalms“ niederschreiben. Unterdrückten Zorn, den wir uns vielleicht selbst nicht eingestehen, kann Gott nicht heilen. Gott will aber heilen und segnen.

Montag, 10. Okt., Jeremia 44, 15–30

Das Gericht ist nicht aufzuhalten

Das Volk weiß in Ägypten nicht mehr weiter. Die Warnungen Jeremias wurden in den Wind geschlagen. Und man erhofft sich Rettung von alten magischen Handlungen. In vielen Variationen findet sich im alten Orient die Verehrung der Himmelskönigin. Mit Trankopfern oder Küchlein will man die Gunst dieser Göttin gewinnen. Nichts hat das Volk gelernt aus der Tempelrede Jeremias. Das Gericht ist nicht aufzuhalten, auch nicht in Ägypten. Der Pharao Hofra wird von den Babyloniern unterworfen werden, da hilft kein Opfer an die Himmelsgöttin. Ein Häuflein, dem Schwert entronnen, wird nach Juda zurückkehren.

Dienstag, 11. Okt., Jeremia 45, 1–5

Schwacher Hoffnungsschein

Dem Schreiber Baruch geht es nicht gut. Gott bestätigt, wie schlimm es um das Volk in Juda steht. So spricht der Herr: Siehe, was ich gebaut habe, das reiße ich ein, und was ich gepflanzt habe, das reiße ich aus, nämlich dies mein ganzes Land. Nur die Aussicht zu überleben, bleibt für Baruch. Niemand weiß, wie es weitergeht. Wir haben uns oft genug unseren Weg nicht ausgesucht, aber wir müssen ihn gehen. Und sehen den schwachen Schein der Hoffnung am Horizont, Gott lässt Baruch am Leben, und seine Schriftrolle wird gelesen werden.

Mittwoch, 12. Oktober, Klagelieder 1. 1–11. 17–22

In der Klage steckt Hoffnung

Dem Propheten Jeremia werden die Klagelieder zugeschrieben. Sie fangen die Situation nach der Zerstörung Jerusalems 586 durch Nebukadnezar ein. Im Stil der jüdischen Totenklage sind sie abgefasst. Heute könnten Menschen in Syrien so über Aleppo klagen. Hungernde suchen nach Nahrung, alle öffentlichen Einrichtungen sind zerstört. Die Klagenden erkennen, dass sie in die Irre gegangen sind, dass ihre eigene Schuld zum Elend geführt hat. Jerusalem ist wie eine unreine Frau geworden. Und in der Klage steckt die Hoffnung. Wer klagt, hat ein Gegenüber und hofft darauf, dass dieses eingreift.

Donnerstag, 13. Oktober, Klagelieder 3, 1–33

Leid einen Namen geben

Kann man Aussichtslosigkeit besser beschreiben: In die Finsternis geführt werden, auf einen Kiesel beißen, der Weg zugemauert, ein Pfeil steckt in den Nieren, die Haut ist alt geworden … Die Bilder sprechen. Und wer je unter einer Depression gelitten hat, der weiß: Ein Weg hinaus aus der Finsternis ist es, solche Bilder zu finden, endlich dem Leid der Seele einen Namen geben zu können. Und dann geht manchmal in der Finsternis ein Licht auf, und wir können mitsprechen: Die Güte des Herrn ist’s, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß.

Freitag, 14. Okt., Klagelieder 3, 34–66

Aufruf zur Selbsterkenntnis

„Sie haben mein Leben in der Grube zunichtegemacht und Steine auf mich geworfen“, so ist es Jeremia ergangen. Der Gerechte klagt, denn ihn betrifft das Unheil, das Böse wie den Ungerechten. Und er fühlt mit den Unschuldigen, den Töchtern des Landes. Wer steht hinter dem Unheil, das über die Stadt Jerusalem und ihre Bewohner kommt? Der Beter ruft zur Selbsterkenntnis auf: „Ein jeder murre wider seine Sünde!“ Das ist der Weg, dass die Klage Gehör findet. Das Bekenntnis der eigenen Schuld öffnet die Augen. Das Gebet wird erhört. Der Herr beendet das Treiben der Feinde.

Samstag, 15. Okt., Klagelieder 5, 1–22

Aufschrei an Gott

Worte, die heute aus den Kriegsgebieten unserer Zeit zu uns herüberdringen. Es sind Schilderungen von Menschen, bei denen jede Form von Ordnung zerbrochen und auf den Kopf gestellt worden ist. Und was für die Menschen eines Landes gilt, das ist dann ganz leicht auch auf die Situation von einzelnen Menschen herunterzurechnen. Gedenke – das ist ein Aufschrei an Gott: „Führe dir vor Augen, Gott, wie es uns geht! Nimm es wahr und mache es dir bewusst!“ So haben Menschen vor 2500 Jahren, die ganz unten sind, gerufen. Ludger Mandelbaum

Veröffentlichung der Bibellese mit freundlicher Genehmigung des "Evangelischen Kirchenboten"

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