Bundesweit einmaliges Busfahrerprojekt sichert ÖPNV als
wichtigen Eckpfeiler
künftiger Mobilitätskonzepte - Es ist eine
vielversprechende Chance für den Erhalt und Ausbau des öffentlichen
Personennahverkehrs (ÖPNV) in der gesamten Region: Mit einem bundesweit bislang
einmaligen Projekt stellt sich das Jobcenter Mayen-Koblenz in enger Kooperation
mit dem Verkehrsverbund Rhein-Mosel (VRM) und den Arbeitgebern DB Regio Bus, Transdev,
Koblenzer Verkehrsbetriebe, Ahrweiler Verkehrsgesellschaft und Westerwaldbus
dem Fachkräftemangel in der Mobilitätsbranche. Dabei werden Menschen, die Anspruch
auf Arbeitslosengeld II haben, innerhalb von nur vier bis zwölf Monaten zu Busfahrern
ausgebildet. Finanziert wird die Busführerscheinausbildung zu gleichen Teilen
durch das Jobcenter Mayen-Koblenz sowie das jeweilige Busunternehmen, an das
sich der Fahrer für mindestens zwei Jahre vertraglich bindet. Seit Beginn des
Projekts im Jahr 2019 konnten so bereits 7 von 17 Teilnehmern in Arbeit
vermittelt werden. 50 weitere geeignete Personen sind aktuell an der Ausbildung
interessiert, darunter auch viele Flüchtlinge.
„Die
Landkreise und kreisfreien Städte sind Aufgabenträger für den öffentlichen Personennahverkehr.
Der Landkreis Mayen-Koblenz hat daher gemeinsam mit dem Verkehrsverbund
Rhein-Mosel ein neues Linienkonzept für das Kreisgebiet entwickelt, das im
Dezember 2021 an den Start gehen wird. Die Fahrgäste erwartet eine deutliche
Steigerung der Qualität, denn die Planungen sehen unter anderem mehr Busse,
attraktivere Linien und eine bessere Taktung vor“, sagt Landrat Dr. Alexander
Saftig und betont nicht zuletzt in seiner Funktion als Vorsitzender der
VRM-Gesellschafterversammlung, dass all das auch eine ausreichende Anzahl an
Fahrpersonal erfordert.
Das
vorbildliche Projekt des Jobcenters Mayen-Koblenz trage dazu bei, dass der Mehrbedarf
an Fachpersonal kompensiert wird, erläutert der Erste Kreisbeigeordnete
Burkhard Nauroth. „Wir stellen uns der gesellschaftlichen Verantwortung und verhelfen
Menschen mit Anspruch auf Arbeitslosengeld II zu einer langfristigen
beruflichen Perspektive. Gleichzeitig unterstützen wir weit über das Kreisgebiet
hinaus den ÖPNV als wichtigen Eckpfeiler zukünftiger Mobilitätskonzepte“, sagt
Nauroth und betont, dass dies ein Gewinn für alle Beteiligten sei.
Allein im
Großraum Koblenz fehlen den Busunternehmen rund 200 Busfahrer, macht Stephan
Pauly, Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Rhein-Mosel, deutlich.
Deutschlandweit seien es laut einer Umfrage des Bundesverbandes Deutscher
Omnibusunternehmer sogar gut 4400 in mittelständischen Betrieben – ganz zu
schweigen von den mehr als 30.000 Fahrern, die in den kommenden 10 bis 15
Jahren altersbedingt ausscheiden werden.
Die am
Projekt beteiligten Busunternehmen haben die Zeichen der Zeit längst erkannt –
und auch, dass es zielführender ist, sich gemeinsam der Herausforderung zu
stellen. Statt zu konkurrieren arbeiten sie seither in einem Bündnis mit dem
Jobcenter Mayen-Koblenz und dem VRM gezielt daran neue Busfahrer zu
rekrutieren. Unterstützt werden sie dabei vom staatlich anerkannten Weiterbildungsträger
Arbeit & Leben aus Mainz, der in der Vergangenheit in einem ähnlichen Projekt
bereits Erfahrungen mit der Vermittlung von Flüchtlingen in Arbeit gesammelt hat.
Wichtigste
Voraussetzung für Teilnehmer des Projektes ist ein in Deutschland anerkannter
Pkw-Führerschein. Zudem sollten die Bewerber gute Deutschkenntnisse vorweisen
können. Flüchtlinge und andere Bewerber mit Migrationshintergrund besuchen
daher regelmäßig einen Sprachkurs, um sich später gut mit den Fahrgästen verständigen
zu können. Nach einem Praktikum in einem der Busunternehmen, denen das
Jobcenter auf Wunsch auch interkulturelle Schulungen anbietet, starten die
Teilnehmer mit der Busführerscheinausbildung. Parallel zum Sprachkurs erhalten
sie ein Training in Fachsprache zur Vorbereitung für eine Prüfung bei der Industrie-
und Handelskammer. „Die IHK-Prüfung für die beschleunigte Grundqualifikation
für Busfahrer im Personenverkehr ist notwendig, um im gewerblichen
Personenverkehr tätig sein zu können. Gecoacht und begleitet werden die
Teilnehmer dabei durch die Mitarbeiter des etablierten Integrationsprojektes
LQA – Leben, Qualifizieren, Arbeiten – des Jobcenters“, berichtet Rolf Koch,
Geschäftsführer des Jobcenters Mayen-Koblenz. Grundsätzlich, so betont Koch
noch einmal ausdrücklich, richtet sich das Busfahrerprojekt aber an alle Arbeitslosengeld-II-Empfänger:
„Besonders angesprochen sind auch Frauen, da die Arbeitsschichten gerade für Mütter
attraktiv sein können“.
Das
Busfahrerprojekt ist aus Sicht aller Akteure nicht nur erfolgversprechend,
sondern besitzt auch Vorbildcharakter. Künftig sollen weitere Jobcenter durch
aktive Vernetzung für das Projekt gewonnen werden. Schon jetzt gibt es erste
Interessenten.
Zusatzinfo:
Der staatlich anerkannte
Weiterbildungsträger Arbeit & Leben begleitete von 2016 bis 2018 im Auftrag
des IQ Netzwerks Rheinland-Pfalz in Mainz die Teilnehmer des Modellprojekts
„BRÜCKE in den Arbeitsmarkt“, bei dem knapp 30 Geflüchtete als Busfahrer qualifiziert
und vermittelt wurden. Beim Busfahrerprojekt des Jobcenters Mayen-Koblenz begleitet
und berät Arbeit & Leben die Projektbeteiligten und bietet den
Verkehrsunternehmen auf Wunsch interkulturelle Schulungen und Coachings an.
Diese Aufgabe nimmt der Bildungsträger erneut im Rahmen des IQ Netzwerks
Rheinland-Pfalz als Teil des Förderprogramms "Integration durch Qualifizierung
(IQ)" wahr. Das Förderprogramm IQ zielt auf die nachhaltige Verbesserung
der Arbeitsmarktintegration von Erwachsenen mit Migrationshintergrund ab.