Initiativen für mehr biologische Vielfalt tauschen sich aus
Zahlreiche
Initiativen aus dem Landkreis Mayen-Koblenz haben sich das Ziel gesetzt, ihre
Heimatgemeinden wieder blütenreicher und freundlicher für Mensch und Tier zu
gestalten. Bei einem Treffen im Rahmen des Projektes "Mehr als nur
Grün" des Landkreises Mayen-Koblenz und der Stadt Koblenz trafen sich
Initiativen aus Kehrig, Nachtsheim, Spay und Bell zum gemeinsamen Austausch.
Gastgeber des
Treffens war die Initiative „Kehrig summt“, die bereits über viel Erfahrung in
der Anlage von Biodiversitätsflächen in der Gemeinde verfügt. Ein Spaziergang
durch den Ort führte zu verschiedenen Projekten, die in den letzten Jahren
verwirklicht wurden. Die neuste Fläche entsteht gerade an der Elztalhalle, der
Mehrzweckhalle des Ortes, und steht unter dem Motto „VEREINT ARTENVIELFALT
SCHAFFEN“. Hier wird ein Teil des Schotterparkplatzes in ein blühendes Biotop
umgewandelt. Umgeben von einer Trockenmauer entsteht ein Standort mit naturnaher,
insektenfreundlichen Bepflanzung. Die Bepflanzung soll im Herbst erfolgen, das
Beet selber ist schon vorbereitet. Besonderer Wert wurde dabei auf heimische
Materialien gelegt. Die Einfassung besteht aus recyceltem Tuffstein, die
Basaltsteine, die Eidechsen ein zu Hause bieten sollen, waren früher in Straßen
verbaut und das Holz, welches Lebensraum für Tiere bietet, stammt aus dem
Kehriger Wald. Besonders freute sich Iris Fuhrmann, Initiatorin von „Kehrig
summt“, über die zahlreiche Unterstützung aus den Vereinen des Ortes: „Die
Beteiligung bei der Umsetzung des Projektes zeigt, dass das Anliegen unserer
Initiative, die biologische Vielfalt zu fördern, in Kehrig immer mehr an
Rückhalt gewinnt.“ Insgesamt haben 25 Personen in Kleingruppen, Corona-konform
an dem Beet aktiv mitgearbeitet.
Vor dem
Gemeindebüro wurde in 2018 ein Blumenschotterrasen angelegt. Relativ tritttolerante,
trockenheitsliebende und robuste Pflanzen wurden dort eingesät. Nachdem sich
diese Fläche in den beiden letzten Jahren bei extremer Trockenheit und Hitze
nur sehr schlecht entwickeln konnte, ist jetzt ein bunter Teppich an Pflanzen
zu sehen: tiefrote Kathäuser Nelken stehen neben blauen Berg-Sandglöckchen
sowie weißem und gelbem Sedum. Ähnliche Erfahrungen haben auch die anderen
Initiativen gemacht: Die Entwicklung von Blühflächen hängt von vielen Faktoren
ab, sodass sich diese nicht immer vorhersagen lässt. Hier ist Geduld und
Durchhaltevermögen bei den Verantwortlichen in der Gemeinde und auch Toleranz
der Mitbürger gefragt. „Die Natur braucht Zeit sich zu entwickeln und darf oder
muss auch einmal unordentlich aussehen. Dafür wird man am Ende meist mit
wunderschönen mehrjährigen Blühflächen und regem Treiben der Insekten belohnt“,
erklärt Rüdiger Kape, Koordinator der integrierten Umweltberatung im Landkreis
Mayen-Koblenz.
Auf dem
Friedhof in Kehrig wurde das Projekt „Paradiesischer Friedhof in Kehrig“ von
Anni Keiffenheim vorgestellt, für welches sich der Gemeinderat einstimmig
ausgesprochen hatte. Der nun umgestaltete Teil des Friedhofes wurden vor vielen
Jahren als Erweiterungsfläche angelegt, aber bisher nicht benötigt. Anstatt
diese Bereiche ständig nur zu mähen und als Rasenfläche zu pflegen, hat man
sich entschlossen, hier regionales Wiesensaatgut auszubringen. Zusätzlich
wurden einzelne Sträucher wie heimische Rosen, Salweiden und Geißblatt gesetzt,
um Insekten über alle Jahreszeiten hinweg einen breiten Speiseplan zu bieten.
Neben den Nahrungsräumen sind Insekten auch auf Räume für die Brut und zum
Überwinter angewiesen. Als Winterquartier sollten deshalb immer Teile der
Wiesen nicht gemäht werden und als Unterschlupf erhalten bleiben.
Am Ende des
Rundganges wurden zwei neu angelegte Streuobstwiesen mit heimischen Obstsorten
und blütenreichen Wiesen besichtigt. Die Frage der Mahd, die alle Initiativen
immer wieder beschäftigt, wurde hier intensiv erörtert. Am besten ist eine Mahd
mit einem Balkenmäher, der anders als ein Mulchgerät nicht alles kurz und klein
schlägt, sondern den Tieren der Wiese ein Überleben ermöglicht. Dies ist
insbesondere dann gewährleistet, wenn die Mahdhöhe auf 10 Zentimeter und mehr
eingestellt ist und die Mahd abschnittweise erfolgt, um nicht mit einem Schlag
alle Nahrungs- und Lebensräume der Insekten zu zerstören. Alle Anwesenden waren
sich einig den Austausch fortzuführen und voneinander zu lernen und beim
nächsten Mal eine andere engagierte Gemeinde des Landkreises zu besuchen.