Im
Durchschnitt isst ein Mensch in Deutschland rund 9 Kilogramm Schokolade pro
Jahr. Gerade jetzt in der Weihnachtszeit nimmt der Schokoladenkonsum deutlich
zu. Da der Landkreis Mayen-Koblenz Fairtrade-Landkreis ist, fand kürzlich ein
Workshop zum Thema „Faire Schokolade“ mit dem Referenten Achim Trautmann,
Regionaler Fachpromotor für öko-soziale Beschaffung, statt. Die Teilnehmer − Mitarbeitende der Kreisverwaltung − haben viel über Herkunft, Kakaoanbau
und Schokoladenherstellung gelernt. Die wichtigste Frage aber war: Warum
sollten wir überhaupt Fairtrade Produkte kaufen? Hierfür gibt es zahlreiche
Gründe.
Kakao wird
zum Großteil (etwa 75 Prozent) von Kleinbauern in Westafrika angebaut. Weitere
kleinere Anbaugebiete gibt es in Südamerika und Indonesien. Dabei kommt es
häufig zu Menschenrechtsverletzungen. Die Löhne der Kakao-Bauern liegen oft
unter der Armutsgrenze und nur 6 Prozent des Verkaufspreises der Schokolade
kommen überhaupt bei ihnen an, denn den größten Teil verdienen die Supermärkte
der nördlichen Industriestaaten. Zudem herrscht in vielen Anbaugebieten Kinder-
und Zwangsarbeit. Dies hat zur Folge, dass die Kinder in den meisten Fällen
keine Schule besuchen und somit über eine mangelnde Schulbildung verfügen.
Auch die
Umweltzerstörung in den unterschiedlichen Anbauregionen darf nicht vergessen
werden. Sehr viele Bauern nutzen Pestizide – die teilweise sogar in Europa
verboten sind – und bauen ihre Pflanzen in einer Monokultur an. Das führt zu
einer starken Schädigung der Böden. Hinzu kommt, dass eine Schutzausrüstung für
die Menschen beim Umgang mit den Pestiziden meist zu teuer ist, ebenso wie eine
Schulung zur korrekten Verwendung von Pestiziden. Gewässer werden vergiftet,
Menschen werden krank und die biologische Vielfalt wird zerstört.
Zum Schutz
von Mensch und Natur, wurden spezielle Fairtrade-Standards geschaffen. Diese
sind bindend für die Kleinbauernorganisationen, Plantagen und Unternehmen
entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Die Standards umfassen soziale,
ökologische und ökonomische Kriterien. Fairtrade ist keine Handelsorganisation,
sondern vergibt „Label“ für die Einhaltung dieser Standards. Darüber hinaus
gibt es weitere Siegel, die ihre Priorität auf jeweils andere Schwerpunkte
setzen. Das GEPA Siegel steht für faire Handelsbedingungen und soziale
Standards. GEPA ist ein
Handelsunternehmen und zeichnet sich durch langfristige sowie häufig direkte
Lieferbeziehungen aus. Allerdings liegt der Schwerpunkt hier auf den
ökonomischen und sozialen Standards. Ein weiteres Logo ist Naturland Fair.
Dieses wird von einem basisdemokratischen Bauernverband herausgegeben und legt
sein Hauptaugenmerk auf die ökologischen Standards. Das Naturland Fair und GEPA
Siegel kommen häufig gemeinsam vor. Auch die Rainforest Alliance hat ein
Fairtrade-Label ins Leben gerufen. Dieses verfolgt als Hauptziel den Schutz des
Regenwaldes und steht für die Förderung sozialer sowie ökologischer
Anstrengungen. Es sollen schon von Anfang an bei den Farmen und Wäldern
verantwortungsbewusste Entscheidungen getroffen werden und das bis in den
Supermarkt.
Allen
Teilnehmern des Workshops wurde die Komplexität des Themas „Fairer Handel“
bewusst. Außerdem bestand großes Interesse daran, das Thema auch in Zukunft
weiter zu vertiefen.