Nach dem
verheerenden Hochwasser im Juli 2021 möchte der Landkreis Mayen-Koblenz die
Vorwarnzeiten an den Gewässern im Kreisgebiet bei künftigen
Starkregenereignissen verlängern. Einen entsprechenden Beschluss hat der
Kreistag im vergangenen Jahr gefasst. Durch zusätzliche Pegel-Messstellen
sollen frühzeitige Hilfs- und Schutzmaßnahmen früher eingeleitet und dadurch
Menschenleben und materielle Schäden verhindert werden.
Da
Meteorologen Starkregen zwar vorhersagen, jedoch nicht abgrenzen können, wo
genau die Wassermassen niedergehen, ist die Bedeutung von lokalen
Hochwasserpegeln sehr wichtig. Diese können den Anstieg der Wasserstände an den
Gewässern, insbesondere an wichtigen Zusammenflüssen einzelner Bachläufe und
oberhalb von betroffenen Ortslagen kontinuierlich messen und automatisch
entsprechende Warnmeldungen an die zuständigen Stellen senden. Damit könnten
die Katastrophenschutzeinheiten, Feuerwehren und viele weitere Institutionen
sowie die Bevölkerung frühzeitig gewarnt werden.
Bisher gibt
es im gesamten Kreisgebiet außer den Pegeln an Rhein und Mosel aber nur drei
solcher Messstellen: Zwei an der Nette in den Bereichen Nettegut und Burg
Wernerseck sowie eine am Baybach in Burgen. In der Hochwasserpartnerschaft
Mayen-Koblenz wurde deshalb die Arbeitsgruppe „Pegel“ eingerichtet, der neben
Vertretern des Kreises und aller Städte und Verbandsgemeinden Feuerwehr,
Katastrophenschutz, Wasserwirtschaftsverwaltung und die Hochschule Koblenz angehören.
Dabei waren alle Kommunen aufgefordert, auf Grundlage ihrer Ortskenntnis, wie
zum Beispiel Zusammenflüssen von verschiedenen Gewässern oder gefährdeten
Ortslagen, Vorschläge für zusätzliche lokale Pegel für die Hochwasservorsorge
einzureichen. Um frühzeitig Hinweise von den Zuflüssen und Oberläufen der durch
den Landkreis fließenden Gewässer zu erhalten, werden auch die an den Landkreis
angrenzenden Städte und Verbandsgemeinden ebenfalls um Benennung entsprechender
Standorte für lokale Hochwasserpegel gebeten.
Mitglied der
Arbeitsgruppe ist unter anderem. Prof. Dr. Lothar Kirschbauer von der
Hochschule Koblenz, der den Wiederaufbau an der Ahr wissenschaftlich begleitet.
Er wird sich zusammen mit seinen Studierenden unter anderem im Rahmen einer
Masterarbeit damit auseinandersetzen, ob die vorgeschlagenen Standorte für
zusätzliche Messstellen geeignet sind. Mit dem Ergebnis wird im Sommer
gerechnet. Dann wird feststehen, welche Vorschläge die notwendigen
Vorwarnzeiten sicherstellen und in die Umsetzung gehen können. Organisatorisch
begleitet werden die Kommunen vom Informations- und Beratungszentrum
Hochwasservorsorge Rheinland-Pfalz. Der gewässerkundliche Dienst bei der SGD
Nord hat ebenfalls seine Unterstützung zugesagt.
Das Land
betreibt ein amtliches gewässerkundliches Netz aus derzeit rund 150 Pegeln, an
denen alle 15 Minuten der Wasserstand gemessen und der Abfluss berechnet wird.
Darüber hinaus werden an anderen Stationen Niederschläge und weitere
meteorologische Werte gemessen. Die aktuellen Wasserstände und Abflüsse,
langjährige Haupt- und Extremwerte und weitere Informationen aller Landespegel
werden im Wasserportal des Landes unter https://wasserportal.rlp-umwelt.de/servlet/is/8181/ veröffentlicht. Der
Hochwassermeldedienst des Landes gibt auf seiner Webseite www.hochwasser-rlp.de die Daten vieler gewässerkundlicher Pegel auch an kleineren Gewässern
sowie die Daten der Messstellen an den Bundeswasserstraßen heraus.