Die große Herausforderung eines zukunftsfähigen öffentlichen
Personennahverkehrs (ÖPNV), insbesondere im ländlich geprägten Raum liegt vor
allem darin, Lösungen für den sich abzeichnenden demografischen Wandel und das
sich ändernde Mobilitätsverhalten der Bevölkerung zu finden. „Nichts zu tun und
das alte ÖPNV-Angebot einfach weiterlaufen zu lassen, war daher nie eine
Option“, sagt Landrat Dr. Alexander Saftig und bricht eine Lanze für den
Grundgedanken des neuen ÖPNV-Konzeptes, das, unabhängig von erheblichen Start-Problemen
mit dem Verkehrsunternehmen Transdev, erklärt werden soll.
Mit dem neuen Linienbündelungskonzept wird eine umfassende Verbesserung
zum bisherigen Nahverkehrsangebot im Landkreis angestrebt. Grundlage dafür ist
das ÖPNV-Konzept des Landes Rheinland-Pfalz, das unter anderem den Wünschen der
Menschen nach mehr und besserer Mobilität sowie den gestiegenen Ansprüchen der
Fahrgäste an einen erweiterten Fahrplan, an neue Verbindungen und an eine
gehobene Fahrzeugausstattung bei den Bussen Rechnung trägt. „Auf dieser Basis
wurden sämtliche Buslinien vom Verkehrsverbund Rhein-Mosel geplant. Die Pläne
hat die Verwaltung eng mit den Kommunen im Landkreis abgesprochen und mit den
Schulen abgestimmt. So konnte unsere Fachabteilung bestmöglich auf die an uns
herangetragenen Wünsche eingehen“, berichtet der Landrat.
Getreu den Richtlinien des rheinland-pfälzischen ÖPNV-Konzepts haben sich
die Planungen für die neuen Busverbindungen im Landkreis Mayen-Koblenz nicht am
Bestand orientiert, sondern es wurde alles komplett neu konstruiert. Dabei
wurde der Schülerverkehr vollumfänglich in den Linienverkehr integriert.
Vertaktete Linien haben nach Möglichkeit einheitliche Linienwege und sind so
konzipiert, dass sie Anschlussfahrten in beide Richtungen ermöglichen. Und nicht
zuletzt werden touristische Ziele besser angebunden. „Denn neben einem besseren
Nahverkehrsangebot für Pendler und Schüler sowie für Menschen, die den Bus zum
Einkaufen oder für Arztbesuche nutzen, bieten wir fortan auch eine attraktive
Alternative für Touristen und Einheimische, die mit sogenannten Freizeitbussen
Attraktionen und sehenswerte Ziele in unserem schönen Landkreis, wie etwa die
Burg Pyrmont, das Schloss Bürresheim oder auch zahlreiche Traumpfade und
Traumpfädchen, leicht erreichen können“, betont Landrat Saftig.
Geht es um das neue ÖPNV-Angebot im Landkreis Mayen-Koblenz, fällt immer
wieder der Begriff des Linienbündelungskonzeptes. Die Idee dahinter ist so
simpel wie sinnvoll: Nachdem alle Buslinien einzeln definiert wurden, sind
daraus Pakete mit mehreren Linien geschnürt worden, die unter anderem aufgrund
der Linienführung zusammenpassen – die sogenannten Linienbündel. Im Landkreis
Mayen-Koblenz gibt es insgesamt fünf Linienbündel: „Maifeld“, „Linke
Rheinseite“, „Pellenz“, „Rechte Rheinseite“ und „Vordereifel“. Ein wesentliches
Ziel bei der Bündelung von Linien ist die Vermeidung von „Rosinenpickerei“.
Denn gäbe es keine Linienbündelung, könnten Verkehrsunternehmen einzelne
wirtschaftlich attraktive Linien selbst betreiben. Und die ertragsschwachen
Buslinien müssten hoch bezuschusst werden, da ansonsten kein Unternehmen diese
Linien betreiben würde. „Damit ist glücklicherweise jetzt Schluss. Nachdem alle
in der Vergangenheit erteilten Konzessionen zum Ende des Jahres 2021
ausgelaufen waren, konnten die lange zuvor geplanten und europaweit
ausgeschriebenen neuen Linienbündel im Landkreis an den Start gehen“, erläutert
Landrat Dr. Alexander Saftig.
Das erklärte Ziel von Verkehrsverbund, Kreisverwaltung und Kommunen sowie
der politischen Kreisgremien war und ist es nach wie vor, den öffentlichen
Personennahverkehr in Mayen-Koblenz unter anderem durch häufigere Fahrten,
vertaktete Anschlussknoten und Freizeitlinien auf ein qualitatives und
quantitatives Niveau zu heben, das mit dem Individualverkehr konkurrieren kann.
Bis sich dieses Angebot durchsetzt, kann es erfahrungsgemäß mehrere Jahre
dauern. „Uns ist bewusst: Niemand verkauft von heute auf morgen sein Auto, weil
er nun auch mit dem Bus fahren könnte. Ganz ohne Auto wird es absehbar im
ländlichen Bereich auch zukünftig trotz des tollen Angebots nicht gehen. Doch
wenn eine Familie nur noch zwei statt fünf Autos im ´Fuhrpark´ hat und im
Bedarfsfall auf den ÖPNV ausweicht, ist das auch schon ein erster, wichtiger
Schritt“, erklärt Landrat Saftig. Auch ohne den chaotischen Start, der
zweifelsohne zu einem enormen Imageverlust des ÖPNV geführt hat, habe niemand
aus Verwaltung oder Politik erwartet, dass alle Busse von Beginn an ausgelastet
durch den Landkreis fahren würden. „Wir werden noch lange damit zu kämpfen
haben, das verlorene Vertrauen der Menschen zurückzugewinnen. Doch ich bin mir
sicher, dass sich die neuen Fahrpläne letzten Endes etablieren werden“, sagt
der Landrat und versichert zugleich, dass man das ÖPNV-Angebot dennoch
aufmerksam beobachten und gegebenenfalls evaluieren wird.
Hinweise und Anregungen zum Busverkehr im Landkreis Mayen-Koblenz nimmt
die Kreisverwaltung unter der Internetadresse
https://kurzelinks.de/Busbeschwerde entgegen.