Freitag, 20. Dezember 2024
Die Könige kommen
Wertvolle Fresken in einer kleinen Kapelle in Essingen in der Südpfalz
Die Heiligen Drei Könige huldigen dem Jesuskind auf den Knien seiner Mutter Maria. Das ist eines der in der christlichen Kunst oft auftauchenden Weihnachtsmotive und traditionelles Element von Weihnachtskrippen. Eine etwas ungewöhnliche Version dieser Szene hat eine Kapelle in der Südpfalz zu bieten.
Die heutige Wendelinuskapelle ist das älteste Gebäude in Essingen bei Landau. 1280 wurde das Gotteshäuschen, dessen Ursprünge noch älter sind, der Jungfrau Maria geweiht. So erklärt sich das Thema des in ihm bewahrten Kunstschatzes: Alsecco-Malereien aus dem 14. oder 15. Jahrhundert, die im Chorgewölbe einen Bilderbogen mit Motiven zur Geschichte Marias zeigen. Dargestellt sind neben dem Besuch der Heiligen Drei Könige unter anderem die Verkündigung der Geburt Jesu, der Traum des Josef, die Flucht nach Ägypten und der zwölfjährige Jesus im Tempel.
Eingearbeitet sind auch ortstypische Bezüge, etwa Details des Essinger Schlosses, das 1794 zerstört wurde. Und auch in der Szene mit den drei Gabenbringern gibt es einen orts- und zeitgeschichtlichen Bezug: Während zwei von ihnen in langen Mänteln erscheinen, tritt der dritte in kurzem Obergewand, eng anliegender Hose und Schnabelschuhen auf. Hier wurde der damalige Ortsherr und bischöfliche Oberamtmann Balthasar von Rosenberg in die Szene hineingemalt.
Das verrät eine Tafel außen an der Kapelle. Zudem erklärt sie, dass die Kapelle zu den mit der Jakobsmuschel als Wegzeichen geschmückten Kulturdenkmälern im europäischen Projekt „Sternenweg/Chemin des étoiles“ gehört. Die Bezeichnung „Sternenweg“ nimmt Bezug auf die Milchstraße am Nachthimmel, die frühen Jakobspilgern zur Orientierung diente. Die am irdischen „Sternenweg“ ausgezeichneten Bauwerke sollen heutige Jakobspilger zur kontemplativen Einkehr einladen.
Dass die Marien-Malereien so gut erhalten geblieben sind, liegt übrigens ausgerechnet am reformatorischen Eifer, der den Marienkult ablehnte: Nachdem 1556 Essingen zur evangelisch-lutherischen Konfession übergegangen war, wurden die Malereien übertüncht. Die Kalkschicht konservierte sie für die nächsten 400 Jahre bestens. Das Gebäude selbst allerdings wurde ab Mitte des 19. Jahrhunderts nicht mehr für Gottesdienstzwecke genutzt und diente danach unter anderem als Lagerraum.
1967 entdeckten zwei Essinger Abiturienten in dem heruntergekommenen Gemäuer den an einer bröckelnden Putzstelle sichtbar gewordenen Kunstschatz wieder. Der Fund wurde zwar an die zuständigen Stellen gemeldet, die Restaurierung kam jedoch erst in Gang, nachdem sich 1972 der Heimatverein St. Wendelinus gegründet hatte. Das Ergebnis aber war ein wieder höchst schmuckes Gebäude für Gottesdienste und kulturelle Veranstaltungen. Eigentümer sind heute die Gemeinden beider Konfessionen.
Die Wendelinuskapelle steht an der Landauer Straße 18 in Essingen. Eine Besichtigung kann mit dem Vorsitzenden des Heimatvereins, Wolfgang Volz, vereinbart werden.
Kontakt
Wolfgang Volz
Telefon (06347) 8365
w.volz@unser-essingen.de
www.heimatverein-st-wendelinus-essingen.de