Mittwoch, 20. November 2024
Engagierte Pioniere in Ausbildung
21 ehrenamtliche Frauen und Männer werden für Beerdigungsleitung in den Gemeinden geschult
„Wir haben 16 Friedhöfe in unserer Pfarrei Dahn und einen Ruheforst“, sagt Steffi Disque aus Hinterweidenthal. „Unsere Seelsorger können das nicht alles leisten.“ Für die ehrenamtlich in ihrer Pfarrei engagierte Frau ist das eine Motivation, sich jetzt zur ehrenamtlichen Leiterin von Begräbnisfeiern ausbilden zu lassen. Am 8. November setzte das erste Treffen in Speyer den offiziellen Auftakt für den Ausbildungskurs im Bistum.
„Wir sind gemeinsam Pioniere“, so begrüßte Liturgiereferent Clemens Schirmer im Speyerer Pastoral- und Priesterseminar St. German die elf Frauen und zehn Männer, die sich nun auf den einjährigen Ausbildungsweg machen. Von einem „historischen Moment“ sprach Kerstin Fleischer, Referentin für Hospiz- und Trauerseelsorge: Vor sechs Jahren habe die Bistumsleitung ein Konzept beauftragt, das Ehrenamtliche befähige, Trauergespräche zu führen und Beerdigungen zu leiten. „Wir brauchen diese Ausbildung, weil es Sie gibt – kompetente Frauen und Männer mit großen Begabungen“, so Fleischer.
In einer Vorstellungsrunde berichteten die Frauen und Männer von ihrer Motivation für diesen Dienst, von ihren bisherigen Aufgaben in den Pfarreien – aber auch von intensiven, eigenen Erfahrungen von Abschied und Trauer. Einige haben viel zu früh den Tod ihres Partners akzeptieren müssen. „Ich musste mein Leben völlig neu aufbauen. Aber ich habe dabei viel Gutes erfahren – das möchte ich jetzt an andere weitergeben“, sagt eine Kursteilnehmerin. Die Motivation, selbst erfahrenen Trost aus dem Glauben oder der Gemeinschaft anderen zu vermitteln, ist mehrmals zu hören.
Andere stehen kurz vor der Rente oder sind gerade in Pension gegangen – jetzt ist Zeit für eine neue, sinnerfüllte Tätigkeit. So empfindet es Norbert Brachtendorf aus Trippstadt, der als Gymnasiallehrer für Religion und Deutsch kürzlich in Pension ging: „Beerdigen ist ein sinnvoller und ganz wichtiger Dienst. Das ist ein Schlussakkord für ein ganzes Leben, daher sollte dies würdig sein.“ Als ehrenamtlicher Leiter will Brachtendorf dazu beitragen, dass das Leben von Menschen, ihre Leiden und Freuden, gewürdigt werden.
Dem pflichtet Steffi Disque bei, die sich einsetzen möchte, dass der Tod kein absolutes Tabuthema bleibt. „Über ihn wird nicht oder nur ungern geredet – aber das ist keine Lösung.“ Disque, die als Lehrerin tätig ist, möchte Halt vermitteln und ihre persönliche Überzeugung anbieten: „Am Kreuz Jesu kannst du dich festhalten.“
Viele der Frauen und Männer, die im neuen Kurs zusammen kamen, sind bisher schon Leiter von Wortgottesfeiern, Lektoren, Kommunionhelfer, Sakristane – oder auch Pfarrsekretärin. Das ist Simone Schneider aus der Pfarrei Waldfischbach, die im Pfarrbüro arbeitet und sich zusätzlich im Ehrenamt bei ihrem Arbeitgeber engagiert. „Das Pfarrbüro ist immer die erste Kontaktstelle für Trauernde. Ich glaube, ich habe einen guten Zugang zu den Menschen in dieser schweren Situation.“ Das Wichtigste sei für sie, dann Hoffnung und Kraft zu geben. „Es entsteht eine besondere Nähe zu den Trauernden.“
Mit Blick auf das „runde und umfangreiche Kursprogramm“ sprach Kerstin Fleischer augenzwinkernd von „ein bisschen Neid bei hauptamtlich tätigen Kolleginnen und Kolleginnen“, die bislang ohne solches Rüstzeug in diesen Dienst starten mussten. Regens Franz Vogelgesang, der im Bistum für die Ausbildung von Seelsorgerinnen und Seelsorgern Verantwortung trägt, sagte: „Wir planen, Ausbildungsinhalte aus diesem Kurs hier in die künftige Ausbildung von Hauptamtlichen zu übernehmen.“
Neben Franz Vogelgesang, Kerstin Fleischer und Clemens Schirmer zählt auch Bibelreferentin Walburga Wintergerst zum Ausbildungsteam. Sie stellte sich den 21 Teilnehmenden mit den Worten vor: „Ich werde Ihnen die Bibel näher bringen, einen großen Schatz ganz wunderbarer Trostworte, die uns in Zeiten von Abschied und Trauer guttun.“ Weitere Akzente in der Ausbildung der Ehrenamtlichen setzen die Theologen Dr. Andreas Braun, Dr. Alois Moos und Volker Sehy sowie die Psychologin Astrid Martin.
Der Kurs umfasst 25 Kurseinheiten zu je sechs Stunden. Inhaltlich werden persönliche Erfahrungen zu Sterben, Tod und Trauer reflektiert, theologische Themen etwa zu Gottesbildern, der Auferstehung Christi oder der Frage nach Gott und dem Leid behandelt und verschiedene liturgische Formen eingeübt. Gesprächsführung, organisatorische Dinge aber auch rechtliche Bestimmungen stehen ebenso im Lehrplan. Die Frauen und Männer lernen und üben außerdem das Verfassen und Halten einer Predigtansprache.
Mit einer praktischen Übung im November 2025 endet der Kurs. Daran schließt sich eine bischöfliche Beauftragung für den Beerdigungsdienst sowie die feierliche Einführung am Einsatzort an. Die Teilnehmenden dieses ersten Kurses kommen aus der Vorder-, West- und Nordpfalz. (Hubert Mathes)
Auskünfte bei Liturgiereferent Clemens Schirmer, Telefon 06232/102467, E-Mail:
liturgie@bistum-speyer.de