Mittwoch, 11. Dezember 2024
Was sollen wir also tun?
Da sein für andere, alles vom Anderen und seinem „Heil-Sein“ her denken und tun
Im Prinzip liebe ich Bedienungsanleitungen. Die Idee, etwas damit gangbar zu machen und dann bedienen zu können, finde ich prima. Außerdem kann es mit Stolz erfüllen, wenn man dank eines mitgelieferten Plans in die Lage versetzt wird, aus Tüten voller Schrauben und Stapeln von Brettern, ansehnliche Möbelstücke zusammenzubauen. Soweit die Theorie.
In der Praxis läuft das mit den Anleitungen allerdings nicht immer ganz so geschmeidig ab. Mal sind die Zeichnungen und Darstellungen schwer zu erkennen oder sogar widersprüchlich, mal sind die Texte und Beschreibungen schlichtweg unverständlich oder sogar unlogisch geschrieben und mal fehlen entscheidende Teile, ohne die das Ganze nicht funktioniert. In der Folge kann sich gehörig Frust anstauen, oder zumindest viel Zeit ins Land gehen, bis (hoffentlich) eine akzeptable Lösung gefunden wurde.
Die Leute, von denen im heutigen Evangelium die Rede ist, und die in Scharen zu Johannes dem Täufer an den Jordan gezogen sind, um sich taufen zu lassen, haben letztlich auch keinen richtigen Plan. Ihr Problem ist allerdings nicht, dass nichts geregelt bekommen oder nichts geschafft haben, ihnen ist vielmehr aufgegangen, dass sie in entscheidenden Bereichen ihres Lebens bisher auf dem Holzweg waren und etwas ändern und umkehren wollen. So lassen sie sich als Zeichen ihres Umkehrwillens von Johannes taufen.
Aber damit ist das Projekt „besserer Mensch werden“ noch nicht abgeschlossen. Im Gegenteil. Was sie brauchen ist ein konkreter Plan, eine Bedienungsanleitung, wie das gehen soll, ein besserer Mensch zu werden. „Was sollen wir also tun?“ hört man sie daher Johannes fragen.
Und so zählt Johannes einige Punkte auf, die es aus seiner Perspektive umzusetzen gilt. Zunächst ist da vom Teilen die Rede, bezogen auf Kleidung und Essen. Mit Blick auf Zöllner, die sich haben taufen lassen, betont er die Ehrlichkeit und Soldaten sollen niemanden misshandeln und erpressen und sich mit ihrem Sold begnügen.
„Was sollen wir also tun?“ ist auch eine gute Frage für unsere Tage. Beispielweise in kirchlichen Sparprozessen wird händeringend nach Plänen gesucht und um sie gerungen, wie trotz einbrechender Ressourcen kirchliches Leben und Seelsorge zukünftig am Leben erhalten werden kann. „Was sollen wir also tun?“ fragt man sich in der (Verteidigungs-) Politik, wenn sich Kriege ausweiten, oder alte Allianzen brüchig werden sollten. „Was sollen wir also tun?“, wenn der Klimawandel immer unaufhaltsamer wird und dennoch die Macht der Profiteure nicht kleiner wird. „Was sollen wir also tun?“, wenn die politische und soziale Spaltung unserer Gesellschaft so weitergeht und sich immer schwerer demokratische Koalitionen bilden lassen.
Jesus hat durch sein Leben einen Plan vorgelegt. Keine bis ins Kleinste ausgearbeitete Bedienungsanleitung, aber dennoch hat er eine klare Richtung vorgegeben und die heißt, den Menschen und damit Gott zu dienen. Jeder und jede Einzelne ist wichtig und wertvoll, unabhängig von Bildungsstand, finanziellem Status, Hautfarbe, Nationalität, Religion und Geschlecht. Der Weg zum besseren Menschen führt unweigerlich zum Mitmenschen.
Kirchliches und gesellschaftliches Leben muss daher immer vom anderen und dessen Wohl her denken und vor allem an Wendepunkten und Meilensteinen des Lebens spürbar präsent sein. (Thomas/Stephan)