Montag, 09. Dezember 2024
Eine alte Tradition
Christdeihen sind ein Traditionelles WeihnachtsGebäck in der Südpfalz
Sommertagsbrezel, Weckmännel, Osterlamm, Christstollen: Das sind spezielle Gebäcke zu den Festen im Jahreslauf. Brauchtumsforscher nennen sie auch Gebildebrote. Ein inzwischen selten gewordenes Gebildebrot ist die Deihe, die vor allem in der Süd- und Vorderpfalz sowie der angrenzenden rechtsrheinischen Kurpfalz zum Jahreswechsel gebacken wird.
Ursprünglicher Zweck der Gebildebrote ist der einer die Glückwünsche begleitenden Gabe. Die Bezeichnung rührt daher, dass ihre äußere Form in der Regel symbolische Bezüge hat. Die halbmondförmigen Deihen sollen ihren Empfängern „Gedeihen bringen“. Sie sind vom Ursprung des Brauchs her Neujahrsgaben für Kinder von deren Paten. Allerdings wurde im Laufe der Jahrhunderte der Schenktermin auf das Weihnachtsfest vorgezogen, wissen Volkskundler wie der aus Annweiler-Queichhambach stammende Helmut Seebach zu berichten. Deshalb heißt das Gebäck vielerorts auch „Christ-Deihe“ – oder im Volksmund gar „das Christei“.
In der südlichen Südpfalz aber blieben die Deihen bis heute „Deihen“ und gehören zum Neujahrsfest. Wenn auch nicht mehr nur als Geschenk, sondern auch als besonderes Backwerk zum allgemeinen Genuss. Das Zeitfenster des Verzehrs war wohl früher mancherorts schmal: „Die Daie ist ein sehr mürbes, an Eiern und Naturbutter hochprozentiges Hefegebäck, das nur in der Silvesternacht zwischen 11 und 1 Uhr zum Glühwein gegessen wird“, zitierte in den 1930er-Jahren der Volkskundler Ernst Christmann einen Berg-
zaberner Bäckermeister.
Etwas weiter geöffnet ist das Zeitfenster im heutigen Bad Bergzabern schon: Die Bäckerei Greiner verkauft sie vom Tag nach Weihnachten bis zum Jahreswechsel, berichtet Senior-Bäckermeister Gerd Greiner, dessen Sohn Jörg die 1913 gegründete Bäckerei in vierter Generation führt. Für den 84-jährigen Gerd Greiner haben die Deihen immer zum Jahreswechsel gehört. Zwar habe die Zahl der Bäckereien, die noch Deihen backen, abgenommen, und auch der Kundenzuspruch habe nachgelassen: „In der Woche nach Weihnachten haben wir in den 1960er-/1970er-Jahren noch gut 250 Stück abgegeben, heute sind es um die 60.“ Aber seine Begeisterung für das ganz spezielle Gebäck ist ungebrochen. Und weil er das Bewusstsein für die uralte Tradition aufrecht erhalten möchte, hat er vor Jahren schon ein ausführliches Infoblatt entworfen, das in der Deihen-Zeit auch in der Bäckerei und ihrer Zweigstelle aushängt.
Die Greinerschen Deihen werden „aus 80 Gramm Kranzkuchenteig“ hergestellt. Der Teig wird zu einem runden Fladen geformt, dann auf die Hälfte zusammengklappt, mit Eigelb bestrichen und goldbraun gebacken. Und die Form? „Ein altes Fruchtbarkeitssymbol, das schon die Römer mitgebracht haben“, sagt Gerd Greiner.
Kontakt:
Bäckerei Greiner
Marktstraße 1+58, Bad Bergzabern
Telefon (06343) 2468