Freitag, 20. Dezember 2024
Wird 2025 etwas ruhiger?
Ein Heiliges Jahr und ein neues Gesangbuch für die großen Kirchen
Nach zehrenden Reformdebatten und immer neuen Höchstzahlen bei den Austritten könnte es für die Kirchen im kommenden Jahr eine Atempause geben. Manche Dauerbaustellen bleiben allerdings auch 2025 erhalten.
Auf diese zwei Termine werden sich zumindest die Verantwortlichen der beiden großen Kirchen in Deutschland freuen. Bei den Protestanten hoffen sie darauf, dass im Herbst 2025 das neue evangelische Gesangbuch in die Erprobung gehen kann. Katholischerseits feiern sie die nächsten zwölf Monate das alle 25 Jahre stattfindende Heilige Jahr. Die Musik spielt dabei zwar in Rom, aber die Bistümer auch in Deutschland sind beteiligt: Mit Pilgern und Wallfahrten wolle man ein Zeichen der Hoffnung vermitteln – „und zwar über Konfessions- und Religionsgrenzen hinweg“, erklärte der Heilig-Jahr-Beauftragte der deutschen Bischöfe, Weihbischof Rolf Lohmann.
In Lohmanns Heimatbistum Münster endet möglicherweise im kommenden Jahr eine Ära. Bischof Felix Genn, der am 6. März 75 wird, hat nach 15 Jahren im Amt wie vom Kirchenrecht vorgesehen dem Papst seinen Rücktritt angeboten. Noch hat Franziskus darüber allerdings nicht entschieden. Bei den übrigen 26 Bistümern in Deutschland stellen sich derlei Fragen im kommenden Jahr nicht. Anders als in den vergangenen Jahren sind auch keine Bischofsstühle vakant und müssten neu besetzt werden.
Die Evangelische Kirche in Deutschland geht mit einer frisch gewählten Führung ins neue Jahr. Bischöfin Kirsten Fehrs bleibt nach der im November erfolgten Wahl durch die Synode, das Kirchenparlament, Ratsvorsitzende der EKD. Dieses Amt hatte sie zuvor bereits knapp ein Jahr lang kommissarisch inne, nachdem ihre Vorgängerin Annette Kurschus zurückgetreten war. Kurschus hatte damit auf Vorwürfe reagiert, mit einem mutmaßlichen Missbrauchsfall falsch umgegangen zu sein.
Aufarbeitung geht weiter
Die Aufarbeitung von Missbrauch: Sie ist und bleibt eine Dauerbaustelle bei den beiden großen Kirchen. Fehrs wird sich unter anderem daran messen lassen müssen, wie schnell und konsequent sie den auf der EKD-Synode beschlossenen Maßnahmenplan umsetzt. Auch bei den Katholiken geht die Debatte über die katholische Sexuallehre weiter, unter anderem im Synodalen Ausschuss. Die Aufarbeitung von Missbrauch dauert unterdessen auch in der katholischen Kirche an. Im kommenden Jahr soll eine Untersuchung zu Missbrauch bei den Franziskanern abgeschlossen sein. Studien dazu werden in den Bistümern Passau und Trier vorgestellt, in Speyer zunächst eine Teilstudie.
Soziales Klima und Politik
Leider werden die beiden Kirchen auch im neuen Jahr weiter Mitglieder verlieren. Ein gesellschaftlicher Bedeutungsverlust, der auch bei den vorgezogenen Neuwahlen am 23. Februar offensichtlich werden kann. Die AfD wird nach bisherigen Umfragen zweitstärkste Kraft im Bundestag. Das politische Klima dürfte vermutlich noch einmal rauer und die Sehnsucht nach Angeboten zur Überwindung von sozialen Spaltungen größer werden.
Akzente in diese Richtung setzen soll wohl der nächste evangelische Kirchentag: Er findet vom 30. April bis 4. Mai in Hannover statt. Das Motto „mutig – stark – beherzt“ klingt fast schon ein wenig trotzig. Gegen die Unkenrufe all derer, die den Kirchen in diesen Zeiten nur noch wenig gesellschaftliche Schlagkraft zutrauen. (Joachim Heinz/kna)