Mittwoch, 24. Mai 2023
Das Fest der Erneuerung
Doch sie geschieht im Alltag und beginnt bei uns
Die heutige Bibelstelle aus dem Johannesevangelium 20,19–23 schlägt die Brücke zwischen Ostern und Pfingsten. Sie zeigt die enge Verbindung der beiden Feste und lässt uns teilhaben an der Geburtsstunde der Kirche. Die Sendung des Geistes ist nach dem Neuen Testament ein zutiefst österliches Ereignis. In Joh 20,19 lesen wir, dass das Geschehen am Abend des Ostertages stattfindet – nicht irgendwo auf den Straßen, sondern in einem verschlossenen Raum.
Die Jünger, die von Maria aus Magdala von Jesu Auferstehung bereits erfahren haben, zeigen sich weiterhin voller Furcht und verängstigt. Sie brauchen ihre eigene Erfahrung mit dem Auferstandenen und so begegnet er ihnen in einem verschlossenen Raum. Er gibt sich gleich zu erkennen an seinen Wundmalen und beschenkt – vielmehr bestärkt seine Freunde mit dem Wunsch: „Der Friede sei mit euch“, der sogar zweimal zugesprochen wird.
Als Geschenk übergibt er ihnen die Gabe des Heiligen Geistes (Joh 20,22) Dieses Geschenk wird von der Gabe zur Aufgabe. Jesus befähigt sie, durch den Geist von Gottes großen Taten zu verkünden und den Menschen die Sünden zu vergeben.
Die Erfahrung und Stärkung, die die Menschen damals gemacht haben, gelten auch für uns heute. Jedes Jahr an Pfingsten dürfen wir Geburtstag feiern, den Geburtstag der Kirche, und obwohl es nicht unser eigener Geburtstag ist, bekommen wir jedes Jahr aufs Neue ein Geschenk. Gott haucht seinen Atem in uns hinein – seinen Heiligen Geist, der neues Leben in uns schafft. Pfingsten erinnert uns daran, dass wir uns öffnen, für den Heiligen Geist, dass Neues in uns entstehen kann. Dann wirken die lebendigen Gaben des Geistes in uns und durch uns.
Gott erneuert uns. Dieser pfingstliche Gedanke zieht sich durch die Heilsgeschichte wie ein roter Faden. Aus dem Nichts erschafft Gott unsere wunderbare Welt, so ist es im Alten Testament überliefert. Nach dem Sündenfall im Paradies schenkt Gott uns Erlösung und Heil, durch Jesus Christus. Die Heilsgeschichte findet ihren Höhepunkt in Jesu Tod und Auferstehung. In jeder Eucharistiefeier haben wir Anteil daran. Überall wo Gottes Geist wirkt, kann Neues entstehen.
Der Geist Gottes kann es aber auch in sich haben – nicht umsonst werden in der Apostelgeschichte Bilder wie Feuer und Sturm für den Geist verwendet. Gottes Geist verändert und schafft Neues. Angst und Unsicherheit vor dem Neuen gehören da ebenso dazu, wie Mut und Vertrauen. Gott macht es gut, ganz gewiss – aber vor allem ganz gewiss nicht ohne uns. Gott ist auf uns angewiesen. Wir sind seine Augen, Ohren, Arme und Beine vor Ort hier auf unserer Erde.
„Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“ (Joh 20,21), so sagt Jesus – damals zu den Jüngern – und heute zu uns. „Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben“ (Joh 20,23).
Die Veränderung fängt immer bei jedem und jeder selbst an: Werde neu! Reflektiere dein Handeln und dein Leben! Vergebe, wo es notwendig ist! Helfe, wo du gebraucht wirst! Habe ein offenes Ohr, vor allem aber ein offenes Herz für die Bedürfnisse der Menschen – auch für deine eigenen!
Erneuerung beginnt im Kleinen, bevor sie wächst. Die kleinen Wunder von Pfingsten sind eigentlich die großen – denn alles beginnt mit dem ersten Schritt.
So wünsche ich uns allen die Offenheit und die Bereitschaft, uns von Gott berühren zu lassen und unser Herz zu öffnen für den Heiligen Geist. So können wir unseren Auftrag als Christinnen und Christen erfüllen, das Angesicht der Erde und der Kirche zu erneuern nicht nur an Pfingsten, sondern jeden Tag. Beten wir mutig und gemeinsam mit Worten eines bekannten Kirchenliedes: „Komm Schöpfer Geist, kehr bei uns ein, besuch das Herz der Kinder dein, erfüll uns all mit deiner Gnad, die deine Macht erschaffen hat.“ Marina Mathias