Donnerstag, 20. Januar 2011
Seligsprechnung wird zu einem globalen Fest
Die Transparente waren nicht zu übersehen, die Sprechchöre nicht zu überhören: „Santo subito“, forderten Zehntausende von Menschen auf dem Petersplatz, als im April des Jahres 2005 Johannes Paul II. zu Grabe getragen wurde.
Das Kirchenvolk wollte die sofortige Heiligsprechung des großen Papstes. Sofort ging dies nicht, aber doch vergleichsweise schnell. Der Wunsch der Gläubigen deckte sich mit dem des neuen Papstes, Benedikt XVI. Wichtig war diesem jedoch, das für die Seligsprechung vorgesehene kirchliche Verfahren mit all seinen strengen Kriterien und Normen strikt einzuhalten – bis zur Anerkennung eines auf Fürsprache Johannes Pauls II. gewirkten Wunders. Rund sechs Jahre nach dessen Tod wird Benedikt XVI. seinen Vorgänger am 1. Mai selig sprechen – am Barmherzigkeitssonntag, der dem polnischen Papst so sehr am Herzen lag.
Kein Zweifel: Der Mann aus Krakau, der als Karol Wojtyla nach Rom kam und als Johannes Paul II. schnell zu einem der charismatischsten Päpste wurde, die je im Vatikan regierten, ist eine der prägenden und bedeutendsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Kompromisslos trat er für die Grundwerte des christlichen Glaubens ein, suchte gleichzeitig das Gespräch mit anderen Religionen. Der Niedergang des Kommunismus, der zum Fall des Eisernen Vorhangs führte, ist ohne ihn nicht zu denken. Bei seinem Besuch am 4. Mai 1987 in Speyer sagte Johannes Paul II. in seiner Predigt – die kommende Entwicklung voraussehend: „Europa endet nicht an der Elbe.“ Gerade wir Deutschen haben ihm viel zu verdanken.
Johannes Paul II. hat die Menschen überzeugt, weil sie seine Weitsicht, seine Klugheit, seine Güte, sein greifbares Gottvertrauen und vor allem seine Liebe spürten. Auch die jungen Menschen ließen sich von seiner Offenheit und seinem Vertrauen in sie begeistern. Und der Umgang mit seiner schweren Krankheit, sein öffentliches Leiden und schließlich sein Tod bewegten und beeindruckten Christen wie Nicht-Gläubige.
Die Seligsprechung am 1. Mai in Rom wird zu einem großen globalen Fest werden. Besucher aus aller Welt – sicher weit mehr als eine Million – werden nach Rom kommen. Noch wichtiger als dieses äußere Ereignis ist die geistliche Wirkung, die davon ausgeht in einer für die Kirche nicht einfachen Zeit.