Redaktion der pilger

Mittwoch, 01. Juni 2011

Mit Konrad II. beginnt der Aufstieg der Salier

So sah Kaiser Konrad II. sein „Haus“: Er sitzt in liturgischen Gewändern auf dem Thron, in seiner linken Hand den Reichsapfel; in seiner rechten Hand hält er ein Medaillon mit dem Bildnis seines Sohnes Heinrich III.; von da aus gehen die anderen Medaillons aus: mit dessen Sohn Heinrich IV. und seinen Kindern Heinrich V., Konrad und Agnes (fälschlicherweise Adelheid genannt). Aus einer Abschrift der Chronik Ekkehards von Aura aus dem Jahr 1130. Staatsbibliothek

Der erste Salierkaiser war ein „Ackerer des Friedens“ und ein Freund Speyers.

Ein reibungsloser „Regierungswechsel“: Kaiser Heinrich II. war ohne männlichen Thronerben gestorben, am 4. September 1024 wurde der Salier Konrad II. zum König gewählt. Geboren um 990, war Konrad ein „hochedler Herr“, seit 1011 Haupt seiner Familie, eine der ersten des Reiches; ihre Herrschaft reichte von Worms und Speyer aus nach allen Seiten ins Land, sogar ein Papst war aus ihr hervorgegangen. 1015 hatte Konrad Gisela von Schwaben geheiratet, ebenfalls aus „hochedlem Geschlecht“, 1017 kam Sohn Heinrich zur Welt. Sprichwörtlich ist Konrads Marienverehrung – für seine Herrschaft wichtig, denn er begründet sie darin, und Speyer wird so „Metropole Germaniens“; Datum der Krönung Konrads: 8. September, Fest der Geburt Marias.   

Schnell schafft Konrad es, seine Herrschaft zu festigen und auszubauen – zuerst durch den „Umritt“ seines gesamten Reiches und die „Hoftage“; am 14. Juli 1025 ist Konrad in Speyer, wahrscheinlich wählt er da Speyer zur „Metropole“, obwohl Speyer äußerst unbedeutend war, eine „Kuhstadt“,  ärmlich auch der Dom; der aber war der Gottesmutter Maria geweiht, was den „Zuschlag“ gab; hier – beschloss Konrad – soll die Grabstätte der Dynastie sein, und darüber ein stattlicher Dom. Er begründete ja seine Herrschaft sakral, im „Königtum“ Jesu Christi (und Davids), verwurzelte es gewissermaßen im Reich Gottes; Maria als „Himmelskönigin“ garantierte die Herrschaft des irdischen Königs durch ihre Unmittelbarkeit zu ihrem Sohn Jesus Christus und ihren Schutz, den sie dem irdischen König als „Stellvertreter“ ihres Sohnes in besonderer Weise gewährt.   

Konrad baute seine Herrschaft stetig weiter aus: Schon beim Hoftag in Konstanz an Pfingsten 1025 hatte der Erzbischof von Mailand mit den Mächtigen Oberitaliens den neuen König anerkannt, und 1026 zieht Konrad nach Italien, erhält die Krone der Lombardei, wird König von Italien, und 1027 krönt Papst Johannes XIX. ihn in Rom zum Kaiser. Im selben Jahr trägt der kinderlose König Rudolf von Burgund ihm die Herrschaft über sein Reich an, 1033 wird Konrad König von Burgund. Nun ist Konrad Herr über drei Reiche, eine Machtfülle, die natürlich Konflikte anzieht. Alle Aufstände jedoch konnten seine Herrschaft nicht gefährden, auch nicht Konflikte mit Nachbarländern wie Polen, Böhmen und Ungarn, die Kaiser Konrad über kurz oder lang unter seine Oberhoheit brachte.

Die Kirche verstand der Kaiser traditionell als „Reichskirche“; als Repräsentation seiner Macht sah er das Recht der Investitur, im Sinn der „Einheit des Reiches“; danach setzt der König die Äbte und Bischöfe in ihr Amt ein, noch bevor sie die kirchliche Weihe erhielten, ja, die Weihe konnte vorher gar nicht vollzogen  werden. Die Investitur erfolgte, indem der König den Hirtenstab überreichte mit den Worten „accipe ecclesiam“, das heißt nicht weniger als „Empfange die Kirche!“ Die Bischöfe mussten dem König Gefolgschaft leisten, auch gewisse Abgaben abführen („servitium regis“), dafür aber genossen die Kirchen durch die Immunität besonderen „Königsschutz“, Bischöfe waren mit weitgehenden Machtbefugnissen und einträglichen Hoheitsrechten (Münze, Zoll, Markt) ausgestattet; im Investiturstreit war dies von Bedeutung.

Nicht richtig wäre es jedoch, in Kaiser Konrad II. einen absolutistischen Herrscher zu sehen: Er hielt sich durchaus an die über ihm stehenden Rechtsnormen, sah sich als „Diener“ an der Gerechtigkeit: So hält er den „Reichsapfel“ mit dem Kreuz obenauf, das er auch der Krone hinzufügen lässt; Konrad fühlt sich – ganz im Sinn seiner Herrschaftsbegründung – unter Jesus Christus gestellt, der im Zeichen des Kreuzes der All-Herr der Welt ist; Konrad sieht seine Herrschaft durchaus als Gottesdienst, wie ihn schon die Könige und Propheten des Alten Testaments verstanden; nicht umsonst waren sie auf der Krone abgebildet, zusammen mit dem Leitwort „honor regis iudicium diligit“, das heißt: „Die Ehre des Königs ist es, das gerechte Urteil zu lieben“; das setzt Konrad auch um, wie zahlreich bezeugt ist. 

1036/1037 ist Konrad noch einmal in Italien, 1038 in Sachsen; Weihnachten feiert er in Goslar, Anfang 1039 zieht er, schon krank, nach Nimwegen, von da nach Utrecht, um dort das Pfingstfest zu feiern; da ereilt ihn der Tod doch unerwartet. Er lässt seine Gemahlin und seinen Sohn ans Sterbebett rufen und nimmt Abschied von ihnen; dann legt er die Beichte ab  und empfängt den Leib und das Blut des Herrn; so stirbt er  am 4. Juni 1039. Seine Eingeweide werden noch in Utrecht beigesetzt, sein Leichnam wird in einem geschmückten Sarg auf einem Schiff – begleitet von Gisela und Heinrich – rheinaufwärts über Köln, Mainz, Worms nach Speyer gebracht; unterwegs wird er in jedes Kloster und Stift getragen, jeweils auf den Schultern seines Sohnes. Am 3. Juli 1039 findet Konrad II. in der Krypta „seines“ noch unfertigen Domes in Speyer seine letzte Ruhestätte. Auf seiner Grabkrone steht: „Pacis Arator et Urbis Benefactor“; so hatte er sich gesehen: als „Ackerer des Friedens und Wohltäter der Stadt“. Seinem Sohn Heinrich III. hinterließ er ein wohlgeordnetes Reich.  

(Klaus Haarlammert)

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