Donnerstag, 28. September 2023
„Heimisch im Garten der Worte“
Seit 30 Jahren stellt Gisela Singer bei den kfd-Literaturnachmittagen heimische Dichter vor
Die Katholische Frauengemeinschaft (kfd) begegnet durch ihr reichhaltiges Veranstaltungsprogramm auf vielfältige Weise den Herausforderungen in Kirche, Gesellschaft und in der Welt. Dass dieser Themenbereich nicht immer politisch, wirtschaftlich oder kirchenspezifisch sein muss, zeigen unter anderem die traditionellen Literaturnachmittag, die seit 30 Jahren fester Bestandteil des Veranstaltungsprogramms der kfd im Bistum Speyer sind.
Beim diesjährigen Literaturnachmittag am 13. September vor 30 Zuhörerinnen und Zuhörern im Kloster Neustadt widmete sich die Literaturreferentin Gisela Singer ausführlich der Rose. Dabei zeigte die sie unter der Überschrift „Die Rose – Sinn und Sinnbild“ in zehn Kapiteln die vielfältige Betrachtungsweise dieser beliebten Blume auf. Musikalisch untermalt wurden die Ausführungen von Christel Greif aus Frankenthal an der Zither.
Gisela Singer begann die zehn Kapitel über die Rose mit den oft belehrenden Sprüchen in den Poesiealben früherer Jahre, die der zukünftigen Hausfrau und Mutter ihr erwartetes Lebensbild erkennbar einprägen sollten: Bescheidenheit, Reinheit, dulden und schweigen. Neben der Fülle an Vergleichen zwischen der Rose und Liebe verschwieg Gisela Singer mit einem Gedicht von Dr. Heinz Danner aus Speyer auch nicht eine allzu „rosige“ Betrachtungsweise: „O Rose, ich kann dich nicht loben, Du machst die Hungernden nicht satt, Du verhinderst keinen Krieg, Du nimmst mir nicht die Angst vor dem Altern…“
60 Veranstaltungen in 30 Jahren
In dem Kapitel „Gegen Gewalt helfen auch Rosen nicht“ gab sie zu bedenken, dass die kleine traurige Ballade „Sah ein Knab ein Röslein stehn“ ernsthaft betrachtet Gewalt gegen Frauen besingt. Erst beim zehnten Kapitel kam die „mystische Rose“ als zahlreich zitierter Marienvergleich zur Sprache, die „makellose, himmlische Rose“, „die Rose ohne Dornen“, die schönste Ros‘ aus heil’gem Land“. Die religiöse Sphäre formulierte der barocke Dichter Angelus Silesius: „Die Ros ist ohn Warum, sie blühet, weil sie blühet, sie acht‘ nicht ihrer selbst, fragt nicht, ob man sie siehet“.
An diesem Nachmittag wurde der Referentin aus Böhl besondere Anerkennung der kfd-Diözesanleitung zuteil. War es doch das 60. Mal in 30 Jahren, dass sie unter der Überschrift „Heimisch im Garten der Worte“ deutschsprachige Dichterinnen und Dichter und ihre Werke aus vielen Jahrhunderten vorgestellt hatte. Die Geehrte erinnerte daran, dass sie vor 30 Jahren die damalige kfd-Diözesanleiterin Elsie Engelhardt um diese etwas auflockernden Beiträge im kfd-Programm gebeten hatte.
Ehrung für Engagement
Die stellvertretende Diözesanleiterin der kfd, Claudia Lupberger, überreichte Gisela Singer in Anerkennung und Dankbarkeit ein kleines Buchpräsent und eine prächtig blühende gelbe Stammrose – verbunden mit der Hoffnung, dass noch viele weitere Literaturnachmittage folgen.
Das hofft auch Ute Dingenouts von der kfd Maxdorf. „Diese Referentin versteht es, die Augen und das Herz für die Schönheit zu öffnen und den Wert von Schöngeistigem zu wecken“, lautet ihr Resümee am Ende des Literaturnachmittags, „der noch lange nachklingt und die Neugier für den nächsten Nachmittag weckt“.
„Gisela Singer ist auch regelmäßig in unserer kfd-Gruppe in Bad Dürkheim als Referentin zu Gast“, betonte Ruth Kubaschewski. „Wir sind immer wieder erstaunt, mit welchem Engagement, mit welcher Freude und Begeisterung sie uns die Dichterinnen und Dichter der verschiedenen Epochen näherbringt.“
Für das Jahr 2024 stehen die Termine für die diözesanen kfd-Literaturnachmittage schon fest: 24. April und 18. September.(zg)