Redaktion der pilger

Montag, 23. September 2024

„Einfach mal was krass Anderes“

Gemeindereferentin Melanie Lang mit Jennifer und Maya (auf der Bank), dahinter Josy und Sascha – im Kreuzgang der Heilig-Kreuz-Kirche Landau. (Foto: Schmalenberg)

Jugendliche suchen Herausforderung auf Zeit im Kloster – Auch Glaubensfragen auf der Spur

Mit dem Longboard nach Köln? Eine Trekkingtour durch den Pfälzer Wald? Zu Fuß über die Alpen? Für die Acht- und Zehntklässler der Integrierten Gesamtschule Landau (IGS) hat das neue Schuljahr nicht im Klassenzimmer, sondern außerhalb der Schulmauern begonnen. Denn die Schulleitung ist der Meinung, dass „jeder Mensch etwas hat, das ihn herausfordert und bei der Bewältigung wachsen lässt“.

Ein Aufenthalt in einem Kloster stand bisher noch nicht auf der Herausforderungsliste. Den hat die Gemeindereferentin Melanie Lang ins Spiel gebracht und damit die Neugierde bei drei Mädchen und einem Jungen entfacht. „Das ist einfach mal was krass Anderes“, dachte sich die 12-jährige Josy Bayer, die sich für Geschichte interessiert, die eigene schwierige Vergangenheit aber gerne abstreifen will und ein Kloster sich als gute Kombi-Lösung vorstellen konnte, Auch die 15-jährige Jennifer Fernando, die zwei Suizidversuche ihrer Freundin nicht aus dem Kopf bannen konnte, sah das Eintauchen in den Alltag eines „fremden Lebensstil“ als genau die richtige Herausforderung. Die gleichaltrige Maya Clancy, die „getauft, aber nur halb in der Kirche drin ist“, wollte gerne „die Stille erfahren und die Religion besser kennen lernen“. Dagegen hat sich Sascha Gerhardt, ebenfalls zehnte Klasse, den Glauben „selbst erarbeitet“, schon als Kind viel in der Bibel gelesen, regelmäßig Gottesdienste besucht, täglich gebetet. Ihm ging es nun darum, seinen Glauben zu vertiefen“.

Melanie Lang hat das achttägige Abenteuer mit den Teenagern durch Stille-Übungen, das Schärfen der Außenwahrnehmung und einen Einblick in das katholische Kirchenleben vorbereitet und die Reise zum Benediktinerkloster St. Georgenberg begleitet.

„Es war gar nicht so einfach, wie ich dachte, mit der Gruppe junger Leute überhaupt ein Kloster zu finden“, wundert sie sich noch im Nachhinein, „Wir haben ganz entzückende Absagen bekommen, nach dem Motto ,wir beten für euch, aber es tut uns leid…‘“

Dafür aber waren die sechs Missionsbenediktiner-Mönche im Karwendelgebirge umso aufgeschlossener und sogar dankbar für den frischen Schwung, den die Jugendlichen in die altehrwürdigen Mauern brachten. Hier kommen zwar viele Wanderer und auch Übernachtungsgäste vorbei, die wollen aber nicht am spirituellen Leben nach dem Leitmotiv „Ora et Labora“ („beten und arbeiten“) teilnehmen. Immerhin unterwirft man sich dabei freiwillig einem strengen Tagesablauf mit festem Stundenplan und klaren Regeln, zu denen beispielsweise gehört, dass man bei den Mahlzeiten schweigen muss. Stattdessen spricht ein Pater oder Bruder eine Tischlesung oder es läuft ein Text vom Band.

Wenn der Wecker schon in aller Herrgottsfrühe um fünf Uhr klingelt, damit man pünktlich um 6 Uhr zu Vigil und Laudes in der Chorkappelle ist, hat das mit Ferien rein gar nichts zu tun. Zumal um 11.15 Uhr die Konventmesse, um 12 Uhr die Mittagshore mit anschließendem Mittagessen, um 15 Uhr die Pilgermesse, und um 18 Uhr die Vesperandacht mit anschließendem Abendessen ansteht. Danach ist Rekreation (eine Erholungs- und Gemeinschaftszeit) und um 20 Uhr Komplet, das Nachtgebet.

Klosterleben einsam am Berg – aber nicht hinterm Mond
„Auch, wenn‘s anstrengend war, es hat mir gut getan. Das Regelmäßige, die Struktur haben mir voll viel Sicherheit gegeben. Diese Art zu leben bewirkt schon Wunder“, resümiert Josy die außergewöhnliche Erfahrung. Jetzt will sie versuchen, auch in ihrem Alltag einige Anker einzubauen und auf jeden Fall noch einmal zurück in dieses Kloster.
Sascha hat bei den Benediktinern zwar „nicht viel Neues erfahren“, konnte mit ihnen aber gut über seinen Glauben reden. „Und die Art, wie sie reden, die geht einem schon in den Kopf rein“, meint er anerkennend. Maya überlegt sich jetzt sogar „intensiv“, ob sie vielleicht „religiös werden will“. „Es hatte so eine Wirkung auf mich und war extrem Augen öffnend“, stellt sie staunend fest, während Jennifer besonders dankbar dafür war, dass man mit den Mönchen so gut über Probleme sprechen konnte.

Alle sind sich einig: Die Klosterbrüder leben zwar einsam auf dem Berg, aber nicht abgehängt hinterm Mond. Ganz im Gegenteil, stellten die Jugendlichen doch fest: „Die haben voll die neueste Technik. Apple-Laptop, Smartphones, sogar einen Instagramm-Account.“Aber die Klostermänner haben ja auch einen Missionsauftrag, und der lässt sich heutzutage wohl kaum mit der Buschtrommel erfüllen.
(Brigitte Schmalenberg)

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