Donnerstag, 17. März 2011
Bischofstagung in Paderborn: Bitte um Vergebung und Neuanfang
Themen: Missbrauch und Dialog in der Kirche
Mit einem symbolischen Akt der Buße und einem Bekenntnis zum Dialog in der Kirche begann in Paderborn die Vollversammlung der katholischen Bischöfe Deutschlands. Am Rand des Bischofstreffens demonstrierten Reformgruppen für Veränderungen in der katholischen Kirche. Missbrauchsopfer und ehemalige Heimkinder protestierten gegen den bisherigen Kurs der Bischöfe bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals.
Mit einem Bußakt im Paderborner Dom entschuldigten sich die Bischöfe noch einmal für die sexuellen Übergriffe im kirchlichen Raum. Die 69 Kardinäle, Erzbischöfe und Bischöfe baten dabei am Abend des 14. März Gott um Vergebung für die Vergehen von Geistlichen und Kirchenmitarbeitern sowie um Hilfe für einen Neuanfang.
In demonstrativ schlichter Prozession zogen die Bischöfe hinter einem gotischen Holzkreuz in den Dom ein. Dabei gab es vor der Kathedrale Pfiffe und Beifall für die Oberhirten. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, verzichtete beim Bußakt auf Bischofsmitra und Bischofsstab. In drei Vergebungsbitten bekundeten die Bischöfe vor Gott auch eigenes Versagen und beklagten das Leid der Opfer sexuellen Missbrauchs.
„Wir empfinden tiefe Scham. Männer der Kirche haben junge Menschen, die ihnen anvertraut waren, missbraucht und ihrem Leben schweren Schaden zugefügt. Allzu oft haben die Verantwortlichen weggeschaut“, hieß es in einer der Vergebungsbitten. In seiner Predigt sagte Zollitsch, es sei „uns nur allzu klar zu Bewusstsein gekommen, dass diese Schuld niemals ungeschehen gemacht und auch nicht entschädigt werden kann. Es sind nur Zeichen der Reue und die Bitte um Verzeihen möglich“.
Mit Blick auf den Dialogprozess, den die Bischöfe im Herbst beschlossen hatten, bekannte Zollitsch vor Journalisten, das Gespräch über die Zukunft des Glaubens in Deutschland komme langsamer voran als zunächst gedacht. Er sei aber zuversichtlich, dass die Bischöfe einen guten Rahmen für den Austausch beschließen könnten. Zollitsch betonte, es reiche nicht aus, an einigen Stellschrauben im kirchlichen Leben zu drehen. Notwendig sei ein geistlicher Prozess, der sich am Evangelium orientieren müsse.
Mit Blick auf die Bundestagsdebatte über die Präimplantationsdiagnostik (PID) appellierte der Erzbischof an das Parlament, Gentests an Embryonen vollständig zu verbieten. Wer Ausnahmen zulasse, öffne die Tür für die Vernichtung menschlichen Lebens und die Auswahl zwischen lebenswertem und lebensunwertem Leben. Menschen dürften nicht darüber entscheiden, wer nach welchen Kriterien ein Recht auf Leben habe.
Zollitsch wandte sich zudem gegen die Einschätzung, im Verhältnis zwischen katholischer und evangelischer Kirche herrsche eine Eiszeit. Es gebe vielmehr eine „Phase der Reflexion“ darüber, was schon erreicht worden sei und wo Fortschritte notwendig und möglich seien. Als gutes Zeichen wertete er es, dass der Papst bei seinem kommenden Deutschlandbesuch größeren Wert auf Begegnungen mit der evangelischen Kirche lege.
Der Konferenzvorsitzende verteidigte den Vorschlag der katholischen Kirche zur Entschädigung von Missbrauchsopfern. Die Bischofskonferenz hatte Opfern eine Summe von 5000 Euro angeboten und sich zugleich bereiterklärt, in schweren Fällen mehr zu zahlen und zusätzlich Therapien zu übernehmen. Die Folgen sexuellen Missbrauchs könnten nie durch Geld wieder ausgeglichen werden, sagte der Erzbischof. Es handele sich um eine symbolische Anerkennung für das erlittene Leid.
Unterdessen appellierten zum Auftakt der Frühjahrsversammlung der Bischöfe die Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ zusammen mit anderen Gruppen bei einer Mahnwache an die Bischöfe, sich eindeutig und konkret zur „Dialoginitiative“ zu bekennen. Bislang sei der Dialogprozess nicht vorangekommen.