Freitag, 10. Mai 2024
Neuer Schwung für Ökumene?
Schwerer Rückschlag für die Ökumene: Kürzlich hat die letzte gemeinsame „Woche für das Leben“ von katholischer und evangelischer Kirche stattgefunden.
Das Ende einer der ältesten ökumenischen Initiativen in der Bundesrepublik. Wobei die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) mit Verständnis rechnen darf, wenn sie als Begründung für ihren Ausstieg die mangelnde Strahlkraft und öffentliche Wirkung der „Woche für das Leben“ benennt. Unverkennbar ist, dass die Differenzen zwischen katholischer und evangelischer Kirche in ethischen Grundsatzfragen zum Schutz des menschlichen Lebens an seinem Anfang und seinem Ende zuletzt erheblich zunahmen. Bedauerlich ist die Trennung dennoch, weil die Kirchen in einer immer säkularer werdenden Gesellschaft nur wahrgenommen werden, wenn sie an einem Strang ziehen.
Immerhin hatten die Deutsche Bischofskonferenz und die EKD kürzlich ein Ökumene-Papier vorgestellt, das keine dogmatische Verständigung und kein Aktionsplan sein soll, aber den Stand und die Zukunft der Ökumene in Deutschland angesichts von Massenaustritten, Krisen und Sparzwängen beschreibt. Nach der Hochstimmung, die noch zu Zeiten des Reformationsjubiläums herrschte, ist der ökumenische Schwung längst erlahmt. Die Einheit als Ziel der Ökumene wird von Insidern längst in Frage gestellt, weil die Vielfalt in und zwischen den Kirchen zunimmt. Das neue Ökumene-Papier plädiert für mehr Gelassenheit, Nüchternheit und Pragmatismus. Ein positives Miteinander zu entwickeln, die Ökumene wieder nah-, sicht- und erfahrbar zu machen, das muss das Ziel der nächsten Jahre sein. Dabei bietet die „Notökumene“, die Gemeinden wegen der Ressourcen- und Finanzknappheit unter ein Dach ziehen lässt, eine große Chance. (Gerd Felder)