Donnerstag, 27. Januar 2011
Priesterweihe für verheiratete Männer?
Aufruf prominenter Unionspolitiker löst Diskussion aus
Prominente katholische CDU-Politiker haben mit ihrem Aufruf zur Zulassung „verheirateter, bewährter Männer“ („viri probati“) zum Priesteramt eine Diskussion quer durch die katholische Kirche und die CDU ausgelöst. In ihrer am 21. Januar in Berlin veröffentlichten Erklärung verweisen die Politiker auf „die Not vieler priesterloser Gemeinden“, in denen es sonntags keine Messe mehr gebe. Die deutschen Bischöfe sollten sich dafür in der Weltkirche „und vor allem in Rom mit Nachdruck“ einsetzen. Gegebenenfalls könne es auch eine Ausnahmeregelung für Deutschland geben.
Die Deutsche Bischofskonferenz will die Zulassung von „verheirateten, bewährten Männern“ zum Priesteramt derzeit nicht weiter aufgreifen. Das Anliegen sei „für die Gespräche unmittelbar zur Vorbereitung des Besuchs des Heiligen Vaters in Deutschland nicht als Thema vorgesehen“, heißt es in einer in Bonn veröffentlichten Erklärung. Das Thema sei „von weltkirchlicher Tragweite und verlangt eine entsprechende Meinungsbildung und Entscheidung auf gesamtkirchlicher Ebene“.
Die Ehelosigkeit der Priester sei ein hohes Gut und sei wiederholt Thema auch der Beratungen der Bischofssynode in Rom gewesen. In den kommenden Jahren gebe es erneut Anlässe, das Thema neu zu bedenken, etwa bei der „Rückerinnerung an die Beratungen des Konzils vor 50 Jahren und der Gemeinsamen Synode der Bistümer vor 40 Jahren“.
Unterzeichner der Erklärung „Wie dem zunehmenden Priestermangel begegnet werden kann“ sind acht CDU-Politiker, die fast alle dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) angehörten oder noch angehören. Neben Bundestagspräsident Norbert Lammert und den früheren Ministerpräsidenten Bernhard Vogel, Erwin Teufel und Dieter Althaus tragen Bundesbildungsministerin Annette Schavan, Familien-Staatssekretär Hermann Kues, der NRW-Landtagsabgeordnete Thomas Sternberg und der frühere ZdK-Generalsekretär Friedrich Kronenberg den als „Bitte“ formulierten Appell mit. Die Erklärung verweist darauf, dass die Würzburger Synode (1971-1975), das letzte große Treffen der Bistümer in der Bundesrepublik, bereits die Frage der „viri probati“ diskutiert hatte.
Der Münchner Benediktiner und Altabt von St. Bonifaz und Andechs, Odilo Lechner, bezweifelt die Notwendigkeit des Zölibats für Weltpriester. Es ergebe sich die Frage, „ob jeder Priester, jeder Pfarrer in diesem Stand leben soll und muss“, sagte er dem Kölner „domradio“. Grundsätzlich will Lechner die Bedeutung des Zölibats nicht in Frage stellen. Die Ehelosigkeit „um des Himmelsreiches Willen, wie wir es als Ordensleute auch haben„ sei ein Zeichen, „dass es etwas Wichtiges gibt“, wofür man auf alles andere verzichte.
Der Vorstoß der Unionspolitiker für die Aufhebung der Zölibatspflicht von Priestern stößt auch im eigenen Lager auf Widerspruch. In der „Tagespost“ (25. Januar) ging der Chef der Jungen Union, Philipp Mißfelder, auf Distanz. Eine Diskussion über innerkirchliche Fragen könne sinnvoll sein, der Zölibat sei „aber nicht die drängendste Frage“. Zudem halte er persönlich „die Ehelosigkeit katholischer Priester für wichtig, da sie sich so mit ihrem Leben vollkommen in den Dienst Gottes und der Kirche stellen“, erklärte der CDU-Bundestagsabgeordnete.