Redaktion der pilger

Donnerstag, 18. April 2024

Informiert zu sein, hilft

Michaela Ferner spricht im Interview mit Andreas Welte über ihre

Die Besucher beim Tag der Pflege in Limburgerhof hatten viele Fragen

Pflege fordert uns heraus. Wenn Angehörige plötzlich pflegebedürftig werden, steht die Welt Kopf. Wer dann kein großes Netzwerk hat, kommt an seine Grenzen. Daher hat die Katholische Arbeitnehmer Bewegung (KAB) zusammen mit der Ökumenischen Sozialstation Rhein-Pfalz Ost und dem Pflegestützpunkt den Tag der Pflege in Limburgerhof organisiert. An Ständen und in Kurzinterviews mit Andreas Welte erfuhren die Besucher, welche Hilfsangebote es gibt.

Michaela Ferner, pensionierte Pastoralreferentin in Mutterstadt, war eine der Gesprächspartnerinnen. Sie wurde selbst über Nacht pflegebedürftig. Bei einem Sturz zuhause hatte sie sich den Fuß gebrochen. Nach zwei Wochen Krankenhausaufenthalt wurde sie im Rollstuhl sitzend in ihr nicht barrierefreies Haus entlassen. Der Fuß durfte nicht belastet werden. Das soziale Netzwerk in der Nachbarschaft war gut, doch die Nachbarn selbst auch schon alt. Ferner schilderte, wie schwierig es war, einen Pflegedienst zu bekommen, der auch eine Haushaltshilfe stellen konnte. Wie viele Anträge gestellt werden mussten, wie kompliziert Arztbesuche waren. „Wenn man keine Freunde und Bekannte hat, wird es ganz schwierig.“

Die meisten Besucher der Veranstaltungen wissen nur zu gut, wovon Michaela Ferner spricht. Ilse Zickgraf aus Waldsee ist eine dieser Besucherinnen. Ihr Ehemann ist an Demenz erkrankt. Sie kennt die Hilfsangebote von Sozialstation und Pflegestützpunkt. „Ohne die wäre ich aufgeschmissen. Es kommt so viel auf einen zu, da resigniert man ein bisschen.“ Es gebe so viele Anträge auszufüllen. „Da weiß man oft nicht, wo man das Kreuzchen machen muss.“

Genau da hilft der Pflegestützpunkt. Christine Traxel, eine der drei Mitarbeiterinnen des Pflegestützpunktes Limburgerhof, hat an diesem Nachmittag viele interessante Gespräche geführt mit Besuchern, die in einer ähnlichen Situation wie Ilse Zickgraf sind. „Die meisten sind schon gut informiert und fragen, was es noch an Leistungen gibt“, erzählt sie.
Auch nebenan, am Stand des ambulanten Hospiz- und Palliativ-Beratungsdienstes des Südlichen Rhein-Pfalz-Kreises, werden viele Fragen gestellt. „Die Leute möchten vor allem wissen, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, uns um Hilfe zu bitten“, berichtet die Leiterin Barbara Haas. „Ich sage ihnen dann: Je früher desto besser.“

Am Stand der Alzheimergesellschaft ist ebenfalls Redebedarf. „Zum einen geht es um den Umgang mit dementen Angehörigen“, erzählt Monika Bechtel. Es werden Fragen nach Medikamenten, Schulungen und Selbsthilfegruppen gestellt. Einige möchten wissen, was sie selbst tun können, um nicht dement zu werden. Nebenan klärt Gemeindeschwester Maren Schneider ihre präventive Seniorenarbeit. Sie besucht Senioren ab 65, wenn diese sie anfragen, und erklärt ihnen Angebote.

Christian Hassa, Leiter des Caritas-Altenzentrums St. Bonifatius in Limburgerhof, berichtet, dass es sehr viele Anfragen nach Pflegeplätzen gibt. „Wir könnten anbauen, aber wir brauchen mehr Personal.“ Es sei schon fast eine schizophrene Situation: „Wir wollen helfen, aber wir müssten Betten frei halten, weil wir nicht genug Personal haben. Wir brauchen Lösungen, und zwar schnell!“

Damit rennt er bei Ulrike Lahr, Leiterin der Sozialstation, offene Türen ein. Der Bedarf an ambulanter Pflege sei groß und der bürokratische Aufwand für alle Beteiligten ein Verwaltungsmonster. Was dabei verloren zu gehen drohe, sei die Beziehungsarbeit mit Pflegekunden und Angehörigen.

Da hakt auch Michael Kercher von der KAB ein. Pflege dürfe keine privatwirtschafliche Gewinne erzielen, ist eine seiner zahlreichen Forderungen an die Politik. Michaela Ferner hat sich am Stand des Deutschen Roten Kreuzes über die Möglichkeiten eines Hausnotrufs kundig gemacht.„Wenn man allein lebt, ist das schon sinnvoll“, sagt sie. (Christine Kraus)

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