Redaktion der pilger

Donnerstag, 05. Mai 2011

Wir müssen uns verwandeln lassen

„Emmaus“ ruft uns auf den Weg mit Jesus – Gedanken von Schwester Lucia Jöckle OP zum Text der Bibel zum dritten Sonntag der Osterzeit im Lukas-Evangelium 24, 13-35.

Alle Zeichen eines Lebens in der Nachfolge Jesu lässt uns der Evangelist Lukas in seiner Auferstehungsbotschaft erleben. An diesem Sonntag lädt er ein, von den Emmausjüngern zu lernen. Schon am Ostermontag haben wir ihre beeindruckende Geschichte gehört. Und wenn Lukas, der etwa um das Jahr 85 nach Christus schreibt, dem Unglauben und Glauben, dem Zweifel und der Hoffnung soviel Aufmerksamkeit einräumt, dann zeigt das: „Die junge Kirche hat dem Unglauben in ihrer Mitte Raum gegeben und Zeit gelassen, bis er vom Auferstandenen selbst überwunden wurde“, so Peter Köster in seinem Lukas-Kommentar. Folgen wir in  drei Schritten dieser anrührenden Begebenheit und lassen auch wir uns wie die Emmausjünger existentiell be­rüh­ren – berühren und verwandeln durch die Begegnung mit dem Auferstandenen.

Es ist der erste Tag der Woche, aber zugleich der dritte Tag nach Jesu Tod am Kreuz. Zwei seiner Jünger verlassen nach dieser größten Enttäuschung ihres Lebens völlig verwirrt und bis ins Mark erschüttert den Ort der Katastrophe, Jerusalem. Sie können nur noch weg gehen. Aber sie gehen nicht allein, sie sind zu zweit und können so wenigstens darüber reden, was sich da ereignet hat. Sie machen ihrem Herzen Luft und das, wie es scheint sehr vernehmlich, wie Menschen eben, die verzweifelt sind und keine Antwort mehr wissen. So kann ein Fremder hinzukommen und nachfragen: „Was sind das für  Dinge, über die ihr auf eurem Weg miteinander redet?“ Und weil die Beiden so geschlagen sind von Leid und Enttäuschung und zerbrochener Hoffnung, kann der Fremde – Jesus, den sie nicht erkennen – das Blatt wenden, er kann  sozusagen die Gesprächsleitung übernehmen. Geschickt fragt er nach, so dass die ganze Enttäuschung und das Nichtbegreifen der Jesus-Sendung noch einmal aus  den Beiden heraus bricht und in Vers 21 gipfelt: „Wir aber hatten gehofft, dass er der sei, der Israel erlösen werde.“ 

Auch wir kennen solche Situationen, in denen uns alle Hoffnungen genommen sind. Blind vor Elend sind wir, ohne Trost und Perspektive. Gelingt es uns dennoch, offen zu bleiben für Unerwartetes und Fremdem uns nicht zu verschließen, haben auch wir die Chance neues zu erfahren – vielleicht Not-wendendes. Schauen wir noch einmal auf den Weg der Em­maus­jünger. Buchstäblich Schritt für Schritt hat Jesus – den sie immer noch nicht erkennen – ihre gebrochenen Herzen erreicht und ihre zerstörte Hoffnung wieder aufgerichtet. Wen wundert es, dass sie, als er weitergehen will, bitten: „Bleib doch bei uns.“ 

Er bleibt und in der Dichte der Tischgemeinschaft, die getragen ist von Jesu Gegenwart im Wort und im Brechen des Brotes, geschieht  Verwandlung: Den Blinden gehen die Augen auf. Die Angst vergeht vor der Hoffnung. Der Unglaube weicht der Erkenntnis und wird zum Bekenntnis: „Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloss?“

Im letzten Schritt der Begegnung der Emmausjünger mit dem Auferstandenen vermittelt uns Lukas das Bild einer missionarischen Gemeinde. Es kann nicht sein, dass Erfahrung mit dem lebendigen Jesus einen zuhause hält. Noch am selben Abend kehren die verwandelten Jünger nach Jerusalem zurück, treten neu in die Nachfolgegemeinschaft Jesu ein und erzählt, „was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach“. 

Wir begreifen: Wer den Auferstandenen erfahren hat, muss davon künden, muss alles daransetzen, die von Jesus gestiftete Gemeinschaft mitzutragen, selbst unter Einsatz des Lebens, wie wir vom Schicksal der ersten Zeugen wissen und wie es auch noch im 21. Jahrhundert geschieht.

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