Freitag, 06. Dezember 2024
Düstere Weihnachten
Der Tourismus im Heiligen Land leidet weiter unter dem Krieg. Kirchliche Gästehäuser haben mit einem drastischen Rückgang der Pilgerzahlen zu kämpfen.
2025 feiert die katholische Welt ein Heiliges Jahr. Auch die Christen im Heiligen Land hofften auf zahlreiche Pilger – doch ist der Ausblick angesichts von Krieg und Gewalt düster. Auch für das bevorstehende Weihnachtsfest in Bethlehem wagt trotz des jüngsten Waffenstillstands mit dem Libanon kaum jemand eine positive Prognose.
„Weihnachten sieht sehr düster aus“, sagte der israelische Diplomat und Berater des israelischen Tourismusministers für auswärtige Angelegenheiten, Peleg Lewi. Das Angebot an Flügen nach Israel sei knapp, die Preise der Flüge hoch. Reisewarnungen verschiedener Länder erschwerten die Lage.
Seit Jahresbeginn fiel die Zahl der ausländischen Besucher nach Lewis Angaben um rund drei Viertel auf 900 000. Den Rückgang bestätigt das Christian-Information-Center auch für katholische Gruppen. Das Zentrum in Jerusalem ist für die Reservierungen in Gottesdiensten an den katholischen heiligen Stätten im Heiligen Land zuständig. Weniger als 2000 Gruppen buchten 2024 einen Gottesdienstort, sagte die Franziskanerschwester Naomi Zimmermann. Der Rekord aus dem Jahr 2019 liegt bei rund 16 000 Gruppen.
Beruhigung nicht in Sicht
Kirchliche Gästehäuser und Christen, die von Pilgern leben, beklagen seit Monaten die katastrophale Lage. Vor allem Häuser in europäischer Trägerschaft wie das Österreichische Hospiz, die Dormitio-Abtei oder die Gästehäuser des Deutschen Vereins vom Heiligen Lande in Jerusalem und Tabgha mühen sich, ihre einheimischen Angestellten zu halten, die meist kein Arbeitslosengeld erhielten.
Im Norden hatte sich die Lage seit dem Herbst verschärft. Kamen zu Beginn des Jahres und im Sommer neben einigen Solidaritätsreisegruppen auch noch Israelis, um am See Genezareth Entspannung zu finden, wurde das DVHL-Gästehaus in Tabgha im September vorübergehend geschlossen, berichtet Leiter Georg Röwekamp. Ausschlaggebend seien die Sicherheitslage und die Verantwortung für die Gäste gewesen.
Die Aussichten für 2025 bleiben schlecht. „Der Tourismus ist das erste, das vom Krieg getroffen wird, und das letzte, das sich erholt“, sagt Lewi. Die Entwicklung der Lage lasse sich schwer voraussagen, und es dauere „nach einer Beruhigung erfahrungsgemäß bis zu einem Jahr, bis die Pilger und Pilgerinnen in nennenswerter Zahl wiederkommen“, so Röwekamp. Lewi sagt, der Fokus liege darauf, den Kontakt mit allen Partnern im religiösen Tourismus aufrecht zu erhalten, um nach einer Beruhigung der Lage wieder einsteigen zu können. (Andrea Krogmann/KNA)