Donnerstag, 27. April 2023
Im Tal der Mönche
Die Klosterkirche Eußerthal feiert 2023 ihr 875-jähriges Bestehen
Eußerthal bei Annweiler ist ein kleiner Ort mit großer Vergangenheit. Hier stand einst ein florierendes Zisterzienser-Kloster, dessen Mönche viel zur Urbarmachung des Landes beigetragen haben. Nun feiert die Klosterkirche Jubiläum.
Im Jahr 1148 wurde die Zisterzienser-Abtei vom Ritter Stephan von Mörlheim gestiftet. Die Mönche, die das Kloster nach seiner Fertigstellung besiedelten, kamen aus dem Zisterzienser-Kloster Villers-Bettnach in der Nähe von Metz in Lothringen, das seinerseits erst 1134 gegründet worden war als Tochterkloster des in Burgund gelegenen Klosters Morimond, eine Tochtergründung von Citeaux, dem Ursprung des Zisterzienserordens.
Dieses System der Ausbreitung durch Tochtergründungen, die jeweils ihrem Mutterkloster verbunden blieben (Filiation), war typisch für die straffe zentralistische Organisation des Ordens. Mitten im Pfälzerwald war das Ziel der Klostergründung die Urbarmachung des Landes. Im Jahr 1186 stellte Kaiser Friedrich Barbarossa das Kloster unter Reichsschutz. In der Folge wurde es sehr vermögend durch zahlreiche Landschenkungen. Ihm gehörten etwa begehrte Weinlagen der Südpfalz. Kaiser Barbarossa muss die Mönche sehr geschätzt haben, denn sie wirkten nicht nur als Kapläne auf der Reichsburg Trifels, sondern er – und seine Nachfolger – vertraute ihnen auch die Bewachung der Reichskleinodien auf dem Trifels an.
Ebenso rasch, wie das Kloster erblüht war, verlor es nach dem 13. Jahrhundert wieder an Bedeutung. Es gab mehrere Plünderungen im 15. Jahrhundert, in den Bauernkriegen wurde es nach einer weiteren Plünderung 1525 in Brand gesetzt, dann 1552 wieder aufgebaut, aber bereits 1561 vom Pfälzer Kurfürsten Friedrich III., einem eifrigen Anhänger der Reformation, aufgelöst. Spätere Versuche im 17. und 18. Jahrhundert, das Kloster wieder aufleben zu lassen, scheiterten.
Die Klosterkirche wurde in ihrer heutigen Form ab etwa 1220 gebaut und 1262 geweiht. Baugeschichtlich bewegt sie sich zwischen Spätromanik und Frühgotik. Auch ihr Schicksal war wechselhaft. Vom ursprünglichen Bau haben Chor, Querschiff und das erste Joch des Langhauses überlebt. Sie vermitteln noch eine Vorstellung von der ursprünglich dreischiffigen Pfeilerbasilika mit Querschiff.
Vom Kloster selbst steht nichts mehr. Als die Pfarrei 1709 neu errichtet wurde, wurde die Kirche als Pfarrkirche eingerichtet. Sie hat heute den Charakter eines Zentralbaus, ihre hervorragende Akustik ist ideal für Konzerte. Kirchenpatron ist der Heilige Bernhard von Clairvaux, Gründer des Zisterzienserordens. 1808 verlor die Pfarrei ihre Selbstständigkeit und wurde Filiale von Albersweiler. Inzwischen gehört sie zur Pfarrei Heilige Elisabeth Annweiler.
Zum 875-jährigen Jubiläum wird am 7. Mai ein ökumenischer Gottesdienst mit Bischof Karl-Heinz Wiesemann gefeiert, danach findet ab 11 Uhr rund um die Kirche ein Bauernmarkt statt mit Ritterlager, Streichelzoo und Musik.
Kontakt
Pfarrei Heilige Elisabeth Annweiler
Telefon (06346) 9895680
Pfarramt.Annweiler@bistum-speyer.de
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