Redaktion der pilger

Donnerstag, 16. Juni 2011

Viel Hoffnung ruht auf Projektpfarreien

Austausch im Stuhlkreis: Die Verantwortlichen der Projektpfarreien besprachen erste Schritte der Umsetzung von „Gemeindepastoral 2015“. Foto: pil

„Gemeindepastoral 2015“ im Testlauf: Erstes Treffen der Gemeindeverantwortlichen – Eine weitere Modellpfarrei gibt es in Kaiserslautern

Ab sofort beginnt in den ausgewählten „Modellpfarreien“ die Erprobung des Seelsorgekonzeptes „Gemeindepastoral 2015“ des Bistums Speyer. Mit rund 100 ehren- und hauptamtlich Verantwortlichen aus den Projektpfarreien „Germersheim“, „Homburg 1“, „Kaiserslautern 2“ sowie „Queidersbach“ hat das Bischöfliche Ordinariat am 8. Juni in Kaiserslautern die vierjährige Testphase gestartet. Zuvor war bekanntgegeben worden, dass mit „Kaiserslautern 2“ eine vierte Projektpfarrei hinzukommt: Zu dieser neuen Seelsorgeeinheit werden die jetzige Innenstadtpfarrei St. Martin sowie Morlautern, Enkenbach, Alsenborn, Mehlingen und Erzhütten gehören. Die anderen Projektpfarreien waren bereits im Mai benannt worden.

Beim Auftakttreffen im Edith-Stein-Haus waren unter anderem Seelsorgerinnen und Seelsorger, die Vorsitzenden der Pfarrgemeinderäte und die stellvertretenden Vorsitzenden der Verwaltungsräte anwesend. Mitarbeiter aus dem Arbeitsgruppen (AG) zum Prozess 2015 informierten über die ersten Schritte in der Projektphase – vordringlich ist zum Beispiel die Vorbereitung der Wahlen im November, die nach dem neuen Konzept erfolgen sollen. Nach der Wahl wird es in den Projektpfarreien somit einen Pfarreirat, einen Verwaltungsrat und mehrere Gemeindeausschüsse geben – was 2015 dann flächendeckend fürs Bistum gilt. 

In Kürze müssen in den Projektpfarreien einige Entscheidungen getroffen werden: „Die Zahl der Sitze im Pfarreirat wird – in einem bestimmten Rahmen – von den Pfarreien selbst festgelegt“, sagt Marius Wingerter von der AG „Pastorale Räte“. Grundsätzlicher ist die Klärung, welche bisherigen Pfarreien und Filialen als künftige Gemeinden unter das „Dach“ der neuen Pfarrei schlüpfen. „Diese Entscheidungen sollen je nach den Gegebenheiten möglichst vor Ort getroffen werden“, betont Generalvikar Dr. Franz Jung. 

Während des Testlaufs sollen die Projektfarreien viele Details des 2015-Konzepts unter die Lupe nehmen. „Wir wollen eine lernende Organisation sein und im Miteinander Neues entwickeln“, sagt Dr. Thomas Kiefer, der seitens des Ordinariates Projektleiter ist. „Wir möchten Mut machen, in der Seelsorge neue Wege zu gehen und etwas zu wagen.“ Ein Ziel sei, eine „fruchtbare Seelsorge“ zu entwickeln, die auch Menschen außerhalb der klassischen Kerngemeinde erreicht.

Beim Experimentieren erhielten die Projektpfarreien größtmögliche Unterstützung, sichert Thomas Kiefer zu. Im Lauf des Abends stellten sich den Pfarreiverantwortlichen die Zweier-Teams der Gemeindeberatung vor, die den Prozess vor Ort für mindestens zwei Jahre intensiv begleiten werden – eine Verlängerung dieser Begleitung sei möglich. 

Die Projektpfarreien werden außerdem in enger Vernetzung mit den jeweiligen „Gemeindepastoral“-AGs arbeiten, um sich über Erfahrungen auszutauschen und das Konzept weiterzuentwickeln. Daher könnten sich Rahmenbedingungen im laufenden Testprozess verändern, betont Kiefer. Für den Ausgangspunkt wurden aber bereits einige Bedingungen gesetzt. Etwa, so erläutert Wolfgang Jochim von der AG „Pfarrbüro“, die Zusammenlegung aller Pfarrbüros einer Projektpfarrei zum 30. Juni 2012 auf ein Zentralbüro. Gleichzeitig sollen Vor-Ort-Kontaktstellen eingerichtet werden. „Die Pfarreien entscheiden, in welchen der Orte das jeweils ist und mit welchen Öffnungszeiten.“

Den Personaleinsatz in den Projektpfarreien legt Domkapitular Josef D.  Szuba dar. So soll der Leitende Pfarrer mit mindestens 25 Prozent in der Seelsorgsarbeit tätig sein – in Verwaltungsaufgaben sollen dem Pfarrer auch hauptamtliche Fachleute zur Hand gehen. Der Kooperator, der möglichst am Pfarrsitz wohnen wird, habe seine Aufgaben vor allem in der Sakramentenspendung. Insgesamt sollen größere Teams entstehen mit drei oder vier Seelsorgern. Die geplante personelle Ausstattung sorgt speziell in der Projektpfarrei Germersheim für Unzufriedenheit – für die rund 10500 Katholiken dort ist zusätzlich zum Leitenden Pfarrer ein Kooperator mit halbem Stellenumfang vorgesehen, bislang sind dort zwei Pfarrer in drei Pfarreien tätig. 

Trotz dieser Unstimmigkeiten, die sich an diesem Abend nicht klären lassen, und trotz mancher offenen Frage, ist Aufbruchstimmung beim Treffen der „Testkandidaten“ spürbar.  „Alle, die heute hier sind, haben ja ein großes Interesse daran, dass es vorwärts geht mit den Gemeinden und mit der Kirche“, sagt Peter Goßner, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates in Morlautern. Die engagierten Laien seien guten Willens, aber sie wollten eben gefragt werden, bevor Entscheidungen fielen. Sorgen macht sich der Ehrenamtliche in zwei Punkten: „Schafft das ein Leitender Pfarrer alles? Und: Wie schaffen wir es, die Basis mitzunehmen? Denn vielen ist das vollkommen egal.“ Goßner rechnet damit, „dass da einige in den Gemeinden abspringen werden“. Aber trotzdem könne es hinhauen mit dem Erneuerungsprozess. Das Auftakttreffen habe ihm gezeigt, dass „viele mit Herz und Seele dabei sind“. 

Generalvikar Jung bestärkt die Anwesenden, sich mutig auf Neues einzulassen. Zugleich dankt er den Pfarreiverantwortlichen für die Bereitschaft, sich auf das Experiment einzulassen. Auf der Projektphase ruhe eine große Hoffnung: „Was Sie ausprobieren, ist sehr wichtig für das Bistum. Sie setzen etwas in Bewegung, das wir gemeinsam schaffen wollen.“ Auch im Speyerer Ordinariat habe man die Erfahrung gemacht, dass die Arbeit an „Gemeindepastoral 2015“ abteilungsübergreifend ein „Zusammenrücken“ bewirkt und eine Bewegung angestoßen habe.

(hm)

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