Redaktion der pilger

Mittwoch, 06. Oktober 2010

Grundschüler werden vielfach gefördert und betreut

In der Freiwilligen Ganztagsschule in Homburg-Erbach haben die Kinder genügend Raum zum Lernen und Spielen. – Ausführliche Informationen zur Freiwilligen Ganztagsschule gibt es bei Monika Schuster, E-Mail: Monika.Schuster@bistum-speyer.de

Im Dekanat Saarpfalz sind mehrere Kirchengemeinden Kooperationspartner der Freiwilligen Ganztagsschule.

Die neunjährige Esrachalil liebt das Rollenspielzimmer. Dort kann sie sich mit ihren Freundinnen so richtig schön verkleiden, denn es gibt bunte Tücher und Gewänder. Cedric findet es toll, dass ihn jemand bei den Hausaufgaben unterstützt. Denn vor allem in der Rechtschreibung hat er so einige Schwächen. Wenn die Schularbeiten erledigt sind und das Wetter es erlaubt, zieht es den Neunjährigen nach draußen ins Freie. „Da kann ich mit meinem Freund Daniel so richtig schön herumtoben.“ Daniel ist Cedrics bester Freund. Er hat ihn hier in der Freiwilligen Ganztagsschule (FGTS) in Homburg-Erbach kennengelernt. 

Seit gut einem Jahr gibt es die Freiwillige Ganztagsschule Langenäcker mitten im sozialen Brennpunkt des Homburger Stadtteils. Das Besondere: Die beiden großen Kirchen sind bei diesem Projekt mit im Boot und treten als Kooperationspartner in Erscheinung. Seit diesem Schuljahr 2010/2011 stehen ca. 80 Plätze zur Verfügung, davon rund 20 in evangelischer und 60 in katholischer Trägerschaft der Pfarrei Maria vom Frieden. Betreut werden die Kinder der katholischen Gemein­de, die in drei Gruppen unterteilt sind, in eigens geschaffenen Räumlichkeiten der Grundschule Langenäcker. 

Die Lehrer übernehmen die Hausaufgabenhilfe

Dort essen sie nach dem Unterricht nicht nur zu Mittag, sondern sie erhalten auch eine qualifizierte Hausaufgabenhilfe durch das Lehrpersonal. Dabei ist von Montag bis Freitag ein Lehrer der Grundschule zwei Stunden lang für eine Gruppe zuständig. Zusätzlich kümmern sich drei Erzieherinnen in insgesamt 70 Stunden pro Woche um die Jungen und Mädchen. Wichtig bei diesem Modell: Es gibt ein pädagogisches Konzept, so dass die Kinder nicht einfach nur betreut, sondern auch gefördert werden, etwa in sprachlicher Hinsicht. „50 Prozent unserer Schützlinge haben einen Migrationshintergrund“, weiß Erzieherin Natalie Vincentini. „Deshalb üben wir mit ihnen auf spielerische Weise Deutsch.“

Daneben können die Grundschüler an einem Tag pro Woche kochen und backen lernen und werden so an die Ernährung herangeführt. Aber auch bas­teln, das Ausprobieren neuer Spiele sowie Sport stehen während der Woche auf dem Nachmittagsprogramm. Zusätzlich gibt es genügend Gelegenheiten, um nach Herzenslust zu spielen und zu toben oder sich einfach nur auszuruhen. Die farbig-bunt gestalteten Räumlichkeiten bieten beste Voraussetzungen, damit sich die Kinder rundherum wohlfühlen können. Dabei wur­de bei der Ausstattung auf die Wünsche der Grundschüler eingegangen. So gibt es ein Kreativzimmer zum Basteln und Kneten, ein Raum zum Spielen mit Leseecke sowie einer zum Verkleiden für Rollenspiele. Die Hausaufgaben werden, aufgeteilt nach Jahrgangsstufen, in den Klassenräumen gemacht. Daneben steht ein Speiseraum sowie eine kleine Küche zur Verfügung. Und selbst den langen und breiten Flur nehmen die Kinder zum Rennen und Toben in Beschlag. Dort steht auch jedem Kind ein Spint zur Verfügung zum Verstauen der persönlichen Sachen. Regelmäßig bietet der Gemeindereferent der Pfarrei Projekte zum Kirchenjahr an, etwa an Nikolaus oder während der Adventszeit. Eine stundenweise Hilfskraft erledigt zudem hausmeisterliche Arbeiten und eine weitere mit pädagogischer Ausbildung unterstützt die Lehrkräfte. 

Die Freiwillige Ganztagsschule ist mit Ausnahme der Wochenenden täglich bis 16.30 Uhr geöffnet. In den Ferien gibt es ein eigenes Programm. Lediglich in den Sommerferien schließt die FGTS für drei Wochen ihre Pforten. Dass das Konzept aufgeht, war bereits nach einem Jahr spürbar. „Aufgrund der gezielten Förderung ist bei den Kindern eine deutliche Entwicklung zu sehen“, kann Erzieherin Natalie Vincentini beobachten. „Sie sind selbständiger geworden und stolz, wenn ihnen Verantwortung übertragen wird – etwa beim Kochen.“ Monika Mathieu, Leiterin der Kindertagesstätte Maria vom Frieden und der Freiwilligen Ganztagsschule, ist überzeugt, dass die Zusammenarbeit mit der Grundschule intensiver und offener geworden ist, „weil die Lehrer Einblicke in unsere Arbeit erhalten“. Und  Schulleiterin Nicole Trapp sieht teilweise Verbesserungen bei den schulischen Leistungen. Allerdings mahnt sie an, dass es mit der Hausaufgabenhilfe alleine nicht getan sei. Vielmehr müssten die Eltern mit ihren Kindern zusätzlich zuhause üben. 

Nach Ansicht von Axel Brecht, Seelsorger der Pfarrei Maria vom Frieden, muss die Kirche an der Seite der Menschen stehen, die in Not sind, und in die Gesellschaft hineinwirken. Deshalb liegt es für ihn auf der Hand, dass seine Gemeinde mit der FGTS kooperiert. „Denn nur in Zusammenarbeit mit Partnern vor Ort kann es gelingen, dass sich die soziale Situation in unserem Stadtteil verändert.“ Die finanzielle Investition lohne sich – auch volkswirtschaftlich –, da ein Heimplatz viel teurer wäre. 

Kosten für die Pfarrgemeinden sind geringer als beim Kinderhort

Die Kosten für die Pfarrgemeinde seien sogar geringer als beim Kinderhort, der Vorgängereinrichtung in Trägerschaft der Pfarrei. Denn während der Anteil an den Personalkosten beim Hort rund 13 Prozent betrugen, „sind sie jetzt aufgrund verschiedener Fördermittel des Saarlandes sowie des Saarpfalz-Kreises nahezu gedeckt“. So werden etwa die Sachkosten komplett von der öffentlichen Hand übernommen. Und pro Gruppe und Schuljahr gibt es zusätzlich 5000 Euro an Landesmitteln. Mit Beginn dieses Schuljahres 2010/2011 ist die Freiwillige Ganztagsschule für die Eltern beitragsfrei. Zuvor mussten sie pro Platz und Monat 60 Euro bezahlen. Die Finanzierungslücke schließt das Saarland durch höhere Zuschüsse. 

Bei der FGTS fließen erstmals Gelder des Landes, die für die Schule bestimmt sind, und finanzielle Mittel der Jugendhilfe in den Nachmittagsbereich. In Blieskastel-Lautzkirchen wur­de das Modell 2007 erstmals umgesetzt. Die Trägerschaft der FGTS übernahm die dortige Pfarrei St. Mauritius. Eine Rahmenvereinbarung zwischen dem Landrat des Saarpfalzkreises und dem zuständigen Bildungsministerium schuf die entsprechenden Voraussetzungen. Dem Abkommen gingen intensive Gespräche voraus, an der sich auch die katholische Kirche sehr stark beteiligte. Außer in Blieskastel-Lautzkirchen und in Homburg-Erbach gibt es im Dekanat Saarpfalz drei weitere Kooperationsmodelle in Trägerschaft der katholischen Kirche, und zwar in Blieskastel-Niederwürzbach, Reinheim und Homburg-Kirrberg.

Die katholische Kirche kann Menschen aller Milieus erreichen 

„Durch die Kooperation mit Ganztagsschulen hat die katholische Kirche die Chance, Menschen aller Milieus zu erreichen und die Gesellschaft aktiv mitzugestalten“, unterstreicht Monika Schuster, Referentin der Koordinationsstelle für Ganztagsschularbeit im Bischöflichen Ordinariat Speyer. Gemeinsam mit der Fachberatung des Diözesan-Caritasverbandes berät sie in fachlicher Hinsicht die katholischen Maßnahmenträger und die Erzieherinnen in der FGTS. Hans-Josef Daubaris, zuständig für die Jugendhilfeplanung im Jugendamt des Saarpfalz-Kreises in Homburg, ist von der qualitativ guten Arbeit der Kirchen in diesem Bereich überzeugt. „Die Plätze sind überall fast zu hundert Prozent belegt.“ Nach seiner Ansicht biete die FGTS den Kirchen auch die Möglichkeit, ehrenamtliche Mitarbeiter für die Gemeinden zu gewinnen.

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