Freitag, 17. Mai 2024
Pfälzer Kirchen: Aufstehen und Flagge zeigen
„Aufstehen für Menschenwürde und Demokratie“ so nennen das Bistum Speyer und die Evangelische Kirche der Pfalz ihre gemeinsame Initiative im Vorfeld der Wahlen. Am 17. Mai haben Bischof Dr. Wiesemann und Kirchenpräsidentin Wüst die erste Flagge der Kampagne vor dem Speyerer Dom gehisst.
„Aufstehen für Menschenwürde und Demokratie“ so nennen das Bistum Speyer und die Evangelische Kirche der Pfalz ihre gemeinsame Initiative im Vorfeld der Wahlen. Am 17. Mai haben Bischof Dr. Wiesemann und Kirchenpräsidentin Wüst die erste Flagge der Kampagne vor dem Speyerer Dom gehisst.
Bischof Karl-Heinz Wiesemann erinnerte in der mit Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst geführten Ansprache an den Tag des Kriegsendes 1945 und der Befreiung, der am 8. Mai begangen wurde, und schlug einen Bogen zum Grundgesetz, das jetzt 75 Jahre alt werde. Dorothee Wüst sagte, in der Eltern-Generation sei die Erfahrung der Nazidiktatur und des Krieges lebendig gewesen. „Für sie war klar, dass ein neues Deutschland und ein neues Europa entstehen muss. Deshalb haben unsere Mütter und Väter, Großmütter und Großväter, unser Land neu aufgebaut: Als einen demokratisch-freiheitlichen Rechtsstaat.“
Mit Sorge blicke man „auf das Wiedererstarken extremistischer Kräfte, vor allem am rechten Rand. Auf Kräfte, die die Grundlagen unseres demokratischen Rechtsstaats zersetzen, das politische Klima vergiften und so die Gesellschaft spalten wollen“, so Bischof Wiesemann. Deshalb sei es umso wichtiger, dass es heute heißt: „Aufstehen! Aufstehen für die Werte, die sich aus unserem Glauben, unserem Menschenbild und unserer Vorstellung einer gerechten und solidarischen Gesellschaft ergeben.“ Zu oft, so die Kirchenpräsidentin, seien nun Begriffe und Sätze zu hören, „die wir nie wieder hören wollten. Populistische Reden, die einfache Lösungen für komplexe Herausforderungen verheißen und den Menschen vorgaukeln, ihre Sorgen und Ängste ernst zu nehmen, wo es in Wahrheit nur um den eigenen Machtzuwachs geht.“ Es werde von „Freiheit“ geredet, gemeint sei aber die Freiheit mancher. Diese Haltungen seien mit dem christlichen Glauben nicht vereinbar.
Wüst warb für eine Gesellschaft, die von Vielfalt lebt und nicht von Ausgrenzung. „Denn als Christinnen und Christen grenzen wir niemanden aus. Wir sind bereit zum Dialog mit allen. Auch und gerade mit denen, die in Sorge, verunsichert und mit uns auf der Suche nach tragfähigen gesellschaftlichen Lösungen sind.“ Die Kirchenpräsidentin betonte jedoch auch: „Aber wir grenzen uns entschieden ab von einer Politik, die sich dem konstruktiven Dialog verweigert und unser Miteinander zerstören will. Die menschenverachtend ist und sogar Gewalt gutheißt.“
Auch wählen gehen heißt Flagge zeigen
Im Vorfeld der Europa- und Kommunalwahl am 9. Juni warben die beiden Kirchenleitungen dafür, mit dem Urnengang Flagge zu zeigen für die, die einstehen für Menschenwürde, Freiheit, Demokratie und Solidarität. Bischof Wiesemann erinnerte daran, dass sowohl das Grundgesetz als auch der europäische Einigungsprozess stark von Christen geprägt worden sei. Es gelte nun, entschieden allen entgegenzutreten, „die die Würde von Menschen missachten und Hand anlegen an die Wurzeln unserer freiheitlichen Demokratie, unseres Rechtsstaats und unseres solidarischen Miteinanders“.
Spontan sprach auch die Speyerer Oberbürgermeistern Stefanie Seiler. Sie dankte für das Statement der Kirchen: „Die Aufstehen-Kampagne ist ein klares Zeichen und beweist Haltung. Wir politisch Verantwortliche wissen: es gibt einiges zu optimieren in Stadt, Land, im Bund und in Europa.“ Aber es gelte trotz dieses Verbesserungsbedarfs nicht den Parolen derer zu erliegen, die nur einfache Antworten für komplexe Probleme kennen. OB Seiler, Generalvikar Markus Magin sowie Oberkirchenrat Markus Jäckle hissten dann die zweite „Aufstehen“-Fahne.
Die Veranstaltung wurde von Pastoralreferent Dr. Markus Lamm (Dompfarrei) und dem evangelischen Speyerer Dekan Dr. Arne Dembek moderiert und schwungvoll vom Saxophon-Quartett „Famdüsax“ begleitet. Trotz Regen und Wind waren der Einladung zur Kampagnen-Eröffnung mehr als 100 Personen gefolgt, viele mit Regenschirmen und einige mit Europa- oder Regenbogen-Fahnen ausgestattet. (is/hm)